Liebe Diözesanfamilie!
Schwestern und Brüder im Herrn!
Wenn man die Biografie des heiligen Martin, die Vita Martini, die der römische Schriftsteller und Historiker Sulpicius Severus uns hinterlassen hat, sorgfältig liest, kristallisieren sich drei Persönlichkeitsmerkmale des Heiligen besonders stark heraus. Das erste Merkmal: Martin von Tours war ein Mensch, der nach innen gekehrt war und der aus einer echten und tiefen Liebe zu Gott lebte. Er wusste, welche Kraft dem Menschen aus der Quelle der Stille und des Gebetes erwachsen kann. Als Bischof in bewegten Zeiten konnte er sein weltzugewandtes Missionsapostolat und sein tatkräftiges gesellschaftliches Engagement wohl nur aus dieser inneren Kraftkammer heraus bewältigen.
Damit in engem Zusammenhang steht das zweite Merkmal seiner Persönlichkeit: Weil Martinus tief in sich selbst hineinsah, kannte er die geistigen und psychischen Kräfte, die im Menschen oft einander entgegengesetzt wirken und dabei oft zu Bedrängnis führen können. Ähnlich wie der heilige Ignatius von Loyola beherrschte auch Martinus die „Unterscheidung der Geister“ und wusste, was dem Menschen Heil bringt und ihn näher zu Gott hin führt, aber auch, was den Menschen von Gott wegführen kann. Martinus hatte dabei ein untrügliches Gespür für das Wesentliche, für neue Wege, die zu gehen waren, im persönlichen Leben wie in Kirche und Gesellschaft. Deshalb konnte er in einer Zeit größter gesellschaftlicher und kultureller Umbrüche so bahnbrechend wirken, weil er sich nicht an das Gewohnte klammerte, sondern im Glauben tief verwurzelt höheren Notwendigkeiten folgte. Dadurch bleibt er ein zeitloser Heiliger.
Ich komme damit zum dritten, wohl bekanntesten Merkmal unseres Heiligen: zur Solidarität mit den Mitmenschen. So ist der Akt des Mantelteilens der Generalakt, in dem der Geist des Martinus am reinsten sichtbar wird. Auch wenn es jene Tat ist, für die alle Welt den heiligen Martin liebt, weil sie so sympathisch ist und sie uns so emotional anspricht, sind die emotionale Schwärmerei und das unkontrollierte Gefühl dem heiligen Martin fremd gewesen. Der Soldat Martinus hatte gesehen, dass die anderen Menschen kein Erbarmen mit dem frierenden Bettler zeigten und einfach weitergingen. Da verstand er, vom Geist Gottes erfüllt, dass der Bettler ihm, Martinus, persönlich zugewiesen war. Dieses Verstehen ist kein sentimentaler, sondern ein zutiefst bewusster und verstandesgeleiteter Akt. Im Bettler begegnete er persönlich Christus, der uns im Evangelium sagt: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“
Warum weise ich auf diese Eigenschaften des heiligen Martin hin? Weil sie der überzeitliche und ewig aktuelle Beitrag dieses Mannes an unseren Glauben und an unsere Welt sind. Martinus lebte vor 1.600 Jahren, doch sein Wesen und sein Vermächtnis deuten weit in die Zukunft. Sein Leben, das ganz auf Christus verweist, ist Vorbild, wie wir gerade heute den Wunden einer politisch, ökonomisch und ökologisch blutenden Welt begegnen können, um ihr Heilung zu bringen:
- Suchen wir daher wie Martinus Einkehr, Besinnung und das Gespräch mit Gott im Gebet in einer immer lauter werdenden Welt, die uns mit ihren falschen Heilsversprechungen der Gier und des Besitzes zunehmend zu manipulieren versucht! Erforschen wir dabei unser Gewissen und erkennen wir, dass die Veränderung der Welt, die Jesus wollte, nur bei uns selber und der eigenen Umkehr beginnen kann!
- Blicken wir wie Martinus tief in uns hinein und lernen wir das Notwendige vom Verzichtbaren zu unterscheiden! Klammern wir uns nicht an das Gewohnte, wo es nicht mehr aufrechtzuerhalten ist. Erkennen wir in den Herausforderungen, die die gesellschaftlichen Umbrüche der letzten Jahrzehnte auch in Bezug auf unsere Kirche und unsere Pfarrgemeinden mit sich bringen, Gottes persönlichen Anruf an unseren Einsatz und an unsere Kreativität. Die Art und Weise, wie Menschen ihren Glauben suchen, finden und leben, hat sich wesentlich verändert. Es bedarf nun neuer Wege im Leben unserer Kirche, in denen jeder Getaufte seinen Auftrag und seinen Anteil am Aufbau des Reiches Gottes erkennt. Dabei ist es Gott selbst, der in und durch alle Krisen in uns am Wirken ist und uns helfen wird, diese neuen Wege zu finden.
- Blicken wir schließlich wie Martinus auf die uns umgebende Welt. Erkennen wir die Sorgen und Nöte anderer und seien wir innovativ, wo es darum geht, praktische Solidarität zu üben! Solidarität und Verzicht, wie Martinus ihn uns vorgelebt hat, werden auch auf unserem neuen diözesanen Weg wesentlich sein, um die Teilnahme der Gläubigen am kirchlichen Leben, um den verantwortungsbewussten Umgang mit vorhandenen Ressourcen und die Gründung neuer Gemeinschaften zu verstärken. Unsere Diözese braucht mehr Martinus! Unser Land braucht mehr Martinus! Die Welt braucht mehr Martinus! Und wir alle, ein jeder einzelne von uns, brauchen mehr Martinus! Möge uns Gott in seiner Gnade dies auf die Fürsprache des heiligen Martin hin gewähren!
Schwestern und Brüder im Herrn!
Wenn man die Biografie des heiligen Martin, die Vita Martini, die der römische Schriftsteller und Historiker Sulpicius Severus uns hinterlassen hat, sorgfältig liest, kristallisieren sich drei Persönlichkeitsmerkmale des Heiligen besonders stark heraus. Das erste Merkmal: Martin von Tours war ein Mensch, der nach innen gekehrt war und der aus einer echten und tiefen Liebe zu Gott lebte. Er wusste, welche Kraft dem Menschen aus der Quelle der Stille und des Gebetes erwachsen kann. Als Bischof in bewegten Zeiten konnte er sein weltzugewandtes Missionsapostolat und sein tatkräftiges gesellschaftliches Engagement wohl nur aus dieser inneren Kraftkammer heraus bewältigen.
Damit in engem Zusammenhang steht das zweite Merkmal seiner Persönlichkeit: Weil Martinus tief in sich selbst hineinsah, kannte er die geistigen und psychischen Kräfte, die im Menschen oft einander entgegengesetzt wirken und dabei oft zu Bedrängnis führen können. Ähnlich wie der heilige Ignatius von Loyola beherrschte auch Martinus die „Unterscheidung der Geister“ und wusste, was dem Menschen Heil bringt und ihn näher zu Gott hin führt, aber auch, was den Menschen von Gott wegführen kann. Martinus hatte dabei ein untrügliches Gespür für das Wesentliche, für neue Wege, die zu gehen waren, im persönlichen Leben wie in Kirche und Gesellschaft. Deshalb konnte er in einer Zeit größter gesellschaftlicher und kultureller Umbrüche so bahnbrechend wirken, weil er sich nicht an das Gewohnte klammerte, sondern im Glauben tief verwurzelt höheren Notwendigkeiten folgte. Dadurch bleibt er ein zeitloser Heiliger.
Ich komme damit zum dritten, wohl bekanntesten Merkmal unseres Heiligen: zur Solidarität mit den Mitmenschen. So ist der Akt des Mantelteilens der Generalakt, in dem der Geist des Martinus am reinsten sichtbar wird. Auch wenn es jene Tat ist, für die alle Welt den heiligen Martin liebt, weil sie so sympathisch ist und sie uns so emotional anspricht, sind die emotionale Schwärmerei und das unkontrollierte Gefühl dem heiligen Martin fremd gewesen. Der Soldat Martinus hatte gesehen, dass die anderen Menschen kein Erbarmen mit dem frierenden Bettler zeigten und einfach weitergingen. Da verstand er, vom Geist Gottes erfüllt, dass der Bettler ihm, Martinus, persönlich zugewiesen war. Dieses Verstehen ist kein sentimentaler, sondern ein zutiefst bewusster und verstandesgeleiteter Akt. Im Bettler begegnete er persönlich Christus, der uns im Evangelium sagt: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“
Warum weise ich auf diese Eigenschaften des heiligen Martin hin? Weil sie der überzeitliche und ewig aktuelle Beitrag dieses Mannes an unseren Glauben und an unsere Welt sind. Martinus lebte vor 1.600 Jahren, doch sein Wesen und sein Vermächtnis deuten weit in die Zukunft. Sein Leben, das ganz auf Christus verweist, ist Vorbild, wie wir gerade heute den Wunden einer politisch, ökonomisch und ökologisch blutenden Welt begegnen können, um ihr Heilung zu bringen:
- Suchen wir daher wie Martinus Einkehr, Besinnung und das Gespräch mit Gott im Gebet in einer immer lauter werdenden Welt, die uns mit ihren falschen Heilsversprechungen der Gier und des Besitzes zunehmend zu manipulieren versucht! Erforschen wir dabei unser Gewissen und erkennen wir, dass die Veränderung der Welt, die Jesus wollte, nur bei uns selber und der eigenen Umkehr beginnen kann!
- Blicken wir wie Martinus tief in uns hinein und lernen wir das Notwendige vom Verzichtbaren zu unterscheiden! Klammern wir uns nicht an das Gewohnte, wo es nicht mehr aufrechtzuerhalten ist. Erkennen wir in den Herausforderungen, die die gesellschaftlichen Umbrüche der letzten Jahrzehnte auch in Bezug auf unsere Kirche und unsere Pfarrgemeinden mit sich bringen, Gottes persönlichen Anruf an unseren Einsatz und an unsere Kreativität. Die Art und Weise, wie Menschen ihren Glauben suchen, finden und leben, hat sich wesentlich verändert. Es bedarf nun neuer Wege im Leben unserer Kirche, in denen jeder Getaufte seinen Auftrag und seinen Anteil am Aufbau des Reiches Gottes erkennt. Dabei ist es Gott selbst, der in und durch alle Krisen in uns am Wirken ist und uns helfen wird, diese neuen Wege zu finden.
- Blicken wir schließlich wie Martinus auf die uns umgebende Welt. Erkennen wir die Sorgen und Nöte anderer und seien wir innovativ, wo es darum geht, praktische Solidarität zu üben! Solidarität und Verzicht, wie Martinus ihn uns vorgelebt hat, werden auch auf unserem neuen diözesanen Weg wesentlich sein, um die Teilnahme der Gläubigen am kirchlichen Leben, um den verantwortungsbewussten Umgang mit vorhandenen Ressourcen und die Gründung neuer Gemeinschaften zu verstärken. Unsere Diözese braucht mehr Martinus! Unser Land braucht mehr Martinus! Die Welt braucht mehr Martinus! Und wir alle, ein jeder einzelne von uns, brauchen mehr Martinus! Möge uns Gott in seiner Gnade dies auf die Fürsprache des heiligen Martin hin gewähren!