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Theologe: Neuer Pastoraler Weg erkennt die "Zeichen der Zeit"

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Renommierter Pastoraltheologe, -psychologe und -soziologe Christoph Jacobs (Paderborn) gab im Rahmen der Festakademie zum Martinsfest "Orientierungspunkte" für den Neuen Pastoralen Weg der Diözese Eisenstadt – Pastoral der Zukunft geschieht "auf Augenhöhe" und mit dem "Charisma der Zeitgenossenschaft"

Mit dem Neuen Pastoralen Weg hat die Diözese Eisenstadt "die Zeichen der Zeit erkannt und nimmt die Umbrüche, die Abbrüche, aber auch die Aufbrüche ernst": Das sagte der bekannte Pastoraltheologe, -psychologe und -soziologe aus Paderborn, Christoph Jacobs, im Rahmen der Festakademie zum Martinsfest am Mittwoch in Eisenstadt. Jacobs nahm dabei vor allem den Neuen Pastoralen Weg als Versuch der Diözese, durch ein neu zu knüpfendes Netzwerk an Seelsorgeräumen zeitgemäße Antworten auf die Lebenswirklichkeiten der Menschen im 21. Jahrhundert zu finden, in den Blick. Der eingeschlagene Kurs sei "ein behutsamer und zugleich zielstrebiger Weg", so Jacobs.

Strukturwandel braucht spirituelle Verwurzelung
Als besondere Kennzeichen der burgenländischen Neuausrichtung der Seelsorge mit der Initiierung des diözesanen Pastoralen Weges seit September 2013 nannte der Theologe einerseits die "Vielzahl der bereits stattgefundenen und zukünftig geplanten Konsultationsprozesse", also die Einbindung und aktive Mitwirkung aller Diözesan-, Dekanats- und Pfarrebenen in dem eingeleiteten Strukturwandel. Andererseits sei das "ständige Bemühen um die Einheit von spiritueller Verwurzelung und struktureller Veränderung" maßgeblich für den Neuen Pastoralen Weg der Diözese. Denn Offenheit für die Zukunft und die Fähigkeit zum Aufbruch inmitten gesellschaftlicher Veränderungsprozesse sowie die Verankerung im spirituellen Wurzelgrund bedingen sich notwendig und wechselseitig, zeigte sich Jacobs überzeugt.

Diözese an "Nahtstelle Europas"
Der Experte für die Organisationsentwicklung in der Kirche hob vor allem das "spezielle Charisma" der Diözese Eisenstadt – "das Charisma der Zeitgenossenschaft"– hervor, das der seelsorglichen Neuausrichtung ein wesentlicher Orientierungspunkt sein solle. Als vergleichsweise sehr junge, mehrsprachige und aus vielen Kulturen bestehende Diözese liege sie "an der Nahtstelle zwischen dem Westen und Osten in Europa. Sie ist zwar nicht groß, aber was auch in Europa passiert: Sie spürt es schnell und deutlich", so Jacobs. Genau deshalb komme der Diözese Eisenstadt eine wichtige seismografische und zugleich multiplikatorische Wirkung zu, wenn es ihr gelinge, "auf die Herausforderungen der Zeit gute Antworten zu finden".

Hl. Martin als Programmfigur für Pastoralen Weg
"Das Charisma Ihrer Diözese ist die Verpflichtung auf das zukunftsträchtige Erbe eines großen Heiligen und das Charisma der christlichen Zeitgenossenschaft im Dienst der Menschen von heute", sagte der Vortragende der Festakademie zum Martinsfest in Eisenstadt und spielte damit freilich auf den burgenländischen Diözesan- und Landespatron an: den hl. Martin. Der Pannonische Heilige, ein "multikultureller und kulturverbindender Heiliger", könne die "natürliche Programmfigur oder Visionsgestalt für den Pastoralen Weg der Diözese Eisenstadt" werden.

"Asymmetrie der Macht hat in Kirche nichts zu suchen"
"Unter Berufung auf den hl. Martin gilt: die Pastoral der Zukunft ist eine Pastoral auf Augenhöhe. Eine Asymmetrie der Macht hat in der Kirche von heute nichts mehr zu suchen", betonte Jacobs, der auf den Darstellungswandel der berühmten Martinstat, den eigenen Mantel mit dem frierenden Bettler zu teilen, verwies. "In den ältesten erhaltenen Darstellungen steht der hl. Martin mit dem Bettler auf Augenhöhe: er steht dem Bettler von Angesicht zu Angesicht gegenüber!", so der Theologe. Das Bild eines auf hohem Ross sitzenden Martinus habe sich erst zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert aus politischen Motiven, nämlich eine "Asymmetrie der Macht", eine Herrschaftsstruktur zu zeichnen, entwickelt. "Die Kirche darf an keinem Punkt mehr von oben nach unten handeln, sondern muss die Begegnung mit den Menschen von heute, besonders mit den Bedürftigen, von Angesicht zu Angesicht suchen."

Nicht Selbstbespiegelung, sondern Dienst
Ziel aller pastoralen Strukturen und Entwicklungen sei die "Förderung von Spiritualität und der Dienst am Menschen, die Förderung von Gottes Nähe und der Menschennähe", so Jacobs. Dies könne nur gelingen, wenn sich die Kirche nicht selbst bespiegle, sondern den Pastoralen Weg als Dienst am Menschen begreife, um spirituelle Räume zu erschließen und zu vertiefen, "in denen Christus unter Berücksichtigung der Herausforderungen der gegenwärtigen Zeit sowie in Rück- und Neubesinnung auf das Evangelium erfahrbar wird".

42 neue Seelsorgeräume
Neuer Pastoraler Weg: Das ist der Titel jenes Prozesses, den die Diözese Eisenstadt zur seelsorglichen Neuausrichtung im September 2013 gestartet hat. Bis zum Jahr 2025 sollen schrittweise 42 neue Seelsorgeräume verwirklicht werden. Pfarren und Pfarrverbände sollen ein aus Teamarbeit und Eigenverantwortung, aus aktiver Partizipation und der gegenseitigen Hilfe im seelsorglichen Dienst geknüpftes Netzwerk bilden. Dabei werden die Pfarren strukturell bestehen bleiben, einen Verkauf von Kirchen wird es nicht geben.

Gemeinschaft engagierter Gläubiger
"Der Pastorale Weg der Diözese Eisenstadt ist kein Masterplan, keine Taktik und keine Strategie, sondern soll eine kooperative Pastoral der Gemeinschaft engagierter, mündiger Gläubiger auf den Weg bringen. Kirche muss sich dem geforderten Prozess der Weltdurchdringung öffnen, neue Räume eines lebendigen Glaubensbezugs im Geiste der Neuevangelisierung erschließen, die Laien als großen Schatz der Kirche sehen und selbst ein Leben der Einfachheit, der Demut, Hingabe und Authentizität leben", bringt Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics den Neuen Pastoralen Weg im Burgenland auf den Punkt.

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