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Als der Eiserne Vorhang löchrig wurde: Bischof Zsifkovics erinnert an die Lehrmeisterin Geschichte

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© Dominik Orieschnig
Am 27. Juni 1989, vor genau 27 Jahren, ging vom Burgenland aus ein Bild um die Welt: An diesem Tag schnitten der ungarische Außenminister Gyula Horn und sein österreichischer Amtskollege Alois Mock den Stacheldrahtzaun, knapp 2 Monate später wurde das Paneuropäische Picknick zu einem wichtigen Dominostein für den Fall des Eisernen Vorhangs – Bischof Zsifkovics: "Mauern des Ausgrenzens sollen Vergangenheit angehören"

"An diesen Tag erinnere ich mich, als ob er gestern gewesen wäre: Es war ein bewegender Moment und ein ganz entscheidender symbolischer Akt für den Abbau einer Grenze, die die Welt und die Menschen über Jahrzehnte hinweg spaltete": Jener Tag, der sich ganz genau im Gedächtnis von Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics eingeprägt hat und der ohne Zweifel einen wichtigen Platz im überindividuellen, zeitgeschichtlichen Bewusstseins Österreichs und des Burgenlandes, ja überhaupt der jüngeren Globalgeschichte einnimmt, ist der 27. Juni 1989. An diesem Tag und damit vor genau 27 Jahren schnitten der ungarische Außenminister Gyula Horn und sein österreichischer Amtskollege Alois Mock den Stacheldraht an der Grenze beider Länder durch. Damit wurde der über Jahrzehnte bestehende Eiserne Vorhang, der die Welt in zwei geopolitische Blöcke teilte, löchrig und durchlässig.

Gräben als falscher Weg für eine Friedensgemeinschaft
"Die Geschichte sollte uns allen als Lehrmeisterin dienen. Die Errichtung von Gräben, Mauern und Zäunen, die ausschließen und trennen, die spalten und abgrenzen, können nie der richtige Weg im Unterwegssein zu einer humanen Friedens- und Solidargemeinschaft, zu einem Freiheitsraum des Verbindenden und der Geschwisterlichkeit sein", betont Bischof Zsifkovics. Die Erinnerung an dieses bewegende Bild vom Durchlässig-Werden des Eisernen Vorhangs verdeutliche, dass die historische Zeiterfahrung in einem Sinnbildungsprozess stehe, in dem die Vergegenwärtigung des Gewesenen eine wichtige Orientierung im gegenwärtigen Handeln und für die Entwicklung vernünftiger Zukunftsperspektiven eröffne.

"Vergessen wir nicht den Wert der offenen Gesellschaft"
"Vergessen wir nicht, wie wenig selbstverständlich ein friedliches und freies Miteinander war und ist! Vergessen wir nicht, wie wertvoll eine offene, vielfältige Gesellschaft als freier Raum der Selbst- und Mitbestimmung ist – und wie sehr es sich lohnt, sich dafür einzusetzen! Vergessen wir nicht, wie viel Leid, Restriktion und Repression mit Gräben, Mauern und Stacheldraht verbunden ist, ob nun in konkreter physischer Form, als Ausdruck von Macht und Herrschaft oder als Trennendes in den Köpfen und Herzen der Menschen!", mahnt der Bischof.

Brücken bauen: Herzmuskel des Burgenlandes als Herzmitte Europas
Es sei gerade das Durchlässige, Verbindende und Brücken Bauende, was damals, am 27. Juni 1989 einen ersten Schritt tat, das gewissermaßen den "Herzmuskel des Burgenlandes als Herzmitte in Europa" auszeichne, verdeutlicht Bischof Zsifkovics 27 Jahre nach diesem historisch so bedeutsamen Akt. Die Weigerung des Bischofs im April d. J., auf einem kirchlichen Grundstück in Moschendorf an der Grenze zu Ungarn einen Anti-Migrations-Zaun durch das Österreichische Innenministerium errichten zu lassen, ist Ausdruck dieser Überzeugung.

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