© Pfarre Oberpullendorf |
Mit Wehmut, aber auch mit Zuversicht verabschiedet sich der Orden der Redemptoristen nach 80 Jahren in diesem Sommer aus Oberpullendorf: Mit einer von Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics zelebrierten Festmesse in den Sprachen aller drei in Oberpullendorf beheimateten Volksgruppen, also deutsch, ungarisch und kroatisch, am 26. Juni wurde das letzte Kapitel in der 80-jährigen Ordensgeschichte der Redemptoristen in der burgenländischen Gemeinde geschrieben. Nachdem bereits im Jahr 2001/02 feststand, dass die Wiener Provinz des Ordens das Kloster aus Personalmangel nicht mehr weiterbetreuen konnte, zugleich jedoch die Warschauer Provinz der Redemptoristen Ordensbrüder nach Oberpullendorf entsandte, wurde nun der endgültige Rückzug vollzogen.
Abschied in der Grundstimmung der Dankbarkeit
Eine tiefe Dankbarkeit war die Grundstimmung, die diesen Abschied prägte – eine Dankbarkeit, die Bischof Zsifkovics für die "große und tiefgehende geistige und geistliche Bereicherung, die der Ort und die Region durch die Seelsorge der Redemptoristen erfahren durfte", bekundete und zugleich eine Dankbarkeit, die die letzten Ordensleute P. Jan Walentek, P. Stanislaw Rutka und P. Henry Sitko für das langjährige Dasein hier im Burgenland zum Ausdruck brachten. Zugleich versicherten sie: "Wir werden auch weiterhin mit viel Mut und Zuversicht unseren Weg weiter gehen", so Jan Walentek, Stanislaw Rutka und Henry Sitko, die nun in andere Orte entsandt werden.
Geburtsstunde der Redemptoristen in Oberpullendorf
Am Anfang stand die Suche nach einer neuen Klosterniederlassung, aber auch die Ambition einer aufstrebenden Gemeinde nach einer eigenen Kirche: im Jahr 1935 fiel beides zusammen, als zwei Ordensangehörige der Redemptoristen aus Wien ins Burgenland kamen und Oberpullendorf als idealen Standort – auch angesichts einer wachsenden Bevölkerungszahl und der prosperierenden Entwicklung des Ortes – für ein Kloster entdeckten. So kaufte der Orden das Hotel Klemm und am 3. März 1935 zog ebendort der erste Redemptorist, P. Franz Smolik, ein.
Entwicklung mit Siebenmeilenstiefeln
Mit Siebenmeilenstiefel ging es weiter: Zwei junge Architekten, Otto Schottenberg und Adolg Kautzki, wurden mit der Planung für den Neubau einer großen Kirche beauftragt, die Grundsteinlegung erfolgte am 16. Juni 1935 und bereits am 10. November desselben Jahres wurde die Klemens-Maria-Hofbauer-Kirche von Kardinal Innitzer im Beisein von Bundespräsident Miklas und tausender Gläubiger eingeweiht. Laut Augenzeugen nahmen an der Feldmesse gut 7.000 Menschen teil, der Kardinal sprach von einem "Strom des Segens und der Freude".
Oberpullendorf wird eigenständige Pfarre
Als prosperierend lässt sich auch die Entwicklung der darauffolgenden Jahre attribuieren: Kirchenbänke wurden angeschafft, ein Altarkreuz errichtet, die ersten Glocken, die jedoch den Schrecken des Zweiten Weltkriegs zum Opfer fielen, wurden ebenso installiert wie die Kanzel, die Altarbilder und eine kleine Orgel. 1949, 14 Jahre nach der Gründung des Kollegs der Redemptoristen, wurde Oberpullendorf zu einer selbstständigen Pfarre erhoben. Anlässlich des 200. Geburtstags von Klemens Maria Hofbauer, der 1751 in Südmähren geboren wurde und 1820 in Wien als Priester und Angehöriger der Redemptoristen verstarb und 1909 heiliggesprochen wurde, erhielt die Pfarre zwei Reliquien des heiligen Klemens, der auch als Stadtpatron von Wien verehrt wird.
Dünne Personalressourcen verlangen Umbruch
Neue Glocken, eine neue große Orgel (1967), eine erste umfassende Kirchenrenovierung (1970) und weitere bauliche Adaptierungen und Modernisierungen zeugen von einer schöpferischen, tatkräftigen Entwicklung. Doch der priesterliche Personalmangel machte eine Strukturveränderung unvermeidlich. So kam es mit der Jahrtausendwende zur Fackelübergabe von der Wiener Provinz an die Warschauer Provinz der Redemptoristen, die sich bereit erklärte, Ordensleute nach Oberpullendorf zu entsenden.
Nach dem Verkauf von Kloster, Kirche und dem dazugehörigen Garten an die Diözese Eisenstadt im Frühjahr 2015 und dem Beschluss der Warschauer Provinz, sich mit Sommer 2016 aus dem Kloster Oberpullendorf zurückzuziehen, geht ein 80 Jahre andauerndes Kapitel der Ordensgeschichte im Burgenland zu Ende.