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Internationale Filmpremiere in Eisenstadt: Diözese feiert "Filmstar" Martin

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v.l.n.r.: Regisseur Fritz Kalteis, Produzent Michael Cencig (Metafilm),
Bischof Ägidius Zsifkovics, Pressesprecher Dominik Orieschnig,
Gerhard Klein (ORF) und Generalvikar Martin Korpitsch.
© Diözese Eisenstadt/Gossmann
Großes Kino am Mittwochabend im Eisenstädter Martinussaal: "Sankt Martin – Soldat, Asket, Menschenfreund", ein österreichisch-deutsch-französischer Film unter der Regie von Fritz Kalteis, beeindruckte das Premierenpublikum – Vor der Erstausstrahlung sowie im Dokumentarteil des Films zeigt Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics die Aktualität des burgenländischen Diözesan- und Landespatrons auf – ORF 2 zeigt den 52-minütigen Film im Rahmen von "kreuz und quer" am Dienstag, 15. November 2016, um 22.35 Uhr

Ein Soldat, der zum Heiligen und zur Ikone der Nächstenliebe wird, ein Heiliger, der zum "Filmstar" wird: Zum 1.700sten Geburtstag erobert der heilige Martin die Filmleinwand und wird zur zentralen Figur einer internationalen Filmproduktion, die am Mittwochabend im Martinussaal der Diözese Eisenstadt ihre Premiere feierte. "Sankt Martin – Soldat, Asket, Menschenfreund", eine österreichisch-deutsch-französische Produktion unter der Regie von Fritz Kalteis, begibt sich mit einer gelungenen Montage aus mehrdimensionalen spielfilmischen und dokumentarischen Elementen auf die Spuren des wohl bekanntesten Heiligen Europas, leuchtet Hintergründe und historische Kontexte seines bewegten Lebens aus und fängt die ungeheure wirkungsgeschichtliche Dichte bis hin zur Aktualität und Gegenwartsbrisanz des großen europäischen Brückenbauers und Heiligen ein.

Internationale Filmproduktion
"Sankt Martin – Soldat, Asket, Menschenfreund" ist eine von der Diözese Eisenstadt unterstützte Filmproduktion von Metafilm und Tellux-Film unter Beteiligung von ARTE, Bayerischem Rundfunk, ARD-alpha und ORF. Gefördert wurde der auch von der Diözese Rottenburg-Stuttgart unterstützte Film vom Fernsehfonds Austria und dem österreichischen Bildungsministerium. ORF 2 zeigt den 52-minütigen Film im Rahmen von "kreuz und quer" am Dienstag, dem 15. November 2016, um 22.35 Uhr.

Zsifkovics: "Mantelteilen" heute wichtiger denn je
"Selbst in die Turbulenzen einer historischen und gesellschaftspolitischen Zeitenwende hineingeboren und hineingeworfen wurde Martinus zu einem der wichtigsten Wegweiser eines christlichen Lebensentwurfs, einer Daseinsgestaltung im Zeichen der Nächstenlieben und Humanität. In seinem Handeln und Hoffen, in seinem Wirken und Beten verdichtet, konkretisiert und verwirklicht sich das Ineinander und die Wechselseitigkeit von Barmherzigkeit, Spiritualität und Solidarität – gerade im ‚Mantelteilen’ mit den Rändern der Gesellschaft, den Armen und Ausgeschlossenen, den Leidenden und Schutzsuchenden", so Bischof Ägidius J. Zsifkovics, der im Rahmen der Filmpräsentation die Aktualität des Martinus hervorhob.

Bischof: Überwindung des Eisernen Vorhangs als Martinsfest
Auch im Film selbst, und zwar innerhalb des dokumentarischen Teils, bringt der Diözesanbischof den handlungsleitenden, Grenzen überwindenden Glauben des heiligen Martin zur Sprache: Gerade an der burgenländischen Grenze, wo über Jahrzehnte der Eiserne Vorhang Europa zerteilte und Freiheitsräume abschnitt, nimmt der Bischof im Film für eine offene Gesellschaft auf den von Martin vorgelebten Prinzipien der Solidarität und Geschwisterlichkeit, der Humanität und Nächstenliebe Stellung. So gesehen sei die Überwindung des Eisernen Vorhangs ein epochal-zeithistorisches Martinsfest gewesen.

Martin wäre gegen das Aufziehen von Zäunen
Gerade am Grenzübergang Moschendorf, wo die Haltung des Bischofs gegen die Errichtung von Grenzzäunen auf kirchlichem Grund für internationale Aufmerksamkeit und Anerkennung sorgte, erinnert Ägidius Zsifkovics vor der Filmkamera an den heiligen Martin als Herzenskünder, Hoffnungsträger und Handelnden im Geist des Evangeliums: Weder ein Einmauern noch ein Abgrenzen, weder ein Wegsehen von der Not der Mitmenschen noch ein Taubstellen vor Hilferufen führe zu einem christlichen Mit- und Füreinander. Martin wäre sicher kein Befürworter für das Aufziehen von Zäunen gewesen: "Der Weg zu Martinsfesten führt über Martinstaten, wie sie im Symbol von der Mantelteilung anschaulich werden", so der Bischof bei der Filmpremiere, in dessen Rahmen auch der Chef der Religionsabteilung des ORF und Leiter der TV-Hauptabteilung "Bildung und Zeitgeschehen", Gerhard Klein, und Regisseur Fritz Kalteis den "Filmstar" Martin skizzierten. Moderiert wurde die Filmpräsentation, an der Vertreter aus Kunst und Kultur, Politik, Wirtschaft, Tourismus und Kirche teilnahmen, von Dr. Dominik Orieschnig, Pressesprecher der Diözese Eisenstadt.

DER FILM IM DETAIL

Gewebe aus Spiel und Dokumentation
Der Film "Sankt Martin – Soldat, Asket, Menschenfreund" operiert einerseits mit spielfilmischen, andererseits mit dokumentarischen Elementen und schält mittels raffinierter und mehrdimensionaler Montagen die historische Figur und die geschichtlichen Kontexte des Heiligen aus dem Gewimmel an Narrativen und Legenden heraus. Die Zuseher begleiten die Pilgerreise des 40-jährigen Advokaten Severus Sulpicius, der sich im Jahr 394 nach Tours zum berühmten Bischof Martin aufmacht, zum Zuhörer und schließlich zum ersten Biographen seines bewegten Lebens wird.

So fächert der Film zwei Erzählstränge auf, die einerseits den jungen Martin von der Kindheit in Pannonien über den Eintritt in die Armee des römischen Kaisers, den dramatischen Abschied vom Militärdienst bis hin zur Niederlassung des Martinus als Eremit und Heiler in Liguge anschaulich nachfolgen. Andererseits werden die Lebensphasen des älteren Martinus ab seiner Ernennung zum Bischof und seinem bedeutenden kirchen- und gesellschaftspolitischen, brückenbauenden Wirken beleuchtet.

Mantelteilung und schnatternde Gänse
Geschickt lässt Regisseur Fritz Kalteis die spielfilmischen Bausteine mit ihren schnellen Schnittfolgen und dynamischen Kameraführungen, mit Effekten der lebensweltlichen Nähe und des Hinabtauchens in die Ereignisunmittelbarkeit der Martinstaten mit bewusst ruhiger gestalteten Dialogszenen kontrastieren. Die bekanntesten Bilder und Narrative, die sich um die Vita des Martinus ranken, also die Mantelteilung und die Legende vom missglückten Versteck im Gänsestall, werden auf eine Weise dargestellt, die von vornherein den Kontrast von Geschichtsschreibung und Legendenerzählung mit den Mitteln der Kreativität und des Spielerischen aushebt und wirkungsgeschichtlich synthetisiert.

Aufspannen historischer Horizonte
Zu den spielerischen Fäden sind in die filmische Gesamttextur auch dokumentarische Elemente eingewoben, die vor allem auf eine Kontextualisierung, auf eine Einbettung der Martinstaten in die politischen, gesellschaftlichen und religiösen Bedeutungsbezüge einer Zeit der großen Umbrüche abzielen. Dabei spannt der Film einen historischen Horizont von der Konstantinischen Wende und ihrer Folgen für das frühe Christentum bis zur heutigen Wahrnehmung und Bedeutung des heiligen Martin als Ikone der Nächstenliebe und Identifikationsfigur für eine europäische Freiheits- und Solidargemeinschaft auf, worüber auch Bischof Zsifkovics im Film spricht. Herausgearbeitet werden vor allem die Umbrüche und Erosionen im Römischen Reich, die zunehmenden weltpolitischen Verstrickungen der jungen Kirche, die teils gewaltsame Missionierung und Christianisierung, aber auch asketische Gegenbewegungen in der Abkehr vom Weltlichen.

"Soldat, Asket, Menschenfreund"– und nun "Filmstar"
Innerhalb dieses historischen Rahmens folgt der Film dem bewegten Leben des heiligen Martin vom Soldaten, der gegen alle Widerstände eine geistliche Laufbahn einschlägt, bis zum Pionier des europäischen Mönchtums und zur Symbolfigur einer tätigen Barmherzigkeit. Das Premierenpublikum im Eisenstädter Martinussaal zeigte sich jedenfalls überzeugt: der heilige Martin, "Soldat, Asket, Menschenfreund" hat auch das Potenzial zum "Filmstar".

Sendehinweis:
"Sankt Martin – Soldat, Asket, Menschenfreund": Dienstag, 15. November 2016, 22.35 Uhr auf ORF 2

Regisseur Fritz Kalteis im Gespräch mit Dominik Orieschnig (Moderation)  © Diözese Eisenstadt/Gossmann


Beim Dreh mit Bischof Zsifkovics am  ehemaligen Eisernen Vorhang. © Dominik Orieschnig

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