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Eisenstadt - Mit Stichtag 1.1.2017 zählte die katholische Kirche im Burgenland 194.621 Katholikinnen und Katholiken. Damit liegt ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung des Burgenlandes (gemäß dem von Statistik Burgenland für 1.1.2016 vorliegenden Bevölkerungsstand von 291.011) bei 66,88 Prozent. Zum Vergleichszeitpunkt 1.1.2016 waren es 196.226 Katholikinnen und Katholiken bzw. 67,42 Prozent. Damit bleibt die Zahl der Kirchenmitglieder bei einem Rückgang von rund 0,6 Prozent weitgehend stabil. Auch im Jahr zuvor betrug der Rückgang etwa 0,6 Prozent, sodass die Zahl der Austritte 2016 beinahe identisch ist mit jener des Jahres 2015.
Statistische Entwicklung nahezu unverändert
In den letzten Jahren hat sich das Niveau der Katholikenzahlen von jenem vor 2010 eingependelt. Im Jahr 2010 erfolgte eine signifikante Austrittswelle infolge des Bekanntwerdens kirchlicher Missbrauchsfälle, in den Folgejahren ging die Zahl der Austritte jedoch wieder deutlich zurück – eine Entwicklung, die in den letzten Jahren nahezu unverändert war. Im Jahr 2016 gab es 1.281 Kirchenaustritte in der Diözese Eisenstadt, im Jahr 2015 wurden 1.250 Austritte registriert und im Jahr 2014 waren es 1.233 Personen, die aus der katholischen Kirche austraten. Auch die Zahl der Kircheneintritte entspricht in etwa jener von 2015: 2016 waren es 110 Personen, im Jahr zuvor 115 und im Jahr 2014 83 Personen.
Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics zu den aktuellen Zahlen: "Auch wenn die Entwicklung weitgehend stabil ist und jener der letzten Jahre entspricht, ist ein geringfügiger, aber stetiger Rückgang ein gesellschaftliches Faktum, das offen in den Blick genommen werden muss. Ein entscheidender Faktor ist dabei nicht nur das Verhältnis der Austritte gegenüber den Kircheneintritten, sondern vor allem das Verhältnis von Taufen zu Sterbefällen sowie die Relation von Zuzügen gegenüber Wegzügen. Das heißt, die Interpretation der nackten Zahlen muss den Rückgang der Taufen, der mit der demografischen Entwicklung in Zusammenhang steht, mitberücksichtigen."
Bischof Zsifkovics: Kirche als barmherziger Anteil der Anteillosen
Statistisches Zahlenmaterial und quantitative Messungen seien, wie Bischof Zsifkovics ausdrücklich betont, freilich grundsätzlich ungeeignet, um die Lebendigkeit von Kirche zu erfassen. "Der eigentliche Maßstab für die Strahlkraft von Kirche ist die Logik der Barmherzigkeit, nicht die Logik der Zahlen, Statistiken und Tabellen. Die Stärke der Kirche ergibt sich nicht aus einem Rechnen, Berechnen und Verrechnen von Anteilen an gesellschaftlichen, ökonomischen usw. Zahlen und Maßeinheiten. Sie ergibt sich vor allem daraus, ob und wie sehr es uns gelingt, Räume des Herzens und eines barmherzigen, solidarischen und spirituell verwurzelten Anteils gerade mit den Anteillosen und Armen zu eröffnen. Wenn Kirche den von allen weltlichen Macht- und Einflussbereichen Anteillosen einen Anteil, den Stimmlosen eine Stimme geben kann, hat sie immer Strahlkraft", ist Bischof Zsifkovics überzeugt.
Festigkeit der Kirche durch Kraft der Liebe
Gerade mit dem Neuen Pastoralen Weg, mit der Forcierung von Teamarbeit, Partizipation, Mitverantwortung und Mitgestaltung am kirchlichen Leben versuche die Diözese Eisenstadt, kirchliche Strukturen "fit" zu machen für die Lebensrealität und Lebenswelt des 21. Jahrhunderts. Grund zum Pessimismus gebe es für Bischof Ägidius Zsifkovics keinen, ganz im Gegenteil: "Gerade in Zeiten, in denen oft Ängste über zukünftige Perspektiven und Orientierungen die Handlungs- und Herzenskraft vieler Menschen zu lähmen drohen, kann und soll sich Kirche als ein Raum der Zuversicht durch die Kraft der Liebe positionieren. Die Großwetterlagen des Lebens und der Gesellschaft haben viele Seiten und wie bei einem Baum sollte man bei Wind nicht bloß auf die Bewegung der Blätter achten, sondern auf die Festigkeit des Stammes. Was den Baum der Kirche kräftigt und einwurzeln lässt, ist die Logik der Barmherzigkeit und damit die Fähigkeit und Strahlkraft, Salz für die Erde und Licht für die Welt zu sein", zeigt sich Bischof Zsifkovics überzeugt.