Am Mittwoch, 14. Mai, 19 Uhr, findet der zweite Termin des neuen Marienandachten-Zyklus mit Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics im Martinsdom statt. Im Mittelpunkt steht diesmal die Betrachtung der Gottesmutter als „Trösterin der Betrübten“; dieser Titel hat dem Marienbild in der Kathedrale auch seinen Namen gegeben.
Die Betrachtung der Schmerzensmutter (Mater dolorosa) ist aus dem Mittelalter überliefert.
Der künstlerischen Befassung hat das Thema fast eigenständig Antrieb gegeben, etwa im Bild der Pietá, einem Hauptmotiv der bildenden und darstellenden Kunst, ganz berühmt in der Skulptur Michelangelos im Petersdom in Rom.
Ein anderer Beitrag ist die Sequenz „Stabat Mater“, eine christliche Trauerdichtung, deren Schöpfer wahrscheinlich dem Franziskanerorden angehört hat. Ausdruckstark beschreibt die Poesie Schmerz und Trauer Marias unter dem Kreuz Jesu und nimmt den Betrachter in das Mitleid(en) hinein. Wenngleich das Gedächtnis der Sieben Schmerzen Marias auch Ereignisse aus der Kindheit Jesu umfasst, so nimmt das „Stabat Mater“ausschließlich auf Szenen vor dem Kreuz Christi Bezug.
Seit jeher ist der Text Grundlage zur musikalischen Vertonung, zu den berühmtesten Werken zählen Kompositionen von Giovanni Pergolesi, Franz Schubert und Joseph Haydn.
Weitgehend unbekannt ist das „Stabat Mater“ von Carl Joseph Rodewald (1735-1809), einem aus Seitsch in Schlesien gebürtigen Zeitgenossen Haydns, (die dortige Pfarrkirche ist übrigens auch dem hl. Martin geweiht), der als hochgeachteter Musikmeister in Kassel und Marburg tätig war. Aus seinem „Stabat Mater“ sind vier Teile im Martinsdom erstmals zu hören.