Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics
Predigt anlässlich des 40-jährigen Priesterjubiläums von Dechant Kan. Dr. Erich Seifner
(Hochfest der Apostel Peter und Paul, 29. Juni 2014,
in der Stadtpfarrkirche Oberwart)
Liebe Schwestern und Brüder!
In diesen Tagen und Wochen bewegt der Fußball die Gemüter vieler Menschen. Der schweißtreibende Kampf, in dem zwei Mannschaften 90 Minuten lang dem runden Leder nachjagen, fasziniert Millionen. Es fesselt Menschen so sehr, dass die Begeisterung, mit der die Fans ihren Teams begegnen, beinahe religiöse Züge annehmen kann. Gewiss, Fußball ist nicht gleich Gottesdienst - wenn auch viele für den Sieg ihrer Mannschaft beten und in den Kirchen Kerzen anzünden. Aber es muss tief drinnen in diesem Spiel etwas geben, das die Menschen so anrührt. Was ist es bloß?
Da sind einerseits die Spieler, Spitzenathleten, die höchsten Einsatz zeigen, die alles geben, die an den Sieg glauben. Auf der anderen Seite aber hat niemand von ihnen das Ergebnis in der Hand, weil sehr viel Glück, Zufall, "Gnade" im Spiel ist. Auf dem Fußballfeld paaren sich also menschlicher Glaube und menschliche Anstrengung mit einer Gnade, die nicht in menschlicher Hand liegt.
Daher, liebe Schwestern und Brüder, erkennen wir auf dem Fußballrasen so sehr unsere eigene Existenz wieder: "Am Ende soll alles gut werden, soll alles einen Sinn gehabt haben!" - genau das ist der tiefste Wunsch, der in jeder Menschenseele lebt. Und er ist die Keimzelle unseres christlichen Glaubens - dass da jemand über uns ist, der will, dass unser Leben gut wird. Weil er uns ernst nimmt. Weil er uns liebt. Jemand, der die fehlenden Zentimeter, die wir selbst nicht zustandebringen, unsrem Tun hinzufügt und den Ball so ins Tor lenkt.
Am heutigen Hochfest feiern wir zwei "Spitzenspieler" auf dem Spielfeld des Glaubens. Beiden, Petrus wie Paulus, wurde von Gott der Ball zugespielt. Es war ein Pass mitten hinein in beider Leben: den einen traf der Ball relativ sanft bei der Arbeit am Ufer des Sees Genezareth, den anderen sehr direkt und hart, als er vor Damaskus vom Pferd fiel. Beide aber nahmen den Ball auf und spielten auf die ihnen gegebene Weise mit in Gottes Team. Petrus als starker Verteidiger - Jesus nannte ihn nicht umsonst den "Felsen". Paulus - aufbrausend und cholerisch - als starker Stürmer, der das Geheimnis Gottes auf dem Spielfeld weit nach vorne trug, bis an die Enden der Welt. Beide spielten mit höchstem Einsatz: ihre zeitliche Existenz wurde von der römischen Justiz durch die Todesstrafe beendet.
Liebe Schwestern und Brüder! Auch von uns will Gott, dass wir mitspielen. Immer wieder spielt er uns Pässe zu und hofft darauf, dass wir seinen Ball weitertragen. Er stellt uns allen die Frage, die Jesus im heutigen Evangelium seinem Spitzenverteidiger gestellt hat: "Petrus, liebst du mich?" Wir alle haben in unserem Leben diese Frage schon mehrmals offiziell mit einem Ja beantwortet - zuerst bei unserer Taufe, dann bei der Erstkommunion, dann noch einmal bei unserer Firmung. Es waren gewissermaßen unsere feierlichen Angelobungen als "Spieler" vor "Spielbeginn". Doch ob wir wirklich echte Spieler sind und die Liebe Gottes auch in unseren Herzen erwidern, selbst wenn es Hindernisse und Anfeindungen gibt, das muss jeder von uns für sich selbst beantworten.
Wir feiern heute aber auch jemanden, der die Liebesfrage Jesu mit einem sehr radikalen Ja beantwortet hat: nämlich mit dem Eintritt in die Christusnachfolge und in den priesterlichen Dienst. Auf den Tag genau vor 40 Jahren hast Du, lieber Herr Stadtpfarrer, ein großes Ja zu Gott gesagt. Am 29.6.1974 wurdest Du von Bischof Stefan László im Martinsdom zum Priester der Diözese Eisenstadt geweiht. Von da an hast Du Dein Leben der Verkündigung der Botschaft Jesu geweiht - zunächst als junger Kaplan in Jennersdorf, dann als Studienpräfekt am Bischöflichen Seminar in Mattersburg - auch als mein Präfekt, dann als Pfarrer in Eberau-Gaas-Bildein. Seit 22 Jahren bist Du hier in Oberwart, in der "Metropole des Südens", wie Du gerne sagst, Stadtpfarrer. Daneben hattest Du auch für kürzere Zeit Verantwortung für die Pfarren St. Martin i.d.W., Unterwart und Wolfau-Kitzladen. Aber auch als Dechant, als Dekanatsfrauenseelsorger, als Mitglied der Ökumene-Kommission, Geistlicher Assistent des Katholischen Akademikerverbandes, als Mitglied des Diözesanrates und als Kanoniker des Eisenstädter Domkapitels hast Du Deine Berufung gelebt.
Deine besondere Zuwendung, lieber Erich, galt aber immer den theologischen Grundlagen und der katechetischen Dimension unseres Glaubens. Du erwarbst den Doktor der Theologie in Graz - Dein Doktorvater, Universitätsprofessor DDr. Valentin Zsifkovits, ist heute unter uns - und Du hast gerade auch als Religionslehrer und als Schulamtsleiter unserer Diözese immer größten Wert auf das Glaubenswissen der Dir anvertrauten Menschen gelegt - dies gilt besonders auch für die Sakramentenvorbereitung in der Pfarre. Auch Dein engagierter Predigtdienst zeugt von dieser Haltung!
Unermüdlich und standhaft bist Du immer für die Lehre der Kirche und gegen schleichenden Relativismus und weltliche Aushöhlung des Gottesglaubens eingetreten. Dir ist wichtig, dass Gott und sein Geheimnis im Mittelpunkt unseres Glaubens und der Kirche bleiben - dabei bist Du besonders von Deinem Lehrer Joseph Ratzinger in Regensburg geprägt worden. Papst Benedikt XVI. hat Dir deshalb mit größter Freude auf meine Bitte hin zu Deinem Jubiläum ein Exemplar seines letzten Buches persönlich signiert. Ich darf es Dir heute übergeben.
Lieber Erich: Ich weiß, dass Du kein Fußballfanatiker bist, aber das ändert nichts daran, dass Du für mich ein großer "Tormann" bist. Du kannst harte Bälle halten. Du lässt Dich für Deine christliche Überzeugung anschießen. Du bist gewohnt, etwas einzustecken. Du stehst zu den Dingen und nennst sie beim Namen, manchmal etwas kantig, so wie es eben Deine Art ist. Und manche - lieber Erich, wir alle wissen es! - sind beim Anschießen Deiner Person nicht zimperlich - leider gehört auch das Foul zum Spiel.
Du aber warst immer ein echter Spieler in Gottes Team. Mit Deiner harten Schale, hinter der ein höchst gefühlvoller Kern steckt, bist Du der Spitzenathlet, der höchsten Einsatz zeigt, der alles gibt, der an Gottes Sache glaubt. Und auch Du hast, wie wir alle, das Ergebnis des Spiels nicht in der Hand. Doch dass die Gnade Gottes die fehlenden Zentimeter, die Du, lieber Erich, mit Deinen menschlichen Grenzen nicht zustande bringst, immer hinzugefügt hat - das beweist wohl der Blick auf Dein langes und sinnerfülltes Priesterleben.
Und dafür, dass Gott Dich in seiner Liebe immer getragen hat und Du Dich von Ihm hast tragen lassen, dafür wollen wir alle heute gemeinsam mit Dir Gott preisen und für 40 Jahre priesterlichen Dienstes mit allen Höhen und Tiefen danken. Als Bischof sage ich Dir für Deine treue Hilfe und Unterstützung in der Leitung der Diözese sowie für Dein Vertrauen ein schlichtes, von Herzen kommendes "Vergelt's Gott!" - Danke sage ich auch allen, die Dich auf Deinem Weg begleiten!
Mögen Petrus und Paulus - der Verteidiger und der Stürmer, die es in der Kirche braucht - Dir beim weiteren Spiel Vorbild und "Trainer" sein!
Möge Gott unserer Diözese weiterhin Christen und Priester schenken, die wie Petrus die Frage "Liebst Du mich?" durch ein Leben in der Nachfolge beantworten!
Und möge Gott uns alle in Seiner Gnade erhalten, damit wir seine Liebe erwidern und er so unseren Ball ins Tor lenkt!
Amen.
Predigt anlässlich des 40-jährigen Priesterjubiläums von Dechant Kan. Dr. Erich Seifner
(Hochfest der Apostel Peter und Paul, 29. Juni 2014,
in der Stadtpfarrkirche Oberwart)
Liebe Schwestern und Brüder!
In diesen Tagen und Wochen bewegt der Fußball die Gemüter vieler Menschen. Der schweißtreibende Kampf, in dem zwei Mannschaften 90 Minuten lang dem runden Leder nachjagen, fasziniert Millionen. Es fesselt Menschen so sehr, dass die Begeisterung, mit der die Fans ihren Teams begegnen, beinahe religiöse Züge annehmen kann. Gewiss, Fußball ist nicht gleich Gottesdienst - wenn auch viele für den Sieg ihrer Mannschaft beten und in den Kirchen Kerzen anzünden. Aber es muss tief drinnen in diesem Spiel etwas geben, das die Menschen so anrührt. Was ist es bloß?
Da sind einerseits die Spieler, Spitzenathleten, die höchsten Einsatz zeigen, die alles geben, die an den Sieg glauben. Auf der anderen Seite aber hat niemand von ihnen das Ergebnis in der Hand, weil sehr viel Glück, Zufall, "Gnade" im Spiel ist. Auf dem Fußballfeld paaren sich also menschlicher Glaube und menschliche Anstrengung mit einer Gnade, die nicht in menschlicher Hand liegt.
Daher, liebe Schwestern und Brüder, erkennen wir auf dem Fußballrasen so sehr unsere eigene Existenz wieder: "Am Ende soll alles gut werden, soll alles einen Sinn gehabt haben!" - genau das ist der tiefste Wunsch, der in jeder Menschenseele lebt. Und er ist die Keimzelle unseres christlichen Glaubens - dass da jemand über uns ist, der will, dass unser Leben gut wird. Weil er uns ernst nimmt. Weil er uns liebt. Jemand, der die fehlenden Zentimeter, die wir selbst nicht zustandebringen, unsrem Tun hinzufügt und den Ball so ins Tor lenkt.
Am heutigen Hochfest feiern wir zwei "Spitzenspieler" auf dem Spielfeld des Glaubens. Beiden, Petrus wie Paulus, wurde von Gott der Ball zugespielt. Es war ein Pass mitten hinein in beider Leben: den einen traf der Ball relativ sanft bei der Arbeit am Ufer des Sees Genezareth, den anderen sehr direkt und hart, als er vor Damaskus vom Pferd fiel. Beide aber nahmen den Ball auf und spielten auf die ihnen gegebene Weise mit in Gottes Team. Petrus als starker Verteidiger - Jesus nannte ihn nicht umsonst den "Felsen". Paulus - aufbrausend und cholerisch - als starker Stürmer, der das Geheimnis Gottes auf dem Spielfeld weit nach vorne trug, bis an die Enden der Welt. Beide spielten mit höchstem Einsatz: ihre zeitliche Existenz wurde von der römischen Justiz durch die Todesstrafe beendet.
Liebe Schwestern und Brüder! Auch von uns will Gott, dass wir mitspielen. Immer wieder spielt er uns Pässe zu und hofft darauf, dass wir seinen Ball weitertragen. Er stellt uns allen die Frage, die Jesus im heutigen Evangelium seinem Spitzenverteidiger gestellt hat: "Petrus, liebst du mich?" Wir alle haben in unserem Leben diese Frage schon mehrmals offiziell mit einem Ja beantwortet - zuerst bei unserer Taufe, dann bei der Erstkommunion, dann noch einmal bei unserer Firmung. Es waren gewissermaßen unsere feierlichen Angelobungen als "Spieler" vor "Spielbeginn". Doch ob wir wirklich echte Spieler sind und die Liebe Gottes auch in unseren Herzen erwidern, selbst wenn es Hindernisse und Anfeindungen gibt, das muss jeder von uns für sich selbst beantworten.
Wir feiern heute aber auch jemanden, der die Liebesfrage Jesu mit einem sehr radikalen Ja beantwortet hat: nämlich mit dem Eintritt in die Christusnachfolge und in den priesterlichen Dienst. Auf den Tag genau vor 40 Jahren hast Du, lieber Herr Stadtpfarrer, ein großes Ja zu Gott gesagt. Am 29.6.1974 wurdest Du von Bischof Stefan László im Martinsdom zum Priester der Diözese Eisenstadt geweiht. Von da an hast Du Dein Leben der Verkündigung der Botschaft Jesu geweiht - zunächst als junger Kaplan in Jennersdorf, dann als Studienpräfekt am Bischöflichen Seminar in Mattersburg - auch als mein Präfekt, dann als Pfarrer in Eberau-Gaas-Bildein. Seit 22 Jahren bist Du hier in Oberwart, in der "Metropole des Südens", wie Du gerne sagst, Stadtpfarrer. Daneben hattest Du auch für kürzere Zeit Verantwortung für die Pfarren St. Martin i.d.W., Unterwart und Wolfau-Kitzladen. Aber auch als Dechant, als Dekanatsfrauenseelsorger, als Mitglied der Ökumene-Kommission, Geistlicher Assistent des Katholischen Akademikerverbandes, als Mitglied des Diözesanrates und als Kanoniker des Eisenstädter Domkapitels hast Du Deine Berufung gelebt.
Deine besondere Zuwendung, lieber Erich, galt aber immer den theologischen Grundlagen und der katechetischen Dimension unseres Glaubens. Du erwarbst den Doktor der Theologie in Graz - Dein Doktorvater, Universitätsprofessor DDr. Valentin Zsifkovits, ist heute unter uns - und Du hast gerade auch als Religionslehrer und als Schulamtsleiter unserer Diözese immer größten Wert auf das Glaubenswissen der Dir anvertrauten Menschen gelegt - dies gilt besonders auch für die Sakramentenvorbereitung in der Pfarre. Auch Dein engagierter Predigtdienst zeugt von dieser Haltung!
Unermüdlich und standhaft bist Du immer für die Lehre der Kirche und gegen schleichenden Relativismus und weltliche Aushöhlung des Gottesglaubens eingetreten. Dir ist wichtig, dass Gott und sein Geheimnis im Mittelpunkt unseres Glaubens und der Kirche bleiben - dabei bist Du besonders von Deinem Lehrer Joseph Ratzinger in Regensburg geprägt worden. Papst Benedikt XVI. hat Dir deshalb mit größter Freude auf meine Bitte hin zu Deinem Jubiläum ein Exemplar seines letzten Buches persönlich signiert. Ich darf es Dir heute übergeben.
Lieber Erich: Ich weiß, dass Du kein Fußballfanatiker bist, aber das ändert nichts daran, dass Du für mich ein großer "Tormann" bist. Du kannst harte Bälle halten. Du lässt Dich für Deine christliche Überzeugung anschießen. Du bist gewohnt, etwas einzustecken. Du stehst zu den Dingen und nennst sie beim Namen, manchmal etwas kantig, so wie es eben Deine Art ist. Und manche - lieber Erich, wir alle wissen es! - sind beim Anschießen Deiner Person nicht zimperlich - leider gehört auch das Foul zum Spiel.
Du aber warst immer ein echter Spieler in Gottes Team. Mit Deiner harten Schale, hinter der ein höchst gefühlvoller Kern steckt, bist Du der Spitzenathlet, der höchsten Einsatz zeigt, der alles gibt, der an Gottes Sache glaubt. Und auch Du hast, wie wir alle, das Ergebnis des Spiels nicht in der Hand. Doch dass die Gnade Gottes die fehlenden Zentimeter, die Du, lieber Erich, mit Deinen menschlichen Grenzen nicht zustande bringst, immer hinzugefügt hat - das beweist wohl der Blick auf Dein langes und sinnerfülltes Priesterleben.
Und dafür, dass Gott Dich in seiner Liebe immer getragen hat und Du Dich von Ihm hast tragen lassen, dafür wollen wir alle heute gemeinsam mit Dir Gott preisen und für 40 Jahre priesterlichen Dienstes mit allen Höhen und Tiefen danken. Als Bischof sage ich Dir für Deine treue Hilfe und Unterstützung in der Leitung der Diözese sowie für Dein Vertrauen ein schlichtes, von Herzen kommendes "Vergelt's Gott!" - Danke sage ich auch allen, die Dich auf Deinem Weg begleiten!
Mögen Petrus und Paulus - der Verteidiger und der Stürmer, die es in der Kirche braucht - Dir beim weiteren Spiel Vorbild und "Trainer" sein!
Möge Gott unserer Diözese weiterhin Christen und Priester schenken, die wie Petrus die Frage "Liebst Du mich?" durch ein Leben in der Nachfolge beantworten!
Und möge Gott uns alle in Seiner Gnade erhalten, damit wir seine Liebe erwidern und er so unseren Ball ins Tor lenkt!
Amen.