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„Wegweiser, nicht Sitzordner“: 5 Jahre Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics

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5. Jahrestag der Bischofsweihe des Eisenstädter Diözesanbischofs – Vom persönlichen Engagement für die christliche Solidarität mit Flüchtlingen über die Ermöglichung des ersten orthodoxen Klosters in Österreich bis zum "Neuen Pastoralen Weg": Der Europabischof wird der „Martinstaten“ nicht müde

Eisenstadt– „Keine Sitzordnung, sondern Wegweisung“ lautet einer der markantesten und charakteristischsten Appelle von Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics, der sein bischöfliches Unterwegssein für die Diözese Eisenstadt so treffend auf den Punkt bringt: Grundlegende Überzeugungen in unkomplizierter, leutseliger, pragmatischer Weise stets neu auf der Höhe der Zeit ausbuchstabieren zu können, dabei ein weltoffenes, unbefangenes Sensorium für alle gesellschaftlichen Bereiche, gerade für die Randzonen, zu schärfen, aber ohne Rückgradverkrümmung und das Anbiedern an billigen Beifall.

Sein Quinquennium, den Fünf-Jahrestag seiner Bischofsweihe, „feierte“ der Europabischof auf eine Weise, die spiegelbildlich für sein bischöfliches Tun ist: Arbeitend und im ökumenischen Aufeinander-Zugehen mit der orthodoxen Kirche im Zuge einer Reise und eines Lokalaugenscheins auf Kreta, ohne Scheu, auch aktuelle gesellschaftspolitisch „heiße Eisen“ wie die europäische Solidarität mit Schutzsuchenden auf der Flucht anzupacken.

Plädoyer für mehr Martinus
Vor fünf Jahren, genauer am 25. September 2010, wurde Ägidius J. Zsifkovics im Martinsdom zum dritten Diözesanbischof von Eisenstadt und damit zum Nachfolger des ersten Eisenstädter Bischofs Stephan László und dessen Nachfolger Paul Iby geweiht. Bereits in seiner Ansprache hob der damals neugeweihte Diözesanbischof die Solidarität mit den Mitmenschen, insbesondere die Zuwendung zu den „Mühseligen und Beladenen“, die „Sorge für Arme, Heimatlose, Notleidende“ als „Dauerauftrag für die Kirche“, als konkrete Martinstaten gerade für die Martinsdiözese Eisenstadt hervor. „Wir brauchen mehr Martinus“, so die unermüdliche Ermutigung von Ägidius J. Zsifkovics.

Auch ein zweiter zentraler Grundbaustein kam bereits im Zuge der damaligen Bischofsweihe, vorgenommen von Hauptkonsekrator Kardinal Christoph Schönborn und den Konkonsekratoren Kardinal Josip Bozanic aus Zagreb und Bischof Paul Iby, lebendig zur Sprache: die hohe Wertschätzung der kulturellen, sprachlichen, spirituellen und ökumenischen Vielfalt des Burgenlandes im Herzen Europas, das „uns zum Modell für andere und so kostbar im großen Europa macht“, sagte Bischof Zsifkovics damals vor den 57 anwesenden Erzbischöfen und Bischöfen, einschließlich dem apostolischen Nuntius Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen und dem Primas von Ungarn, Kardinal Peter Erdö.

Was sind nun die wesentlichen Akzente, die der Brückenbauer Ägidius J. Zsifkovics, der das Übersetzen, das wechselseitig sich befruchtende Händereichen von Welt und Kirche, von Kirche und Welt inmitten der Aktualität der Zeit zum Programm macht, in seinen ersten fünf Jahren als Diözesanbischof setzen konnte? Mit welchen Spuren und Färbungen hat sich sein bischöfliches Unterwegssein bis zum nun vollzogenen Quinquennium in die Diözese Eisenstadt und darüber hinaus eingeschrieben?

Solidarität mit Flüchtlingen: Sinusknoten christlichen Herzschlags 
Da wäre angesichts der brennenden Aktualität zunächst das persönliche Engagement von Diözesanbischof Zsifkovics für die Solidarität mit Flüchtlingen zu nennen. Die kleine Diözese Eisenstadt hat auf Initiative des Bischofs, der bereits zu Anfang des Jahres zu einem Asylgipfel eingeladen hatte, bis dato Wohnraum sowie umfassende, qualifizierte Betreuung für 200 Flüchtlinge und darüber hinaus zusätzlich 700 Notquartiere für Schutzsuchende auf der Flucht geschaffen. „Die solidarische Zuwendung zu hilfesuchenden Menschen liegt nicht an der Peripherie eines christlichen Selbst- und Weltverständnisses, sondern am Sinusknoten von dessen Herzschlag“, ist Bischof Zsifkovics nicht müde zu betonen. Nicht Heroismus und oberflächlicher Aktionismus seien gefragt, wohl aber der solidarische, helfende, liebevolle Dienst am Nächsten als die „eigentlichen Kennzeichen des Christseins“.

Orthodoxes Kloster: Eisenstadt auf der Bühne der Weltkirche
Ein weiteres Grundanliegen des nun seit fünf Jahren in Amt und Würde waltenden Diözesanbischofs ist der Dialog, die gelebte Ökumene, das immer gesprächsbereite Raumgeben für vielfältige, verschiedene und bunte Lebensstile, Lebenswirklichkeiten und Glaubenszugänge. So ermöglichte Bischof Zsifkovics etwa mit der Zurverfügungstellung eines Stücks Land in der Diözese Eisenstadt die Gründung des ersten orthodoxen Klosters in Österreich, das in St. Andrä am Zicksee im Seewinkel entstehen wird. Es soll Begegnungsstätte, spirituelles Zentrum und Zeichen einer dialogischen Einheit sein an einem Ort, an dem noch bis vor Kurzem der Eiserne Vorhang die Welt in zwei Teile schnitt. Papst Franziskus ließ es sich nicht nehmen, das Projekt ausdrücklich zu würdigen, und Bartholomaios I., Ökumenischer Patriarch von Konstantinopel und Ehrenoberhaupt von weltweit 375 Millionen orthodoxen Christen, kam eigens nach Eisenstadt.

Für Bischof Zsifkovics, dem gebürtigen, in der Pfarre Stinatz aufgewachsenen Burgenlandkroaten, dem Europabischof und zuständigen Bischof für Roma und Sinti, geht es dabei immer auch um ein Zugehen auf den Stern des Martinus, des pannonischen Heiligen und Bischofs von Tours: „Sein Akt des Mantelteilens als tiefes Symbol einer christlichen Vernunft des Herzens ist hier und heute, 1.700 Jahre nach seiner Geburt aktueller denn je. Europa muss den Grenzen überwindenden, in konkret gelebter Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft wirklich gewordenen Geist Martins wiederentdecken, wenn es einer nachhaltigen, humanen Zukunft entgegengehen will“, betont Bischof Zsifkovics.

„Neuer Pastoraler Weg“: Sauerstoffmaske des Christseins reaktivieren
Vom Martinsgeist durchweht ist auch ein ambitioniertes Großprojekt der Diözese Eisenstadt, mit dem Bischof Zsifkovics die Weiche „weg von überholten Strukturen und starren Konventionen“, hin zu einem „aktiven, mündigen, partizpatorischen Christentum aus Überzeugung“ zu stellen versucht: Der „Neue Pastorale Weg“ ist Eisenstadts konkrete Antwort auf den Anspruch der Neuevangelisierung, den die Weltbischofssynode im Jahr 2012 in den Mittelpunkte stellte. Als Vertreter der österreichischen Bischöfe nahm damals Ägidius J. Zsifkovics teil. In diesem Jahr gestartet, zielt der „Neue Pastorale Weg“ auf die Beförderung und Befeuerung einer aktiven Mitwirkung und Einbindung der Gläubigen, auf einen verantwortungsbewussten Umgang mit gegebenen Ressourcen, auf die Gründung neuer, lebendiger Gemeinschaften, kurz: auf eine „kooperative Pastoral, die aufgeklärte und geformte Laien als großen Schatz der Kirche wahr und ernst nimmt und die die Menschen in ihren konkreten Lebenswirklichkeiten tatsächlich erreicht“, so der Bischof. 40 Seelsorgeräume sollen bis 2025 geschaffen werden, Priester und Laien sollen enger zusammenrücken und einen Verkauf von Kirchen wird es nicht geben. „Dafür ist weder eine Taktik noch ein Masterplan notwendig, sondern vielmehr die Rückbesinnung auf die Sauerstoffmaske des Christseins: das Evangelium und dessen lebendige Umsetzung in der Welt von heute“.

Schöpfungsverantwortung: „Zeigen, wohin Reise gehen muss“
Vieles wäre noch zu nennen aus den ersten fünf Jahren des bischöflichen Dienstes von Ägidius J. Zsifkovics, der bis zur Matura 1981 eigentlich Polizist werden wollte, bis heute gerne mit den Leuten Karten spielt, Witze – ob auf deutsch oder kroatisch, ungarisch, italienisch oder englisch – erzählt und in seinen Predigten keine Scheu hat, über „James Bond“-Filme und Popsongs zu sinnieren und die Sprache der Jugend aufzugreifen. Dabei sind es zwei Herzensanliegen, die gerade seine enge Verbundenheit mit Papst Franziskus bezeugen: das couragierte Abschneiden alter und verfilzter Zöpfe und die gelebte Schöpfungsverantwortung. „Wer, wenn nicht die Kirche muss Vorbild sein für eine ökologische Vernunft, die immer auch die mitmenschliche und die spirituelle Dimension einschließt. Wenn wir die Gier und Fixiertheit auf das Haben nicht durch die Offenheit für das Geschenk des Seins ersetzen können, werden wir selbst zur Gefahr für unseren wunderschönen Planeten und damit zur Gefahr für uns selbst“, so der Bischof, der in einem landwirtschaftlichen Betrieb, mit dem Halten von Kühen und dem Sorgetragen um Bienen groß geworden ist. Ob ökologisches Bauen und das Setzen auf Alternativenergien in der Diözese, ein Projekt zur Rettung der Langohr-Fledermaus in kirchlichen Dachstühlen oder Aktionen zur Schöpfungsverantwortung: „Die Kirche muss zeigen, wohin die Reise gehen soll.“ Eben Wegweiser sein, nicht Sesselkleber und Sitzordner!

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