© Diözese Eisenstadt/Franz Josef Rupprecht |
Die Indienreise von Bischof Ägidius J. Zsifkovics, der eine Delegation der Diözese Eisenstadt während eines 12-tägigen Aufenthalts in der Diözese Kanjirapally im Bundesstaat Kerala an der südwestlichen Spitze des indischen Subkontinents anführte, war weit mehr als das Eintauchen in die so überaus lebendige und kraftvolle Religiosität, in die Kultur und Gesellschaft der bevölkerungsreichsten Demokratie der Welt. Es war ein Fest unter Freunden, zelebriert von Partnern, die einander seit Jahrzehnten in freundschaftlicher Verbundenheit begegnen. "Es ist ein wunderbar beglückendes Gefühl, den von Bischof Stephan László begonnenen und von Bischof Paul Iby nahtlosen fortgesetzten Stollen eines Herzensbergwerks vertiefen zu dürfen", so Bischof Zsifkovics.
Burgenländisch-indisches Priesterband
Der Bischof nahm an der Priesterweihe der beiden Theologiestudenten Lijo Thomas Joseph und Shinto Varghese Michael teil, die aus der indischen Diözese Kanjirapally stammen und im Burgenland tätig sind. Als Diakone reisten sie in ihre indische Heimat, als Priester werden sie in die Diözese Eisenstadt zurückkehren, nachdem sie in ihrer Heimatdiözese Kanjirapally geweiht wurden. Kanjirapally ist Teil der syro-malabarischen Kirche, die den Papst und Bischof von Rom als Oberhaupt anerkennt und sich zugleich liturgische Eigenheiten bewahrt hat.
"Die spirituelle Kraft und Verankerung der indischen Christen erleben zu dürfen und Gast zu sein dieser so lebensfroh ausgedrückten Offenheit für Transzendenz ist ein besonderes Geschenk", freute sich Bischof Zsifkovics. Vor den gut 1.500 Gläubigen, die anlässlich einer Kirchweihe versammelt waren, sagte der Eisenstädter Diözesanbischof: "Euer Glaube gibt uns Europäern Kraft."
Indischer Bischof dankt Eisenstadt
Von großer Dankbarkeit und Wertschätzung war die Begegnung mit dem Bischof der Diözese Kanjirapally, Mar Mathew Arackal, geprägt. Die Partnerschaft, so Bischof Arackal, zwischen der Martinsdiözese im Zentrum Europas und den Christen an der Südspitze Indiens beschränke sich nicht einzig auf die Unterstützung konkreter und nachhaltiger Hilfsprojekte, die durch burgenländische Mittel aus der Fastenaktion der Diözese Eisenstadt ermöglicht wurden und erfolgreich betrieben werden. Es sei das Band der Seelsorge, der christlichen Caritas, der Mitmenschlichkeit und der Glaubenstiefe, das die seit über 30 Jahre bestehende Partnerschaft so besonders machen würde: "Ihr habt die Mühen der langen Reise und des Aufenthalts bei uns nicht gescheut; das ist ein besonderes Zeichen eurer Nähe und Liebe zu uns", so Bischof Arackal wörtlich.
Weihe: Herzensnähe trotz räumlicher Weite
Die syro-malabarische Kirche ist apostolischen Ursprungs und geht auf die urkirchliche Missionstätigkeit des Apostels Thomas zurück. Nach Jahrhunderten der eigenständigen Entwicklung kam die Wiederanbindung an das Papsttum in Rom für einen Teil der indischen Christen mit den Portugiesen, die sich ab Ende des 15. Jahrhunderts auf dem Subkontinent ansiedelten und diesen zu einem Kolonialreich machten.
Die Priesterweihe findet in der syro-malabarischen Kirche immer in der Heimatpfarre des Weihekandidaten statt. Der Noch-Diakon verbringt den Abend vor der Weihe zusammen mit dem Bischof im Gebet und in Gesprächen und reist am kommenden Tag mit dem Bischof gemeinsam an. Zu der versammelten Volksmenge, die der Priesterweihe beiwohnt, zählen immer auch zahlreiche Hindus und Muslime, zumal das interreligiöse Miteinander im Bundesstaat Kerala auf festen Beinen steht. Das Weihesakrament wird nicht innerhalb der Messe gespendet, sondern ist in eine selbstständige Liturgie eingebettet. Bischof Arackal und sein Gast aus der Martinsdiözese, Bischof Zsifkovics, vollzogen gemeinsam die rituelle Abhandlung der Priesterweihe.