© Diözese Eisenstadt/Franz Josef Rupprecht |
Martins-Brücken der Menschlichkeit
"Martinstaten kennen keine Grenzen der Geografie oder Herkunft. Die Martinsbrücken der Menschlichkeit zwischen Eisenstadt und Kanjirapally, die vom Burgenland bis zum indischen Subkontinent reichen, sind der beste Beweis dafür", sagte Bischof Ägidius J. Zsifkovics, der während seiner Indienreise zahlreiche von der Diözese Eisenstadt unterstützte soziale, karitative und seelsorgerische Einrichtungen im Bistum Kanjirapally besuchte und sich vom Erfolg der Projekte überzeugen konnte. Zudem festigte und vertiefte er die seit mehr als 30 Jahren bestehende Partnerschaft und Freundschaft zwischen den beiden Diözesen.
"Netzwerk der Nächstenliebe"
Der erste Bischof der Diözese Eisenstadt, Stefan László, weihte nicht nur den Grundstein für ein Waisenhaus in der Stadt Ponkunnam in dem rund 33,4 Millionen Einwohner umfassenden indischen Bundesstaat Kerala, er wurde auch selbst zum Grundstein einer vom christlich-caritativen Pioniergeist getragenen Partnerschaft, die Bischof Zsifkovics mit seiner Reise erneut bekräftigte. Der Bischof zeigte sich von der Erweiterung der Sozialeinrichtung in Ponkunnam hin zu einem modernen Heim für Menschen mit Behinderungen ebenso beeindruckt wie grundlegend vom sozialen Engagement der christlichen Kirchen: "Christen knüpfen im ganzen Bundesstaat ein Netzwerk der Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft, das Bedürftigen, Armen und Notleidenden unabhängig ihrer religiösen Zugehörigkeit oder gesellschaftlichen Stellung zugutekommt", so der Bischof.
Begegnungen der Herzlichkeit
Wie stabil und bedeutsam die "Martinsbrücke der Menschlichkeit" zwischen dem Burgenland und Indien ist, unterstrich auch ein Besuch bei Pfarrer Abraham Parampil, der als Erster aus der Diözese Kanjirapally nach Eisenstadt kam und im Gespräch mit Bischof Zsifkovics die Herzlichkeit der Begegnung, wie sie seit dem ersten Kennenlernen mit Bischof László auf den Weg gebracht wurde, fortsetzte. "Einen Grundstein zu legen und die ersten Schritte zu setzen, wodurch ein Aufeinander-Zugehen und Einander-Händereichen in Gang kommt, sind der Keim für eine Freundschaft, die zwischen beiden Diözesen so lange anhaltende und wichtige Früchte gebracht hat", waren sich Pfarrer Parampil und Bischof Zsifkovics einig.
Der Eisenstädter Diözesanbischof traf im Rahmen seiner Reise die Provinzoberin der Schwestern der Nächstenliebe und zwei aus der knapp 18.000-Einwohner-Stadt Mattoor in Kalady stammende Ordenspriester der Redemptoristin, die im Burgenland tätig sind. Zusammen mit der burgenländischen Delegation wohnte er einer Kirchweihe in Kannampally bei. Dank finanzieller Unterstützung durch die Fastenaktion der Diözese Eisenstadt kann dem deutlichen Anwachsen der katholischen Gemeinde mit der Errichtung eines neuen Gotteshauses Rechnung getragen werden. Viele der Gottesdienstbesucher leben in kleinbäuerlichen Verhältnissen.
Eisenstädter Hilfe für Gesundheitseinrichtungen
Eine weitere Martinsbrücke zielt auf ein im Jahr 2001 von der Diözese Kanjirapally übernommenes und seit 50 Jahren bestehende Spital, das dank burgenländischer Hilfe erweitert und ausgebaut werden konnte und den zumeist in der Landwirtschaft beschäftigten Menschen dieser Region eine wichtige medizinische Anlaufstelle ist. Wie wichtig der Know-how-Transfer für eine nachhaltige Hilfe ist, verdeutlicht das Beispiel von Schwester Ildephonse: die Ordensfrau und Gynäkologin absolvierte ihre Facharztausbildung am Krankenhaus Barmherzige Brüder in Eisenstadt und stellt ihr Wissen einer der wichtigsten medizinischen Abteilungen der Einrichtung in der geburtenstarken Region zur Verfügung. Zwei weitere Ordensfrauen, Sr. Stella und Sr. Benno, konnten ihr Medizinstudium dank Unterstützung der Diözese Eisenstadt in Wien absolvieren und bringen sich mit viel Engagement und Kompetenz für die Patientinnen und Patienten ein.
Burgenland-Indien: Verlässliche Martinsachse
"Eine gute Partnerschaft braucht Kontinuität und Verlässlichkeit sowie Nachhaltigkeit mit einem klaren und visionären Blick für die Zukunft", betonte Bischof Zsifkovics, der sich von einer Krankenschwestern-Schule, deren Aufbau dank 15 Jahre langer, stetiger Unterstützung durch die Diözese Eisenstadt möglich wurde, beeindruckt zeigte. Auch bei der Etablierung zeitgemäßer medizinischer Geräte und Räumlichkeiten hatte die Martinsdiözese ihre Hände im Spiel.
Besonders herzlich gestaltete sich das Treffen des Eisenstädter Bischofs mit Bischof Sebastian Thekethecheril in Kottayam, der aufgrund eines Burgenland-Besuches persönliche Beziehungen zu Pannonien hat und sich herzlichst für die burgenländische Unterstützung, die den Aufbau eines Kinderheimes ermöglichte, bedankte. Das Band zwischen der Martinsdiözese und Indien wurde auch beim Besuch des großen Priesterseminars in Vadavathoor offenkundig, ein geistliches Zentrum für 270 angehende Priester aus einer Reihe von Diözesen. Unter ihren Professoren ist auch Fr. James Thalachellor, der während seines Studienaufenthalts in Rom unter anderem im Sommer in der Diözese Eisenstadt arbeitete und nun sein Wissen als Lehrer für Kirchenrecht weitergibt. Dank burgenländischer Unterstützung konnten die Räumlichkeiten dieser wichtigen Ausbildungsstätte ausgestattet werden.
Auf dem dichten Arbeitsprogramm von Bischof Zsifkovics stand unter anderem auch die Eröffnung eines nach dem Alterzbischof von Changanacherry, Joseph Powathil, benannten Zentrums für Liturgische Forschung, der Besuch einer im Bau befindlichen Kirche sowie einer Sonntagsschule und ein Treffen mit Projektverantwortlichen einer "D.A.R.E."- (Drogenpräventionsprogramm "Drug Abuse Resistance Education"-) Beratungs- und Therapieeinrichtung für alkoholkranke Menschen.
Zsifkovics: Indiens lehrreiche Kraft der Spiritualität
"Martinsbrücken zu bauen bedeutet nie, aus einer vermeintlichen Überlegenheit Hilfsbedürftigen zu begegnen, sondern durch die Begegnung auf Augenhöhe mitzuhelfen am Aufbau von Daseinsräumen für eine würdevolle, selbstbestimmte Existenz. Und dabei können wir selbst so ungemein viel von Indien lernen, von der hier allgegenwärtigen Kraft der Spiritualität und Religiosität der Menschen und ihrem Sensorium für das Transzendente, wie es sich in diesem riesigen und kulturell so farbenfrohen Land auf schier unerschöpflich vielfältige Art und Weise im ganz alltäglichen Leben manifestiert", so Bischof Zsifkovics.