Eisenstädter Diözesanbischof, zugleich Flüchtlingsbischof in der Österreichischen Bischofskonferenz, geht in einer berührenden Osterpredigt auf den Terroranschlag in Brüssel ein und findet deutliche Worte zum Auseinanderklaffen zwischen Idee und Wirklichkeit des europäischen Friedens- und Integrationsprojektes – "Wir alle, und da nehme ich uns nicht aus, waren nicht in der Lage, auf die Jugend zu achten", von denen schließlich einige ideologischen Rattenfängern zum Opfer gefallen seien
"Die Explosion von Brüssel mit ihren tragischen Folgen müssen uns endlich auf unserem Schlaf wecken und geben uns die Versäumnisse im religiösen Leben, aber auch bei der Integration von Fremden, auch muslimischen Jugendlichen zu bedenken": Mit diesen deutlichen Worten ging der Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics, zugleich innerhalb der Österreichischen Bischofskonferenz für den so hochaktuellen Themenkomplex Flucht, Migration und Integration zuständig, in seiner Osterpredigt auf den Terroranschlag in Brüssel, bei dem 35 Menschen getötet wurden, ein. "Ob wir es wollen oder nicht: Europa trägt Mitverantwortung und Mitschuld an dieser Entwicklung", kritisiert der Bischof.
Mangelnde Integration und Chancengleichheit stärkt die Rattenfänger
Denn: "Wir, die Länder Europas – und ich nehme hier Österreich nicht aus – waren nicht in der Lage, auf die Jugend zu achten." Jahrzehntelang habe man Menschen als billige Arbeitskräfte nach Europa geholt und dabei Fragen abseits von ökonomischen Maximen, insbesondere jene das soziale Miteinander, die Integration und Partizipation von gesellschaftlichen Gruppen betreffend, weitgehend außer Acht gelassen und beiseite geschoben. "Jeder Mensch hat eine Würde, ein Recht auf ein gutes Leben, seelische Bedürfnisse, verdient Chancengleichheit und Respekt. Doch mitten in Europa sind Parallelgesellschaften entstanden. So sind neue Mitbürger in vielen Fällen Identitätssuchende geworden, mitunter orientierungslos und fallweise anfällig für ideologische Rattenfänger, von denen sie ferngesteuert und zu instrumentalisierten Trägern des Terrors wurden", so der Bischof.
"Gesellschaft, die jeden verdächtigt, wird zum Massengrab"
Doch was sei die Antwort auf Gewalt und Terrorismus, fragte Diözesanbischof Zsifkovics. Hass, Rache und Angst seien der falsche Weg, die falsche Reaktion: "Eine Gesellschaft, die beginnt, sich abzuschotten, sich zu fürchten, die alles und jeden verdächtigt, kontrolliert und überwacht, sperrt sich selbst in einen dunklen Tunnel. Sie wird zum Massengrab", mahnt Bischof Zsifkovics. Der einzig wahre Weg in Richtung einer von Sinn getragenen Zukunft sei in der Botschaft von Ostern eingezeichnet und vorgezeichnet: "Der dunklen Botschaft des Hasses und der Gewalt kann nur die leuchtende Botschaft der Liebe, Vergebung und des Friedens wirksam entgegengesetzt werden", appelliert der Bischof.
Angst vor der eigenen Authentizität?
Diese Ermutigung zur Hellhörigkeit und Offenheit für die österliche Friedensbotschaft, für Ostern als "das Fest des Fensters ins Licht", werde jedoch auch von der nicht zu unterschätzenden Gefahr der Heuchelei unterminiert und ausgehöhlt, wie Bischof Zsifkovics zu bedenken gibt: "Sind wir Christen nicht oft in Gefahr, die große Weltpolitik zu kritisieren, aber im eigenen Leben, in der eigenen Familie, im eigenen Haus, in der eigenen Pfarre und am Arbeitsplatz sind wir nicht imstande, aus Überzeugung und mit Freude das Licht des Glaubens zu verbreiten und Friedensboten zu sein!" Auch von Christen höre man oft, so der Bischof, "dass sie Angst vor Menschen mit anderer Sprache, Kultur und Religion haben und so das Christentum in Gefahr sehen. Aber kennen sie selbst, schätzen und praktizieren sie ihre eigene Religion wirklich? Ist hier nicht ein Stück weit Verlogenheit im Spiel?", fragte der Bischof mahnend.
Nur österliche Augen überwinden Tunnelblick
Es brauche vielmehr eine Abkehr von einem Tunnelblick, der fixiert ist auf die Furcht und Ängstlichkeit vor dem Anderen, dem Fremden, dem Unverstandenen und Unbekannten. "Wir brauchen mehr österliche Augen", ermutigte der Bischof: "Wenn wir Christen auf Christus, den Zugführer mit der Leuchte schauen und vertrauen, und seine Lichtträger und Friedensboten sind, dann werden wir selber, unsere Gesellschaft, unser Land und Europa zum Rahm der hellen Fenster, die Zerstörung in Heil, Angst in Hoffnung, Hass in Liebe übergehen lassen". Gerade Ostern mache deutlich, dass wir uns "trotz Not und Bedrängnis nicht zu fürchten brauchen – und das ist wirklich eine gute Nachricht!", schloss der Bischof seine Osterpredigt.
"Die Explosion von Brüssel mit ihren tragischen Folgen müssen uns endlich auf unserem Schlaf wecken und geben uns die Versäumnisse im religiösen Leben, aber auch bei der Integration von Fremden, auch muslimischen Jugendlichen zu bedenken": Mit diesen deutlichen Worten ging der Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics, zugleich innerhalb der Österreichischen Bischofskonferenz für den so hochaktuellen Themenkomplex Flucht, Migration und Integration zuständig, in seiner Osterpredigt auf den Terroranschlag in Brüssel, bei dem 35 Menschen getötet wurden, ein. "Ob wir es wollen oder nicht: Europa trägt Mitverantwortung und Mitschuld an dieser Entwicklung", kritisiert der Bischof.
Mangelnde Integration und Chancengleichheit stärkt die Rattenfänger
Denn: "Wir, die Länder Europas – und ich nehme hier Österreich nicht aus – waren nicht in der Lage, auf die Jugend zu achten." Jahrzehntelang habe man Menschen als billige Arbeitskräfte nach Europa geholt und dabei Fragen abseits von ökonomischen Maximen, insbesondere jene das soziale Miteinander, die Integration und Partizipation von gesellschaftlichen Gruppen betreffend, weitgehend außer Acht gelassen und beiseite geschoben. "Jeder Mensch hat eine Würde, ein Recht auf ein gutes Leben, seelische Bedürfnisse, verdient Chancengleichheit und Respekt. Doch mitten in Europa sind Parallelgesellschaften entstanden. So sind neue Mitbürger in vielen Fällen Identitätssuchende geworden, mitunter orientierungslos und fallweise anfällig für ideologische Rattenfänger, von denen sie ferngesteuert und zu instrumentalisierten Trägern des Terrors wurden", so der Bischof.
"Gesellschaft, die jeden verdächtigt, wird zum Massengrab"
Doch was sei die Antwort auf Gewalt und Terrorismus, fragte Diözesanbischof Zsifkovics. Hass, Rache und Angst seien der falsche Weg, die falsche Reaktion: "Eine Gesellschaft, die beginnt, sich abzuschotten, sich zu fürchten, die alles und jeden verdächtigt, kontrolliert und überwacht, sperrt sich selbst in einen dunklen Tunnel. Sie wird zum Massengrab", mahnt Bischof Zsifkovics. Der einzig wahre Weg in Richtung einer von Sinn getragenen Zukunft sei in der Botschaft von Ostern eingezeichnet und vorgezeichnet: "Der dunklen Botschaft des Hasses und der Gewalt kann nur die leuchtende Botschaft der Liebe, Vergebung und des Friedens wirksam entgegengesetzt werden", appelliert der Bischof.
Angst vor der eigenen Authentizität?
Diese Ermutigung zur Hellhörigkeit und Offenheit für die österliche Friedensbotschaft, für Ostern als "das Fest des Fensters ins Licht", werde jedoch auch von der nicht zu unterschätzenden Gefahr der Heuchelei unterminiert und ausgehöhlt, wie Bischof Zsifkovics zu bedenken gibt: "Sind wir Christen nicht oft in Gefahr, die große Weltpolitik zu kritisieren, aber im eigenen Leben, in der eigenen Familie, im eigenen Haus, in der eigenen Pfarre und am Arbeitsplatz sind wir nicht imstande, aus Überzeugung und mit Freude das Licht des Glaubens zu verbreiten und Friedensboten zu sein!" Auch von Christen höre man oft, so der Bischof, "dass sie Angst vor Menschen mit anderer Sprache, Kultur und Religion haben und so das Christentum in Gefahr sehen. Aber kennen sie selbst, schätzen und praktizieren sie ihre eigene Religion wirklich? Ist hier nicht ein Stück weit Verlogenheit im Spiel?", fragte der Bischof mahnend.
Nur österliche Augen überwinden Tunnelblick
Es brauche vielmehr eine Abkehr von einem Tunnelblick, der fixiert ist auf die Furcht und Ängstlichkeit vor dem Anderen, dem Fremden, dem Unverstandenen und Unbekannten. "Wir brauchen mehr österliche Augen", ermutigte der Bischof: "Wenn wir Christen auf Christus, den Zugführer mit der Leuchte schauen und vertrauen, und seine Lichtträger und Friedensboten sind, dann werden wir selber, unsere Gesellschaft, unser Land und Europa zum Rahm der hellen Fenster, die Zerstörung in Heil, Angst in Hoffnung, Hass in Liebe übergehen lassen". Gerade Ostern mache deutlich, dass wir uns "trotz Not und Bedrängnis nicht zu fürchten brauchen – und das ist wirklich eine gute Nachricht!", schloss der Bischof seine Osterpredigt.