Eisenstadt / Stift Heiligenkreuz / Wien – Was bedeutet es, ein Stück des Holzes vom Kreuz Christi in eine Kirche zu bringen? Sehr viel für gläubige Menschen, die das Kreuz als Symbol der Überwindung des Todes durch die Erlösungstat Jesu verehren. Noch mehr bedeutet es, wenn die Reliquie aus einer katholischen Kirche in ein orthodoxes Gotteshaus gebracht wird. Denn damit wird starke Symbolik entfaltet, die den größten Wunsch Jesu im Hier und Jetzt vergegenwärtigt: die Einheit aller Christen, die Liebe aller Menschen zueinander.
Bischof Zsifkovics: „Gemeinsamer Blick auf das Kreuz Christi ist das einende Band unserer beiden Kirchen“
Bischof Zsifkovics zeigte sich bei der Überreichung der kleinen Kreuzreliquie aus der Diözese Eisenstadt davon überzeugt, dass es das Kreuz als Ursprung und Zukunft sei, „das letztlich alle historischen Spaltungen zwischen katholischer und orthodoxer Kirche überwinden wird“. Die Übergabe erfolgte im Anschluss an die von hunderten Menschen begleitete feierliche Übertragung der großen Kreuzreliquie des Stiftes Heiligenkreuz in die Bischofskirche des Metropoliten von Austria, an der Zsifkovics als offizieller Vertreter der Österreichischen Bischofskonferenz teilnahm. Dabei gelte es aber nicht nur, „ein Stück des Kreuzesholzes zu teilen, sondern auch, das Kreuz gemeinsam zu tragen“, so Zsifkovics. Die Tatsache, dass Abt Maximilian und Metropolit Arsenios gemeinsam das große, äußerst schwere Reliquiar vom Heiligenkreuzer Hof in der Wiener Innenstadt zur bis auf den letzten Platz gefüllten Dreifaltigkeitskathedrale am Fleischmarkt, wo die Schenkung in Gegenwart zahlreicher Mönche aus dem Stift Heiligenkreuz sowie orthodoxer Geistlicher stattfand, getragen haben, sei für Zsifkovics ein starkes Symbol dafür, dass „der gemeinsame Blick auf das Kreuz Christi und das Leid der Menschheit ebenso wie das gemeinsame Tragen dieses Kreuzes in den vielen Herausforderungen der heutigen Zeit das einende Band unserer beiden Kirchen ist.“
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Gemeinsam dem Gekreuzigten und dem Auferstandenen begegnen
Im Gespräch mit dem Medienbüro der Diözese Eisenstadt findet Zsifkovics sehr direkte Worte: „Wir vergessen gerne, dass die Apostel Petrus und Andreas leibliche Brüder waren – Brüder, die später durch kirchenpolitische Entwicklungen zu Schlüsselgestalten zweier bis heute getrennter christlicher Kirchen wurden. Aus der Sicht Jesu muss es fast schizophren wirken, dass wir als Christen heute gespalten sind – als ob der Kern seiner universalen Botschaft, seines Kreuzestodes und seiner Auferstehung aufteilbar und theologisch verhandelbar wäre. Petrus und Andreas standen wohl beide auf Golgatha. Und beiden begegnete der Auferstandene. Deshalb war es für Abt Maximilian und mich von essentieller Bedeutung, die Kreuzesreliquie aus der katholischen Diözese Eisenstadt unseren orthodoxen Geschwistern zu geben. Als Hoffnungszeichen, dass irgendwann alle Christen wieder in voller Mahlsgemeinschaft gemeinsam vor dem Kreuz und vor dem Auferstandenen stehen werden.“
Abt Maximilian Heim: „Große ökumenische Strahlkraft“
Bereits am Beginn der feierlichen Prozession, mit der die große Kreuzreliquie des Stiftes Heiligenkreuz in die griechisch-orthodoxe Dreifaltigkeitskathedrale getragen wurde, hatte Abt Maximilian Heim betont, „dass die Kreuzreliquie überall dort sein darf, wo Menschen das Kreuz verehren“. Die Reliquie aus Heiligenkreuz sei bereits in der Vergangenheit „an verschiedene Orte gewandert, doch nun erstmalig in eine orthodoxe Kirche“, so der Abt, der die vorübergehende Übertragung als einen Akt großer ökumenischer Strahlkraft wertet. Während das große Heiligenkreuzer Reliquiar nach dem orthodoxen Fest der Kreuzerhöhung in wenigen Tagen wieder zurück in seine Heimat gebracht werden wird, ist nun mit dem dauerhaften Verbleib der kleinen Eisenstädter Kreuzreliquie in der traditionsreichsten und mit der Geschichte Österreichs am stärksten verbundenen orthodoxen Kirche des Landes „eine besondere Manifestation dieser ökumenischen Strahlkraft“ gegeben, so Abt Heim und Bischof Zsifkovics.
Metropolit Arsenios: „Du liebst es zu teilen – der heilige Martin wäre zufrieden“
Der Metropolit von Austria und Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz in Österreich war völlig überrascht, als Bischof und Abt ihm die kostbare kleine Reliquie in der randvollen Dreifaltigkeitskathedrale überreichten. In einer spontanen Rede bedankte sich der sichtlich gerührte Metropolit bei den Stiftern. Dabei ließ er es sich nicht nehmen, Bischof Zsifkovics erneut für die Stiftung des Grundstücks für das erste orthodoxe Kloster Österreichs zu danken, das sich mittlerweile in der heißen Phase der nötigen landesbehördlichen Verfahren für den Bau befindet. Der Metropolit wörtlich zu Bischof Zsifkovics: „Du bist der Bischof, der Vater einer Martinsdiözese, und du liebst es, zu teilen. Ich denke der heilige Martin ist froh und zufrieden mit dir, weil du gern teilst.“
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Ökumenisches „Kräftedreieck“ Eisenstadt–Wien–Heiligenkreuz
Erst Mitte Februar waren die drei Geistlichen einander im Stift Heiligenkreuz begegnet, als Abt Maximilian Heim die Gastgeberrolle bei der von Bischof Zsifkovics als COMECE- Beauftragter geleiteten internationalen Konferenz von mehr als einem Dutzend Bischöfen zum Thema Flucht, Migration und Integration einnahm. „Die Flüchtlingskrise ist ein Kreuz – für die Menschen in Bedrängnis, für die herausgeforderten Länder Europas und die um internationale Solidarität ringende Europäische Union. Über dieses leidvolle Thema müssen wir Bischöfe an einem Ort des Kreuzes sprechen und beten!“ – mit diesem Satz eröffnete Bischof Zsifkovics damals die Konferenz, bei der auch Metropolit Arsenios über die Flüchtlingssituation in Griechenland und das Hilfsprogramm der Orthodoxen Kirche referierte. Mit der nun gestifteten Kreuzreliquie erhält das – wie Bischof Zsifkovics es nennt – „ökumenische Kräftedreieck“ Eisenstadt-Stift Heiligenkreuz-Metropolis von Austria ein weiteres, besonders kostbares Zeichen einer herbeigesehnten Einheit von katholischer und orthodoxer Kirche.
Weiterführende Links:
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www.metropolisvonaustria.at
www.stift-heiligenkreuz.org