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„Wir dürfen niemals vergessen, dass Jesus selbst, der Erlöser der Menschheit, ein Flüchtling war. Wären Maria und Josef auf ihrer Flucht nach Ägypten mit dem kleinen Jesus im Arm die Einreise verweigert worden, sie wären von Herodes alle umgebracht worden. Die Heilsgeschichte hätte es nicht gegeben“, findet Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics im Rahmen der Polizeiwallfahrt nach Mariazell klare Worte.
„Ich war selbst am Grenzübergang in Nickelsdorf und habe gesehen, mit welcher menschlichen Kompetenz unsere Exekutive selbst in Krisenzeiten zu handeln imstande ist“: Der Bischof dankte den Polizistinnen und Polizisten für deren „Hilfsbereitschaft gerade in Grenzsituationen des Lebens“ und für ihr „Engagement für die Werte des modernen Rechtsstaates“. Menschlichkeit und Besonnenheit seien wichtige handlungsleitende Ratgeber, „auch wenn vielleicht die erste persönliche Emotion oder der politische Stammtisch anderes verlangt hätte“, so Bischof Zsifkovics in der Basilika von Mariazell.
Ohne Platz für Barmherzigkeit keine lebenswerte Heimat
Zugleich appellierte der Bischof an die Politik, „gerade in Zeiten großer gesellschaftlicher Herausforderungen die Balance zwischen echter sachlicher Notwendigkeit und humanistischer Größe nicht verlieren zu dürfen“. Beides, Professionalität und Sachlichkeit auf der einen und Humanität auf der anderen Seite, gehört wesenhaft zusammen und dürften keinesfalls gegeneinander ausgespielt werden. „Unsere Heimat ist nicht nur lebenswert, wenn Sicherheit und Ordnung in ihr herrschen, sondern nur dann, wenn auch Menschlichkeit, Güte und Barmherzigkeit in ihr genügend Platz haben“, betont Bischof Zsifkovics.
Am Grenzübergang in Nickelsdorf sei der Bischof selbst Zeuge geworden, „mit welcher menschlichen Kompetenz unsere Exekutive selbst in Krisenzeiten zu handeln imstande ist“. Hier habe die Polizei unter Beweis gestellt, was es bedeute, „Spannungen auszugleichen und menschliche Brücken zu bauen – selbst dort, wo die Gräben tief sind“, verweist der Bischof auf eine professionelle und zugleich menschliche Lösung der Flüchtlingskrise.
Helfer und Wegweiser in Grenzsituationen
Polizisten seien oft mit Grenzerfahrungen und Grenzsituationen konfrontiert, und so zog der Bischof Analogien der polizeilichen Herausforderungen und Haltungen mit „Geburtshelfern“, die aus einer persönlichen Berufung heraus das Leben zu schützen bereit seien. Polizisten seien zweitens „Nothelfer, die gerade in Grenzsituationen gerade stehen müssen“. Und drittens seien Polizisten „Wegweiser“ im Engagement für Werte des modernen Rechtsstaates, aber vor allem auch in der konkreten Begegnung von Mensch zu Mensch. Gerade auf dieser zwischenmenschlichen Ebene seien „Geduld und Güte, Milde und Barmherzigkeit“ gefordert, wie Bischof Zsifkovics unterstrich.
„Spielte mit dem Gedanken, Polizist zu werden“
Schließlich verriet der Bischof den zahlreichen Wallfahrerinnen und Wallfahrern, dass er „vor der Matura selbst ernsthaft mit dem Gedanken gespielt habe, Polizist zu werden.“ Er sei freilich seiner Berufung gefolgt und Priester geworden – „aber auch als Seelsorger übt man einen Helferberuf aus, wie etwa der Arzt oder eben der Polizist. Und in dieser Eigenschaft haben wir alle mit den Lebenswegen von Menschen zu tun, von der Geburt bis zum Tod, in guten wie in dunklen Tagen“, verwies der Bischof auf existenzielle Grunderfahrungen des menschlichen Daseins, die gerade auch im beruflichen Alltag der Polizistinnen und Polizisten hochpräsent sind.
Polizeiwallfahrt
Die diesjährige Polizeiwallfahrt am Freitag wurde von der Landespolizeidirektion Burgenland organisiert. An der Wallfahrt nahmen zudem Delegationen aus Niederösterreich, der Steiermark, Kärnten und Oberösterreich teil. Die Niederösterreichischen Fußwallfahrer trafen einander am Freitagmorgen, erreichten am Nachmittag Mariazell und zogen nach einer Prozession in die Basilika ein, wo Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics, Superior P. Karl Schauer und Diakon Peter Graf die Messe zelebrierten.