Die Reisegruppe in dem für seine soziale Tätigkeiten bekannten Kloster von Kaliviani © Diözese Eisenstadt |
Eisenstadt – Aufbauend auf der guten ökumenischen Tradition der Diözese Eisenstadt und der engen Freundschaft zwischen dem griechisch-orthodoxen Metropoliten von Austria und Exarch von Ungarn, Arsenios Kardamakis, und Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics unternahm das Katholische Bildungswerk mit 24 Teilnehmenden eine Reise auf die Mittelmeerinsel Kreta und zur örtlichen griechisch-orthodoxen Kirche. "Ökumene leben heißt, den Dialog und die Begegnung zu pflegen. Offenheit und Dialogizität sind Voraussetzungen für das Aufspannen von Horizonten des Verstehens und Verständnisses, der Achtung, Anerkennung und Aufmerksamkeit. Und genau das braucht es für ein gelingendes, gutes Miteinander", so Johann Artner, Leiter des Katholischen Bildungswerkes der Diözese Eisenstadt.
Aufspannen von Begegnungsräumen
So wurde die Kreta-Reise des Katholischen Bildungswerkes und die dabei erfahrene Gastfreundschaft durch die gastgebende orthodoxe Kirche zur Antipode und zum diametralen Kontrapunkt jener warnenden Illustration, die in der Orthodoxen Akademie auf Kreta zu sehen ist: "Auf einem sehr eindrucksvollen Bild sind Vertreter von Religionen abgebildet, die Rücken an Rücken sitzend nur mit sich selbst beschäftigt sind. Das Gemälde spielt auf eine Legende vom heiligen Makarios von Ägypten an, der einst einen Totenschädel befragt haben soll, wie es denn in der Hölle sei. Dessen Antwort: die Menschen seien dort Rücken an Rücken gefesselt, ohne je das Gesicht des anderen sehen und miteinander reden zu können", erzählt Artner. Die Reise als Pflege der Freundschaft zwischen der Diözese Eisenstadt und der orthodoxen Kirche entwarf demnach ein genau gegenteiliges, reales Bild: die Vertiefung, Verbreiterung und Vergemeinschaftung eines Dialog- und Begegnungsraumes zwischen Schwestern und Brüdern.
Klöster als Zentren der Insel
Die Reisegruppe konnte sich ein eindringliches Bild von der großen geistigen und geistlichen, aber auch der wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und politischen Bedeutung der Klöster als zentrale Stätten der griechischen Insel machen. "Als Beispiel sei nur die Klosteranlage von Arkadi in der Nähe der Stadt Rethymno genannt. Während des Aufstandes gegen die Osmanen leistete eine kleine Gruppe von Kretern im Jahre 1866 dem osmanischen Heer dort erheblichen Widerstand. Bis heute ist das Kloster ein Nationaldenkmal", berichtet Johann Artner, Leiter des Katholischen Bildungswerkes.
Soziales Engagement und Kraftwerke des Glaubens
Das Kloster Kaliviani im Süden der Insel ist vor allem für sein soziales Engagement bekannt und unterhält bis heute Alten- und Pflegeheime. Hier und an vielen anderen Orten werde deutlich, wie sehr spirituelles Leben und karitativ-soziale Dienste unauflöslich zusammengehören, so die Reiseteilnehmenden. "Höhepunkt der Reise war der Besuch des Klosters von Gonia im Westen von Kreta, eines der ganz großen Bildungszentren der Region, in dessen unmittelbarer Nachbarschaft die Orthodoxe Akademie angesiedelt ist. Ihr Selbstverständnis ist geprägt vom Bemühen des Dialogs zwischen der Orthodoxie und anderen christlichen Konfessionen", informiert Johann Artner.
Einzigartige Ikonen, selbstgebackene Kekse
Beeindruckend sei nicht nur die geistige und spirituelle Tiefe der Klöster auf Kreta, sondern auch die Herzlichkeit der Menschen gewesen: "Die Schwestern und Mönche waren großartige Gastgeber, die uns ihre Klöster, das Klosterleben und ihre Glaubenswelt, ihre wunderbaren Schätze wie die einzigartigen Ikonen und ihre vielfältigen Aktivitäten näher brachten. Der Abt des Klosters Epanosifi lud uns zu Orangensaft und Keksen ein, die seine Mutter selbst gebacken hat, wie er stolz hinzufügte", berichtet Artner.
Am Ende der Reise seien sich alle einig gewesen: "Der Dialog zwischen den christlichen Kirchen geht über die wissenschaftlich-theologische Explikation von Begrifflichkeiten und Paradigmen deutlich hinaus. Er ist immer auch eine Entdeckungsreise in die Welt der je anderen Kirche und ihrer gesamten Glaubens- und Sinnbezüge", bilanziert der Leiter des Katholischen Bildungswerkes der Diözese Eisenstadt.