Quantcast
Channel: Diözese Eisenstadt - Aktuell
Viewing all 534 articles
Browse latest View live

"1700 Jahre Heiliger Martin": Der Trailer zum großen Jubiläumsjahr

$
0
0
Diözese Eisenstadt feiert 1.700. Geburtstag des burgenländischen Diözesan- und Landespatrons – Großer Abschluss und Höhepunkt bildet das Martinsfest 2016

Mit dem Martinsfest am Mittwoch erfolgt der Start in das große Jubiläumsjahr "1700 Jahre Heiliger Martin", das die Diözese Eisenstadt anlässlich des 1.700. Geburtstags ihres Diözesanpatrons, zugleich Landespatron des Burgenlandes, feiert. Das "Martinsjahr" wird in den verschiedensten Bereichen des diözesanen Lebens aufgegriffen und wird vielfältige pastorale Akzentsetzungen zeitigen. Der heilige Martin soll dabei nicht in einer bloß nostalgischen Retrospektive, sondern für das Kirche-Sein von heute und ein christliches Unterwegssein in aktuellen Lebenswirklichkeiten fruchtbar gemacht werden. Eine Vielzahl von Initiativen und Veranstaltungen ist geplant – ein kurzer "Trailer" soll zum Auftakt des "Martinsjahres" einige davon vorstellen.

Höhepunkt: Martinsfest 2016
Vorweggreifend sei bereits an dieser Stelle auf den festlichen Höhepunkt des Martinsjahres verwiesen: das Martinsfest 2016, das in die in Eisenstadt geplante Herbsttagung der Österreichischen Bischofskonferenz vom 8. bis 11. November fallen wird. Zum Martinsfest 2016 wird ein Festgottesdienst mit den Österreichischen Bischöfen im Eisenstädter Martinsdom zelebriert werden, in der Festakademie wird im Anschluss u.a. der Bischof der Diözese Gurk-Klagenfurt, Diözesanbischof Alois Schwarz, referieren.

Rundfunk- und Fernsehgottesdienste im Martinsjahr
Im Laufe des Martinsjahres ist eine Reihe von Rundfunk- und Fernsehgottesdiensten geplant: So werden die Gottesdienste am 21. Februar 2016 mit der kroatischen Gemeinde in Schachendorf, am 21. August 2016 mit der ungarischen Gemeinde in der Eisenstädter Franziskanerkirche, am 4. September 2016 in Litzelsdorf, am 9. Oktober 2016 in Markt St. Martin und am 13. November 2016 in St. Martin a. d. Raab im Rundfunk übertragen. Die Fernsehgottesdienste im Laufe des Martinsjahres finden am 20. März 2016 (Palmsonntag) in Deutschkreuz, am 17. Juli 2016 in Jennersdorf und am Christtag am 25. Dezember im Eisenstädter Martinsdom mit Hauptzelebrant Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics statt – diese letztgenannte Übertragung geht direkt nach Rom.

Buntes Programm für Kinder und Jugendliche
Für Kinder und Jugendliche bietet die Katholische Jugend und Jungschar eine Vielzahl von Initiativen an: So ist Österreichs größte Jugendsozialaktion, "72 Stunden ohne Kompromiss", vom 19. bis 22. Oktober 2016 in der Diözese Eisenstadt geplant. Außerdem wird ein Kinderbibeltag zum hl. Martin, das 2016 unter dem Motto des hl. Martin stehende Jungschar- und Ministrantenlager "MiniMania 2016" und eine Fußwallfahrt mit Jugendlichen auf der Route des "Pannonischen Martinusweges" stattfinden.

Pilgern im Martinsjahr: Nach Tours und auf dem "Martinusweg"
Das Stichwort Pilgern verweist auf einen weiteren Höhepunkt im Martinsjahr, das mit dem "Jahr der Barmherzigkeit", das Papst Franziskus am 8. Dezember 2015 ausrufen wird, zusammenfällt: Vom 16. bis 20. August 2016 lädt die Diözese Eisenstadt zur diözesanen Pilgerreise nach Tours und Paris: freilich auf den Spuren des hl. Martin mit Besuch des Grabes des Pannonischen Heiligen in Tours. Pilger sind außerdem herzlich eingeladen, den initiierten "Martinusweg" zu entdecken, der als Europäischer Mittelweg von Tours über Deutschland nach Wien in die Diözese Eisenstadt nach Donnerskirchen, Eisenstadt, Mattersburg, Markt St. Martin und weiter nach Kophaza bis Szombathely in Westungarn führen wird. Der geplante regionale "Pannonische Martinusweg" ist von Bratislava bis St. Martin an der Raab in Kooperation der Diözese Eisenstadt mit dem burgenländischen Tourismusreferat geplant und besteht aus insgesamt zehn Tagesetappen, für die GPS-Daten zur Verfügung stehen.

Der hl. Martin inspiriert die Bildung
Auch das Bildungswesen lässt sich vom hl. Martin inspirieren: Der Lehrgang "Solidaritätsstiftendes Lernen – caritativ handeln" der Pädagogischen Hochschule Burgenland (PHB) findet über vier Semester von Oktober 2015 bis Mai 2017 statt. Ziel des Lehrgangs ist die theoretisch fundierte und praktisch kompetente Förderung von Solidarität im schulischen Kontext. Im Eisenstädter Haus der Begegnung ist ein Theologischer Tag mit Fokus auf die Barmherzigkeit am Vorbild des hl. Martin am 3. März 2016 geplant. Das Katholische Bildungswerk wird eine Reihe von Vorträgen und Workshops zum hl. Martin in den Pfarren und Gemeinden der Diözese initiieren und teils in Zusammenarbeit mit dem Burgenländischen Volksbildungswerk umsetzen. Das Diözesanmuseum plant außerdem eine Ausstellung mit allen Martinsdarstellungen des Burgenlandes: die Schau soll den Besuchern eine Synopsis der Fülle an Statuen, Bilder, Glasfenstern, Prozessionsfahnen und vieles mehr bieten.

"Der rote Mantel" und eigener Martins-Film
Mit dem Martinsjahr beschäftigt sich auch eine Reihe von Publikationen für unterschiedliche Zielgruppen: Kürzlich veröffentlicht wurde das eindrucksvolle Kinderbuch "Der rote Mantel" der bekannten Kinderbuchautors Heinz Janisch, der Kindern neue Zugänge zum hl. Martin erschließt und dabei einen starken, aussagekräftigen Gegenwartsbezug herstellt. Die Kinderzeitschrift "Regenbogen" plant eine eigene Martinsausgabe, "Two4You", die Zeitschrift der Katholischen Jugend und Jungschar, widmete sich bereits einem Martins-Schwerpunkt. Unter dem Titel "Soldat, Mönch, Bischof, Heiliger" gibt das Pastoralamt ein Impulsheft zum Martinsjahr für die Praxis in den Pfarren, in Schulen und im alltäglichen Miteinander heraus. Die Katholische Aktion der Diözese gestaltet eine Arbeitsmappe "Von Heiligen Barmherzigkeit lernen". Und auch ein vom ORF gestalteter Film – "Hl. Martin von Tours"– wird sich auf Spurensuche nach dem hl. Martin begeben.

Caritas plant tolles Musikprojekt "Playing for Change"
Die Caritas der Diözese Eisenstadt plant im Rahmen des Martinsjahres im Juni 2016 ein Fest der Begegnung mit Menschen mit Behinderung. "Playing for Change" heißt ein burgenländisches Musikprojekt, in das Menschen aus allen Caritas-Einrichtungen, von Kindern in Kindergärten bis zu Asylwerbern und Menschen mit Behinderungen, eingebunden werden sollen. Das von den Teilnehmenden gemeinsam Erlernte soll auf einer großen "Martins-Gala" mit mehrgängigem Essen und einer von der Mittelschule Güssing gestalteten Modenschau präsentiert werden. Auch Prominente sollen eingebunden werden. Der Erlös kommt Caritas-Projekten zugute.

Martinus: Der Pannonische Heilige im Porträt

$
0
0

Wer war der große, vor 1.700 Jahren in Pannonien geborene Heilige, dessen Akt vom geteilten Mantel mit einem frierenden Bettler zum weltberühmten christlichen Urbild einer konkreten, tätigen Nächstenliebe, Solidarität und Barmherzigkeit wurde? 

Für Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics ist Martinus ein gerade in die Gegenwart des Hier und Heute hineinleuchtender Wegweiser, ein Kompass, der eine Zukunft eröffnende Orientierung auf dem christlichen Unterwegssein zu geben vermag. Ein "großer, Grenzen überwindender Europäer" sei er gewesen, ein "Mann des Glaubens und der konkreten Tat", der als "Tatzeuge des Evangeliums die Solidarität mit den Mitmenschen, eine Vernunft des Herzens lehrte und zum helfenden, nächstenliebenden Dienst an den Mühseligen und Beladenen" aufrief, so der Bischof. Wer war dieser Martinus, dessen Jubiläum "1700 Jahre Heiliger Martin" die Diözese Eisenstadt feiert?

Martinus: Vorbild in der heutigen Lebenswelt
"Martin ist in jedem Fall mehr als der verkitschte Patron der Gänse. Sein großes Vermächtnis ist das lebendige Feuer der Nächstenliebe, das wir weiter durch die Welt tragen sollen", so der Diözesanbischof, der in dem berühmten Heiligen ein Vorbild gerade in einer "politisch, sozial, ökonomisch und ökologisch blutende Welt" sieht, auch als "einen, der bereit ist, den Kopf hinzuhalten, um für fundamentale Werte, für die unhintergehbare Würde des Menschen und für die Wahrheit einzustehen und gerade zu stehen".

Geburtsort in Pannonien
Martinus wurde im Jahr 316 in Pannonien, im heute ungarischen Szombathely als Sohn eines römischen Militärtribuns geboren. Aufgewachsen ist er im oberitalienischen Pavia, der Heimatstadt seines Vaters, wo er im Alter von zehn Jahren als Katechumene, also als Taufbewerber aufgenommen wurde. Bereits mit 15 Jahren musste er auf Anweisung seines Vaters in den Soldatendienst bei einer römischen Reiterabteilung in Gallien eintreten. Unter Kaiser Konstantin dient er zwischen 351 und 361 n. Chr. als Tribun in der Gardereiterei, 356 wird er unter Kaiser Julian bei Worms aus dem Militärdienst ausscheiden, da er diesen mit seinem Christsein und seiner christlichen Überzeugung für unvereinbar hält.

Akt des Mantelteils – Urbild christlicher Nächstenliebe
Bereits zwei Jahre zuvor, 354 n. Chr., wurde Martinus im französischen Amiens von Hilarius, dem späteren Bischof von Poitiers, getauft. Hier in Amiens ist auch die wohl berühmteste Tat des hl. Martin verortet: Am Stadttor begegnete Martin, als Soldat auf dem Ross sitzend, einem frierenden Bettler, dem er die mit dem Schwert geteilte Hälfte seines Mantels schenkte. In der darauffolgenden Nacht erschien ihm Christus, bekleidet mit dem halben Mantel, den Martin dem Bettler gegeben hatte: er, Christus selbst, war es, der als Bettler Martinus begegnete.

Asketisch gegenüber sich selbst, fürsorgend gegenüber andere
Martin kehrte nach Pannonien zurück, um seine Mitmenschen vom Christentum zu überzeugen. Seien Mutter taufte er. Er kam dann nach Mailand, wo er womöglich Bischof Ambrosius, einem der großen Kirchenväter der Spätantike, begegnete. Auf der kleinen Insel Gallinaria vor Albenga im Golf von Genua lebte Martin einige Zeit als Einsiedler, wurde dann von Hilarius gerufen und setze sein Einsiedler-Dasein ab 360 n. Chr. in dessen Nähe in Ligugé bei Poitiers fort. Sein asketisches Leben und seine Barmherzigkeit, Fürsorge und tätige Nächstenliebe für die Armen und Not Leidenden machten ihn bereits zu dieser Zeit zu einem bewunderten Vorbild einer glaubwürdigen, weil aus tiefem Glauben gespeisten christlicher Lebenshaltung.

Gründer des ersten Kloster des Abendlandes
So war es der Wille und das Drängen des Volkes, wodurch er – gegen das Votum anderer Bischöfe und angeblich gegen seinen eigenen Willen – Bischof von Tours wurde. In diesen historischen Kontext steht die berühmte Legende, Martin habe sich in einem Stall versteckt, um der Wahl zu Bischof zu entgehen, wurde jedoch durch das Schnattern der Gänse verraten. Auch als Bischof blieb er seiner Lebensweise und seinem Lebensweg treu: Anstatt in der Stadt zu residieren, lebte er auf asketische Weise in einer Holzhütte vor der Stadtmauer. In Ligugé gründete er das erste Kloster des Abendlandes, die Abtei de Ligugé, im Jahr 375 n. Chr. errichtete er an der Loire nahe Tours jene Kolonie, aus der sich das Kloster Marmoutier als bedeutendes religiöses Zentrum entwickelte, wo unter Martins Leitung 80 Mönche ohne persönliches Eigentum, mit dem Verbot von Kauf und Verkauf lebten. Diese Gemeinschaft wurde zu einem Zentrum der Christianisierung in Gallien.

Couragiertes Auftreten selbst gegen den Kaiser
Martin kam im Zuge von Missionsreisen bis nach Chartres, Amboise und Paris, wo er einen Leprakranken heilte. Couragiert protestierte er bei Kaiser Maximus gegen die Anklage von Bischof Priscillian von Avila und dessen Verurteilung zum Tode. Seine prophetische und unbeugsame Haltung brachten Martin in den Sphären der Herrschenden, aber zuweilen auch in den Reihen des Klerus selbst Widerstände entgegen. Jenen Bischöfen, die die Verurteilung Priscillians betrieben oder zumindest befürwortet hatten, verweigerte Martin während seines Aufenthalts in Trier die eucharistische Gemeinschaft, ließ sie ihnen jedoch zukommen, nachdem Kaiser Gratian mit der Verfolgung christlicher Gruppen gedroht hatte.

Erster Nichtmärtyrer als Heiliger
Martin starb am 8. November 397 auf einer Reise nach Candes, einer Stadt seines Bistums. Die Beisetzung am 11. November erfolgte unter großer Anteilnahme der Bevölkerung: eine riesige Menschenmenge sowie tausende Mönche und Jungfrauen sollen Martin auf seinem letzten Weg begleitet haben. Martin war der erste Nichtmärtyrer, der im Westen als Heiliger verehrt wurde.

Martin, dessen Biografie vor allem durch die von Sulpicius Severus um 395 verfasste Lebensgeschichte überliefert ist, ist nicht nur Landespatron des Burgenlandes und Patron der Diözese Eisenstadt. Der Frankenkönig Chlodwig erhob Martin zum Nationalheiligen und Schutzherrn der fränkisch-merowingischen Könige. Martin ist Schutzpatron Frankreichs und der Slowakei sowie Patron der Stadt Mainz und des Eichfelds in Thüringen. Martins Mantel gehörte zum Kronschatz der fränkischen Könige. Eine weitere wichtige Quelle zum hl. Martin sind die "Vier Bücher über die Wunder des heiligen Martin", verfasst von Bischof Gregor von Tours im Frühmittelalter. 

Zsifkovics: "Hl. Martin, ein Dauerauftrag an Kirche und Politik"

$
0
0
© Diözese Eisenstadt/Gossmann 
Diözese Eisenstadt feiert Beginn des Jubiläumsjahres "1700 Jahre Heiliger Martin"– Bischof Zsifkovics: Geht nicht um "Nostalgie oder Jahreszahlenakrobatik, sondern in Martinus die lebendigen Kraftwerke der Spiritualität, Solidarität und Barmherzigkeit zu erschließen"

Als einen "Dauerauftrag an die Kirche und Politik in unserem Land, das ihn seit 90 Jahren zum Patron hat", bezeichnete Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics beim diesjährigen Martinsfest am Mittwoch im Eisenstädter Dom den hl. Martin. Denn dieser habe als Mensch und als Christ die "Einheit in der Vielfalt" gelebt, "die Zeichen der Zeit erkannt und aus seinem Glauben heraus konkrete Martinstaten" gesetzt. Im hl. Martin erschließen sich "drei Kraftwerke unseres Menschseins", jene der Spiritualität, der Solidarität und der Barmherzigkeit, so der Bischof.

Das Martinsfest bildet den Auftakt des Jubiläumsjahres "1700 Jahre Heiliger Martin", in dem bis zum Martinsfest 2016, das als feierlicher Höhepunkt mit der Österreichischen Bischofskonferenz in Eisenstadt zelebriert werden wird, der 1.700 Geburtstag des burgenländischen Diözesan- und Landespatrons in den Mittelpunkt gestellt wird. Mit einer Vielzahl von Initiativen, Veranstaltungen, Publikationen und pastoralen Akzentuierungen wird der hl. Martin in den Mittelpunkt des diözesanen Lebens der Martinsdiözese gerückt. Auch ein eigenes Logo zum Martinsjahr wurde von Künstler Heinz Ebner gestaltet.

Martins Vermächtnis: "Lebendiges Feuer der Nächstenliebe"
Dabei gehe es in diesem Jubiläumsjahr nicht um "Nostalgie oder Jahreszahlenakrobatik, sondern darum, uns als Christen an sein Vermächtnis zu erinnern", betonte Bischof Zsifkovics. Dieses Vermächtnis bestehe darin, "das lebendige Feuer der Nächstenliebe weiter durch die Welt zu tragen", im Hier und Heute aufzugreifen. Die wegweisende Spur des hl. Martin lasse sich anhand dreier fundamentaler Wegmarken des christlichen Unterwegssein, jenen der Spiritualität, der Solidarität und der Barmherzigkeit, zum Ausdruck bringen. Wir müssten uns fragen, was das Motto des Martinsjahres, "Die Welt braucht mehr Martinus!", für uns konkret bedeuten könne und wie wir es mit Leben zu erfüllen vermögen, so der Bischof.

Hilfsbereite Zuwendung zu Flüchtlingen als konkrete Martinstat
Denn zum Einen sei der hl. Martin ein "verlässlicher Wegweiser", der dazu ermutige, seine Spur der Spiritualität aufzunehmen. Eine solche entschwebe nicht in weltfremder Frömmigkeit, sondern "führt uns mitten hinein ins konkrete Leben und hat zugleich auch den Blick für den Nächsten, besonders den Armen, Notleidenden, Kleinen, Schwachen, Flüchtling und Verfolgten", sagte Diözesanbischof Zsifkovics. Damit nahm der Bischof zugleich "die vielen Martinstagen" in der gegenwärtigen Flüchtlingskrise in den Blick, die die vielen Menschen im Burgenland, die Pfarren, die Caritas und eine Reihe von Organisationen gesetzt haben und die weiterhin zu setzen der Bischof erbat.

Neuer Pastoraler Weg: Martin zeigt Solidarität
"Die Welt braucht mehr Martinus" bedeute auch ein Mehr an Solidarität, was Diözesanbischof Zsifkovics am Neuen Pastoralen Weg der Diözese Eisenstadt aufzeigte. "Kirche und Gesellschaft stehen mitten in einem tiefgreifenden Wandel, der durch Umbrüche, Abbrüche und auch neue Aufbrüche gekennzeichnet ist". Diese Zeichen der Zeit habe die Diözese veranlasst, bereits im September 2013 eine Neuausrichtung der Seelsorge zu starten. "Zum diesjährigen Martinsfest wird dieser Weg nach einem synodalen Prozess in der Diözese zur Umsetzung verabschiedet. Als solidarische Kirchengemeinschaft wollen wir zeitgemäße Antworten auf die Lebenswelten der Menschen im 21. Jahrhundert finden", erläuterte Bischof Zsifkovics.

In 41 neuen Seelsorgeräumen, die bis zum Jahr 2025 schrittweise verwirklicht werden sollen, werden Pfarren und Pfarrverbände ein "Netz der Teamarbeit und gegenseitigen Hilfe bei der Erfüllung seelsorglicher Dienste bilden". Der dafür wesentliche Ausgangspunkt sei die "Berufung jedes Einzelnen auf Taufe und Firmung": "Haben wir wie Martin den Mut, für Neues offen zu sein, Grenzen zu überwinden und nicht neue aufzustellen, denn wir Burgenländer wissen zu gut, was Grenzen bedeuten", appellierte der Bischof für Solidarität.

Martinsjubiläum als Jahr der Barmherzigkeit
Schließlich greift das Jubiläumsjahr "1700 Jahre Heiliger Martin" als "drittes Kraftwerk unseres Menschseins" die Barmherzigkeit und damit das von Papst Franziskus angekündigte "Jahr der Barmherzigkeit" auf, das der Heilige Vater am 8. Dezember ausrufen wird. "So wie der zerschnittene Mantel, das christliche Urbild des Mantelteilens ohne Barmherzigkeit zu einer sinnlosen Geste verkommt, so ist auch das Leben als solches ohne Barmherzigkeit ein dunkles, leeres, trostloses Tal", sagte Bischof Zsifkovics am Martinsfest.

Und nochmals brachte der Diözesanbischof die Zuwendung zu Flüchtlingen und Not Leidenden zur Sprache: "Ich kann verstehen, dass es Gründe gibt, diesen Menschen reserviert zu begegnen – sie kommen aus einem anderen Kulturkreis, sprechen eine andere Sprache, haben eine andere Religion. Ich weiß aber auch aus dem Evangelium: ‚Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan’", so der Bischof, der zum Dreiklang aus Spiritualität, Solidarität und Barmherzigkeit auf der Spur des hl. Martin ermutigte und aufrief.

Theologe: Neuer Pastoraler Weg erkennt die "Zeichen der Zeit"

$
0
0
Renommierter Pastoraltheologe, -psychologe und -soziologe Christoph Jacobs (Paderborn) gab im Rahmen der Festakademie zum Martinsfest "Orientierungspunkte" für den Neuen Pastoralen Weg der Diözese Eisenstadt – Pastoral der Zukunft geschieht "auf Augenhöhe" und mit dem "Charisma der Zeitgenossenschaft"

Mit dem Neuen Pastoralen Weg hat die Diözese Eisenstadt "die Zeichen der Zeit erkannt und nimmt die Umbrüche, die Abbrüche, aber auch die Aufbrüche ernst": Das sagte der bekannte Pastoraltheologe, -psychologe und -soziologe aus Paderborn, Christoph Jacobs, im Rahmen der Festakademie zum Martinsfest am Mittwoch in Eisenstadt. Jacobs nahm dabei vor allem den Neuen Pastoralen Weg als Versuch der Diözese, durch ein neu zu knüpfendes Netzwerk an Seelsorgeräumen zeitgemäße Antworten auf die Lebenswirklichkeiten der Menschen im 21. Jahrhundert zu finden, in den Blick. Der eingeschlagene Kurs sei "ein behutsamer und zugleich zielstrebiger Weg", so Jacobs.

Strukturwandel braucht spirituelle Verwurzelung
Als besondere Kennzeichen der burgenländischen Neuausrichtung der Seelsorge mit der Initiierung des diözesanen Pastoralen Weges seit September 2013 nannte der Theologe einerseits die "Vielzahl der bereits stattgefundenen und zukünftig geplanten Konsultationsprozesse", also die Einbindung und aktive Mitwirkung aller Diözesan-, Dekanats- und Pfarrebenen in dem eingeleiteten Strukturwandel. Andererseits sei das "ständige Bemühen um die Einheit von spiritueller Verwurzelung und struktureller Veränderung" maßgeblich für den Neuen Pastoralen Weg der Diözese. Denn Offenheit für die Zukunft und die Fähigkeit zum Aufbruch inmitten gesellschaftlicher Veränderungsprozesse sowie die Verankerung im spirituellen Wurzelgrund bedingen sich notwendig und wechselseitig, zeigte sich Jacobs überzeugt.

Diözese an "Nahtstelle Europas"
Der Experte für die Organisationsentwicklung in der Kirche hob vor allem das "spezielle Charisma" der Diözese Eisenstadt – "das Charisma der Zeitgenossenschaft"– hervor, das der seelsorglichen Neuausrichtung ein wesentlicher Orientierungspunkt sein solle. Als vergleichsweise sehr junge, mehrsprachige und aus vielen Kulturen bestehende Diözese liege sie "an der Nahtstelle zwischen dem Westen und Osten in Europa. Sie ist zwar nicht groß, aber was auch in Europa passiert: Sie spürt es schnell und deutlich", so Jacobs. Genau deshalb komme der Diözese Eisenstadt eine wichtige seismografische und zugleich multiplikatorische Wirkung zu, wenn es ihr gelinge, "auf die Herausforderungen der Zeit gute Antworten zu finden".

Hl. Martin als Programmfigur für Pastoralen Weg
"Das Charisma Ihrer Diözese ist die Verpflichtung auf das zukunftsträchtige Erbe eines großen Heiligen und das Charisma der christlichen Zeitgenossenschaft im Dienst der Menschen von heute", sagte der Vortragende der Festakademie zum Martinsfest in Eisenstadt und spielte damit freilich auf den burgenländischen Diözesan- und Landespatron an: den hl. Martin. Der Pannonische Heilige, ein "multikultureller und kulturverbindender Heiliger", könne die "natürliche Programmfigur oder Visionsgestalt für den Pastoralen Weg der Diözese Eisenstadt" werden.

"Asymmetrie der Macht hat in Kirche nichts zu suchen"
"Unter Berufung auf den hl. Martin gilt: die Pastoral der Zukunft ist eine Pastoral auf Augenhöhe. Eine Asymmetrie der Macht hat in der Kirche von heute nichts mehr zu suchen", betonte Jacobs, der auf den Darstellungswandel der berühmten Martinstat, den eigenen Mantel mit dem frierenden Bettler zu teilen, verwies. "In den ältesten erhaltenen Darstellungen steht der hl. Martin mit dem Bettler auf Augenhöhe: er steht dem Bettler von Angesicht zu Angesicht gegenüber!", so der Theologe. Das Bild eines auf hohem Ross sitzenden Martinus habe sich erst zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert aus politischen Motiven, nämlich eine "Asymmetrie der Macht", eine Herrschaftsstruktur zu zeichnen, entwickelt. "Die Kirche darf an keinem Punkt mehr von oben nach unten handeln, sondern muss die Begegnung mit den Menschen von heute, besonders mit den Bedürftigen, von Angesicht zu Angesicht suchen."

Nicht Selbstbespiegelung, sondern Dienst
Ziel aller pastoralen Strukturen und Entwicklungen sei die "Förderung von Spiritualität und der Dienst am Menschen, die Förderung von Gottes Nähe und der Menschennähe", so Jacobs. Dies könne nur gelingen, wenn sich die Kirche nicht selbst bespiegle, sondern den Pastoralen Weg als Dienst am Menschen begreife, um spirituelle Räume zu erschließen und zu vertiefen, "in denen Christus unter Berücksichtigung der Herausforderungen der gegenwärtigen Zeit sowie in Rück- und Neubesinnung auf das Evangelium erfahrbar wird".

42 neue Seelsorgeräume
Neuer Pastoraler Weg: Das ist der Titel jenes Prozesses, den die Diözese Eisenstadt zur seelsorglichen Neuausrichtung im September 2013 gestartet hat. Bis zum Jahr 2025 sollen schrittweise 42 neue Seelsorgeräume verwirklicht werden. Pfarren und Pfarrverbände sollen ein aus Teamarbeit und Eigenverantwortung, aus aktiver Partizipation und der gegenseitigen Hilfe im seelsorglichen Dienst geknüpftes Netzwerk bilden. Dabei werden die Pfarren strukturell bestehen bleiben, einen Verkauf von Kirchen wird es nicht geben.

Gemeinschaft engagierter Gläubiger
"Der Pastorale Weg der Diözese Eisenstadt ist kein Masterplan, keine Taktik und keine Strategie, sondern soll eine kooperative Pastoral der Gemeinschaft engagierter, mündiger Gläubiger auf den Weg bringen. Kirche muss sich dem geforderten Prozess der Weltdurchdringung öffnen, neue Räume eines lebendigen Glaubensbezugs im Geiste der Neuevangelisierung erschließen, die Laien als großen Schatz der Kirche sehen und selbst ein Leben der Einfachheit, der Demut, Hingabe und Authentizität leben", bringt Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics den Neuen Pastoralen Weg im Burgenland auf den Punkt.

Cäcilien-Fest & Schluss-Veranstaltung von „Organa Pannonia“ - Martinsdom, 15. November 2015

$
0
0
Mitte November gedenkt die Kirche weltweit der heiligen Cäcilia (Silja, Silke). Die frühchristliche römische Märtyrerin wird seit vielen Jahrhunderten als Patronin der Musik, insbesondere der Kirchenmusik, verehrt.

Bis in unsere Zeit gilt der November-Sonntag um ihren Gedenktag als Fest, das die Kirchenmusiker mit ausgewählten Kompositionen gestalten und in kollegialer Gesinnung gewissermaßen als „Zunft-Jubiläum“ begehen.

In dieser Freude und Dankbarkeit lädt die Dommusik St. Martin ein:

Sonntag, 15. November , 18 Uhr
• Festgottesdienst im Martinsdom
  Hauptzelebrant Dompfarrer Kan. P. Mag. Erich Bernhard COp
  Musik: Joseph Haydn, Große Orgelsolo-Messe Hob.XXII:4

• DOMMUSIK-EMPFANG im Martinus-Saal
  Imbiss und Begegnung mit Gästen, Kollegen und Freunden

Eingeladen sind alle, die an der Kirchenmusik Freude haben.

Insbesondere gilt die Einladung jenen, die als Sänger, als Instrumentalisten, als Förderer oder in einer anderen Weise in der Kirchenmusik in Eisenstadt oder anderswo mitwirken bzw. mitgewirkt haben oder vielleicht einmal mitwirken werden.

Herzlich willkommen!


Mehr als 13.000 ÖsterreicherInnen unter Opfern in weißrussischem Nazi-Vernichtungslager: Bischöfe als späte Anwälte der Toten

$
0
0
Eisenstadts Bischof Ägidius Zsifkovics und orthodoxer Metropolit Arsenios Kardamakis begrüßen hochrangige weißrussische Delegation, um Ermordung von mehr als 13.000 ÖsterreicherInnen im Vernichtungslager Maly Trostenez im Zweiten Weltkrieg öffentlich in Erinnerung zu rufen – Errichtung einer Gedenkstätte bei Minsk unter internationaler Beteiligung "notwendiges Zeichen einer fortgeschrittenen europäischen Erinnerungskultur"– Zsifkovics: "Ohne Schließung von historischen Gedächtnislücken keine nachhaltige Konfliktbewältigung in Europa"


(Bildtext: Galina Lewina, stellvertretende Vorsitzende des Verbandes der belarussischen jüdischen Organisationen und Gemeinden, und Viktor Balakirev, Direktionsvorsitzender der Internationalen Bildungs- und Begegnungsstätte "Johannes Rau" in Minsk (beide links im Bild) stellen die Pläne für die internationale Gedenkstätte vor. V.l.n.r.: Dominik Orieschnig, Metropolit Arsenios Kardamakis, Anna Aksjonowa, wissenschaftliche Leiterin des Projekts, Erzbischof Tadeusch Kondrussewitsch.)

Es handelte sich um eines der schlimmsten Vernichtungslager des Zweiten Weltkrieges: Maly Trostenez befand sich etwa zwölf Kilometer südöstlich von Minsk und unterstand nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht 1941 der nationalsozialistischen Sicherheitspolizei für Weißrussland. Zwischen 1942 und 1944 wurden dort bis zu 60.000 Menschen ermordet, die meisten von ihnen Juden. Viele der Deportierten wurden im nahegelegenen Wald von Blagovśćina erschossen. Auch mehr als 13.000 ÖsterreicherInnen gehörten zu den Ermordeten.

Eine hochrangige ökumenisch und interreligiös besetzte Delegation unter der Leitung des Metropoliten von Minsk und Mogilow, Erzbischof Tadeusch Kondrussewitsch, Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche in Belarus, besucht vom 9. bis zum 12. November 2015 Österreich, um Stellen der Politik und der Öffentlichkeit den bisherigen Stand der Entwicklungen eines geplanten Memorialkomplexes Maly Trostenez darzulegen. Den Auftakt stellte die Begegnung mit Vertretern der katholischen und der orthodoxen Kirche in Österreich dar, bevor es in die Präsidentschaftskanzlei und ins Bundeskanzleramt ging, um dort für finanzielle Unterstützung des Projektes zu werben. Organisator der Begegnungen war der Leiter der Außenstelle des österreichischen Außenministeriums in Minsk, Dr. Alexander Bayerl.

Metropolit Arsenios: "Alles tun, damit ihr Tod nicht umsonst gewesen ist!"
Die Begegnung fand in den Räumlichkeiten der Metropolis von Austria statt, wo Hausherr Erzbischof Kardamakis die siebenköpfige Delegation mit Vertretern aus Religion und Wissenschaft empfing. Bischof Zsifkovics übermittelte seine Grußbotschaft aus der zeitgleich tagenden Vollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz durch den Bischöflichen Sekretär und Pressesprecher der Diözese Eisenstadt, Dominik Orieschnig. Namens aller Delegationsmitglieder, darunter die stellvertretende Vorsitzende des Verbandes der belarussischen jüdischen Organisationen und Gemeinden, Galina Lewina, dankte Erzbischof Kondrussewitsch Bischof Zsifkovics und Metropolit Arsenios für ihre Aufgeschlossenheit und für die geistliche Plattform, die beide Bischöfe dem Anliegen zu geben bereit seien. Metropolit Arsenios betonte in seiner Ansprache, dass jede Form von Fanatismus und Nationalismus zu verurteilen sei und sich Ereignisse wie jene von Maly Trostenez nie wieder wiederholen dürfen. Es gelte besonders aus christlicher Sicht, auf das Gedenkstätten-Projekt und damit auf das ungehörte Leid so vieler Menschen aufmerksam zu machen.

Metropolit von Minsk lobt Ökumene in Österreich
"Ich kenne alle österreichischen Bischöfe und weiß, welchen Wert sie der Ökumene und dem Dialog der Konfessionen und Religionen beimessen", so Kondrussewitsch. Der Vorsitzende der weißrussischen Bischofskonferenz erinnerte an das Wort von Johannes Paul II., dass die Kirche "mit zwei Lungenflügeln", nämlich aus ihrer westlichen und ihrer östlichen christlichen Tradition atmen müsse, ein Wort, dass er in der Stiftung des Grundes für ein Orthodoxes Kloster in der römisch-katholischen Diözese Eisenstadt erfüllt sehe. "Es erinnert mich an den exzellenten Dialog der Konfessionen und Religionen in Belarus, wo in völliger Harmonie auf einer Straßenseite die katholische und auf der andern die orthodoxe Kirche steht", so der Metropolit von Minsk. Die geplante Gedenkstätte "an einem Ort, wo Angehörige verschiedenster Glaubensrichtungen zu Tode gekommen sind", werde dieses gemeinsame Atmen ebenso widerspiegeln. Tatsächlich sehen die Pläne für die Gedenkstätte Kultusbauten auf dem Areal vor, die als Brücken der Versöhnung dienen sollen. Ziel sei es nun, so Kondrussewitsch, eine Realisierung des Projektes auf internationaler Basis zu bewerkstelligen: "Es geht um einen Dialog zwischen den Opfern und der Welt, der in die Zukunft weist und bewirkt, dass sich Vergangenes nicht wiederholt. Das geht uns alle an!"

Zsifkovics: "Psychoanalyse Europas muss sich dunklen Flecken stellen"
Es habe, so Eisenstadts Bischof Ägidius Zsifkovics in seiner Grußbotschaft, "gerade in Österreich und in Wien, der Stadt Sigmund Freuds, eine Bedeutung, sich zu erinnern." Was Zeichen des reifen Individuums, aber auch einer reifen Gesellschaft sei, nämlich die Aufarbeitung von unbewältigtem Vergangenem, das gelte in besonderem Maße auch für Europa als Wertegemeinschaft. Zsifkovics: "Die humanen Herausforderungen der Gegenwart, wie etwa die aktuelle Flüchtlingskrise, werden wir nicht nachhaltig lösen können ohne die europäischen Erinnerungslücken, die es immer noch gibt, zu schließen – denn zwischen den Ereignissen von damals und heutigem menschlichen Versagen, das zu den Katastrophen von morgen führt, spannt sich ein roter Faden." Eine Gedenkstätte wie Maly Trostenez sei daher "kein Vergangenheits-, sondern ein Zukunftsprojekt", es sei "im Letzten überhaupt kein Bauprojekt, sondern Katalyator eines Bewusstseins- und Verständigungsprozesses und somit essentieller Bestandteil einer unverzichtbaren europäischen Erinnerungskultur", so der österreichische "Europabischof" und Flüchtlingskoordinator der EU-Bischöfe innerhalb der ComECE.

Memorialkomplex Maly Trostenez: Im Sommer 2015 wurden bereits die beiden „Pforten der Erinnerung“, 12 Meter hohe Bronzestelen, gemeinsam mit einem neu angelegten mehrere Hektar großen Gedenkpark als erste Etappe der geplanten Gedenkstätte eröffnet. Das von Staatschef Lukashenko begrüßte Projekt wurde sehr rasch angegangen und laut Information des österreichischen Außenministeriums auf beeindruckende Weise ausgeführt. Das nun in Österreich vorgestellte Projekt soll einen weiteren Teil des durch Dekret geschützten riesigen Areales erschließen und einer internationalen Erinnerungskultur zugänglich machen: den der Blagovśćina, der eigentlichen Exekutionsstätte zehntausender Menschen.

Zsifkovics: Kein Christsein ohne Ja zum jüdischen Du

$
0
0
Bischof Zsifkovics an der Klagemauer
in Jerusalem im Jahr 2014
© Diözese Eisenstadt/Gerald Gossmann
Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics findet im Gedenken an die Novemberpogrome und den Holocaust am europäischen Judentum durch den Nationalsozialismus, dem auch tausende burgenländische Juden zum Opfer fielen, klare Worte: "Jede Form von Antisemitismus ist mit dem Wesen des Christentums unvereinbar"– Eine Re-Spiritualisierung des Christentums kann nur in der Besinnung auf den jüdischen Wurzelgrund und der Anerkennung der einzigartigen Würde des Judentums gelingen

"Eine christliche Identität und ein wahres Christsein kann es ohne das versöhnende, achtende und anerkennende Ja zum jüdischen Du nicht geben": Das betont Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics im Kontext der Gedenken an die Novemberpogrome und damit sukzessive einsetzende, massenhaft-industriell geplante und umgesetzte Vernichtung des europäischen Judentums durch die Nationalsozialisten. "Die Shoah ist der untilgbare, der unfassbare Schandfleck der Geschichte. Die Erinnerungskultur im Sinne eines mitfühlenden Eingedenkens an das jüdische Leid ist ebenso Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit des Christentums wie die Solidarität mit dem Volk Israel gegenüber neuen Tendenzen und Formen des Antisemitismus und des Judenhasses", so der Bischof.

Scharfe Zurückweisung des Antisemitismus
Dabei machte der Eisenstädter Diözesanbischof klar, dass sich Judenfeindschaft und christlicher Glaube wesenhaft und kontradiktorisch ausschließen: "Jede Form von Antisemitismus ist mit dem Wesen des Christentums unvereinbar." Antisemitismus richte sich gegen den Juden und Christen gemeinsamen Gott, richte sich gegen das Evangelium, gegen Jesus, den jüdischen Sohn einer jüdischen Mutter. "Es gibt keine Rechtfertigung für den Hass gegen Juden, für die Abwertung und Herabsetzung ihres Jüdisch-Seins", so der Bischof, der mit Sorge und scharfer Zurückweisung auf neue Tendenzen und Formen antijüdischer und antisemitischer Vorurteile, Stereotypen, Metaphern und Diskurse reagiert.

"Den Weg von ‚Nostra Aetate‘ fortsetzen"
Zugleich sei es geboten, so Bischof Zsifkovics, auch die schuldhafte Verflechtung und Rolle der Christenheit und der Kirche in der sich über die Jahrhunderte fortspinnenden und festigenden Entwicklung des Antijudaismus zu bekennen, eine Entwicklung, die letztlich im Holocaust kulminierte. "Vor 50 Jahren wurde mit der Konzilserklärung ‚Nostra Aetate‘ eine epochemachende Wende im Verhältnis zum Judentum eröffnet, weil darin nicht nur jeder Form von theologischem Antijudaismus, jedwede Verfolgung des Judentums eine deutliche Absage erteilt wurde, sondern auch die Mitschuld der Kirche an der Ausbildung des traditionellen Antijudaismus bekannt wurde". So entscheidend "Nostra Aetate" auch für die Wende des jüdisch-christlichen Verhältnisses sei, so dürfe man sich heute nicht bloß mit Zitaten und Rückverweisen auf die Konzilserklärung beschränken. "Der damit eröffnete Weg muss fortgesetzt und mit Leben erfüllt werden".

"Geschwisterlich, nicht missionarisch"
Schließlich gelte es zu verstehen, dass das Verhältnis zum Judentum keine bloß äußerliche Bezugnahme, sondern die christliche Identität selbst betreffe. "Ein Christentum, das seine jüdische Wurzeln vergisst, verleugnet, kappt oder ignoriert, wird spirituell austrocknen", mahnt der Diözesanbischof. Daraus sei freilich keineswegs einem vereinnahmenden Verhältnis das Wort geredet. Vielmehr müsse die Einzigartigkeit und Unvergleichlichkeit, das unaufhebbare Anders- und So-Sein des jüdischen Du nicht bloß respektiert, sondern auch honoriert werden. "Eine missionarische Hybris ist hier definitiv fehl am Platz. Das Verhältnis zu unseren jüdischen Schwestern und Brüdern muss ein geschwisterliches und darf kein missionarisches sein", unterstreicht Bischof Zsifkovics.

Spiritualität braucht Sensibilisierung für das Leid
Einmal mehr brachte der Diözesanbischof das große Wort des Theologen Karl Rahner in Erinnerung: "Der Fromme der Zukunft wird ein Mystiker sein, einer, der etwas erfahren hat, oder er wird nicht mehr sein". Doch diese für die Zukunftsfähigkeit und Zukunftsoffenheit des Christentums entscheidende Re-Spiritualisierung müsse einher gehen mit Empathie, mit einer Kultur des Erinnerns und des Mitgefühls für das Leid der Menschheit und zugleich an der Humanität – eine Leidensgeschichte, die ihren Kulminationspunkt im Holocaust, dem systematisch-industriellen Massenmord an 6 Millionen Juden erfuhr. "Niemals dürfen wir dafür blind und unempfindlich werden. Denn das wäre der Anfang vom Ende der Humanität und eines humanitären Bewusstseins. Wahre Spiritualität führt gerade nicht zu Indifferenz und zur Immunisierung gegenüber dem Leid, sondern zur Sensibilisierung und Solidarisierung", sagt Bischof Zsifkovics.

Tausende burgenländische Juden ermordet
Im Burgenland lebten vor dem "Anschluss"Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland im Jahr 1938 rund 4.000 Juden. Mindestens ein Drittel von ihnen wurde im Zuge des Holocaust ermordet, den anderen gelang die Flucht vor dem NS-Terror, viele von ihnen emigrierten nach Israel, nach Australien oder in die USA. Kaum jemand kam nach dem Grauen der NS-Herrschaft zurück. Bereits im Juni 1938 wurden Juden aus burgenländischen Gemeinden wie Deutschkreuz, Lackenbach und Rechnitz vertrieben, in den folgenden Monaten auch aus Frauenkirchen, Kobersdorf, Mattersburg und Eisenstadt. Gauleiter Tobias Portschy, ein fanatischer, von einer menschenverachtend-rassistischen Ideologie getriebener Nationalsozialist, der neben antisemitischer Hetze und Verfolgung u.a. auch die Hassschrift "Die Zigeunerfrage" verfasste, erklärte bereits im November 1938 stolz das Burgenland als ersten Gau als "judenfrei". Von jenen rund 1.700 burgenländischen Juden, die der Rassenwahn und Terror der Nazis zunächst nach Wien brachte, gelang kaum jemanden mehr die Flucht: sie wurden ab 1941 in die Konzentrations- und Vernichtungslager in Osteuropa deportiert und dort ermordet.

Terror in Paris: Bischof Zsifkovics zutiefst erschüttert

$
0
0

Europabischof der Österreichischen Bischofskonferenz, Ädigidus J. Zsifkovics: "Europa darf nicht zulassen, dass das Gift des Terrorismus an unserer Zivilisation Wirkung zeigt"

In einer ersten Stellungnahme nach den verheerenden Terroranschlägen in Paris mit mindestens 127 Toten zeigte sich der Europabischof der Österreichischen Bischofskonferenz, Ägidius Zsifkovics, zutiefst erschüttert. Er hatte erst Ende Oktober an der Vollversammlung der Vertreter der europäischen Bischofskonferenzen in Paris teilgenommen.

Im Gebet bei den Opfern
"Mein Gebet gilt den Opfern dieses barbarischen Anschlags, mein ganzes Mitgefühl ihren Angehörigen", so der Eisenstädter Bischof. Er appelliert aber auch an die europäische Politik, die Ereignisse "zum schmerzhaften Anlass zu nehmen, sich noch entschiedener den gesamteuropäischen Herausforderungen dieser Zeit zu stellen. Zsifkovics wörtlich: "Der Tod dieser Menschen darf nicht umsonst gewesen sein. Wer auch immer hinter den Anschlägen steckt: Europa darf nicht zulassen, dass das Gift des Terrorismus, des Extremismus und der Gewalt an unserer Zivilisation Wirkung zeigt." Vielmehr müssten die EU-Staaten "nun eng zusammenstehen, um Europa als Raum der Sicherheit, der Freiheit und des Rechts zu verteidigen."

Grundsätze des Humanismus dürfen nicht wanken
Dazu gehöre jedoch unabdingbar und wesenhaft, weiterhin den "tragenden Werten und Grundsätzen eines christlich-jüdisch-antiken Humanismus treu" zu bleiben und nicht "in die Schockstarre innerer und äußerer Abschottung und in Festungsmentalität zu verfallen. Angst ist der schlechteste aller Ratgeber und genau das, was Terroristen zu allen Zeiten bezwecken. Lassen wir uns unser Grundwasser nicht vergiften und gehen wir weiter den zivilisatorischen Weg der Humanität!", so Zsifkovics in Hinblick auf die Phänomene der Massenmigration als einer der zentralen Herausforderungen der Gegenwart.

"Wer A sagt ...": Bischof Zsifkovics leitet nun auch neues Referat "Flucht, Migration und Integration" der Österreichischen Bischofskonferenz

$
0
0
DSC_0332Neuer Bereich kirchlicher Hirtensorge soll einer der größten gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit Rechnung tragen – Eisenstädter Bischof wird nach Betrauung mit kirchlichen Asylagenden auf EU-Ebene nun auch für die Kirche in Österreich die Flüchtlingsthematik in den koordinierenden Blick nehmen – Ägidius Zsifkovics: "Bin nicht Superman, habe aber eine dicke Haut und eine deutliche Sprache."

Er war die treibende Kraft für das starke Engagement kirchlicher Einrichtungen im Burgenland bei der Beherbergung von Menschen auf der Flucht; Ende Oktober wählten ihn die EU-Bischöfe zu ihrem "Flüchtlingskoordinator“; beim Martinsfest der Diözese Eisenstadt am 11. November haben ihn Flüchtlinge bei der Festmesse im randvollen Martinsdom "kalt erwischt" mit einer berührenden Danksagung für sein Flüchtlingsengagement; nun hat ihm die Österreichische Bischofskonferenz auf ihrer am vergangenen Freitag zu Ende gegangenen Herbstvollversammlung auch noch das brandneu geschaffene Referat "Flucht, Migration und Integration" zur Leitung anvertraut: Das Thema "Flüchtlinge" und mit ihm eine der größten Herausforderungen unserer Zeit scheint sich immer mehr zu einer der Signaturen des Bischofs von Eisenstadt zu entwickeln, der selbst am Eisernen Vorhang aufgewachsen, in weit bemessenen Räumen sprachlicher, kultureller und bildungsmäßiger Vielfalt sozialisiert worden ist, und der nicht müde wird zu betonen, dass auch Jesus ein Flüchtling gewesen sei und das Thema Flucht und Migration in allen Weltreligionen eine zentrale Rolle spiele.

Neues Referat "Flucht, Migration und Integration": Keine Patentrezepte, aber aufmerksames Beobachten und Setzen starker Impulse
"Weil Flucht, Migration und Integration zu den großen Herausforderungen unserer Zeit zählen, hat die Bischofskonferenz dafür einen neuen Aufgabenbereich festgelegt und den Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics damit beauftragt"– mit diesen Worten kündigte die Österreichische Bischofskonferenz Ende vergangener Woche die neuen Agenden an. Dass es dankbarere Aufgaben gibt, stellt Bischof Zsifkovics in einem Interview in der aktuellen Wochenendausgabe von DER STANDARD gar nicht in Abrede, sondern sieht es pragmatisch: "Nachdem ich als Bischof von Eisenstadt durch die Ereignisse und den großen Ansturm beim Grenzübergang Nickelsdorf schon sehr tief in der Materie drinnen bin, war es naheliegend, dass man auf mich zurückgreift." Tatsächlich kennt der Bischof die Themen und Problemfelder, die auf ihn nun auf Österreichebene warten, bestens aus der Erstbegegnung mit dem Migrationssturm an der eigenen Diözesangrenze: Zu wenig Grundversorgungsplätze für AsylwerberInnen, sodass immer mehr Menschen auf der Flucht von Obdachlosigkeit betroffen sind; unzureichende Unterbringungs- und Betreuungsmöglichkeiten für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge; Schaffung winterfester Notunterkünfte für jene Flüchtlinge, die auf der Durchreise sind; die Forderung nach fairen, qualitätsvollen und raschen Asylverfahren sowie der effektiven Bekämpfung von Schlepperei und Menschenhandel.

Öffentliche Ordnung und gelingende Integration als zweite Seite der Medaille
Besonderes Augenmerk wolle Bischof Zsifkovics in seiner neuen Aufgabe darauf legen, "dass im öffentlichen Diskurs zwischen Asyl und Migration unterschieden wird. Das ist nämlich die andere, nicht minder wichtige Seite der Medaille. Gerade weil Menschen aus dem Chaos flüchten und bei uns Sicherheit suchen, ist die Aufrechterhaltung der rechtsstaatlichen Ordnung in unserem Land für die Politik unabdingbare Verpflichtung – bei aller Sensibilität, die diese Pflicht des Staates erfordert", so Bischof Zsifkovics, der wiederholt erklärt hat, "kein Freund von Zäunen" zu sein. Die Kirche müsse immer wieder in Erinnerung rufen, "dass aus der Quartierkrise von heute nicht die Integrationskrise von morgen" werden darf. Spracherwerb, Bildung und Zugang zu Arbeit seien wichtige Voraussetzungen für eine gelingende Eingliederung in die Gesellschaft, wobei Asylsuchende wie auch Zuwanderer die unbedingte Geltung der Menschenrechte und die demokratische Verfassung in Österreich anerkennen müssten. "Dazu zählen besonders Religionsfreiheit, Rechtsstaatlichkeit und die gleichberechtigte Stellung von Mann und Frau. Ziel der Integration muss die gemeinsame Liebe zu Österreich sein, die die Menschen in diesem Land verbindet", so die Bischofskonferenz in ihrer Presseerklärung nach der Herbstvollversammlung.

Flüchtlinge danken Eisenstädter Bischof persönlich für Aufnahme
So nüchtern Ägidius Zsifkovics die Dinge auch anzugehen und auszusprechen scheint: Am Martinstag war es vor allem für Freunde und MitarbeiterInnen des Bischofs berührend zu sehen, wie menschlich nah ihm die Dankesworte gingen, die im Eisenstädter Dom von den syrischen Asylwerbern Khajik Kawafian und Abdulhadi Briman stellvertretend für die vielen anderen gesprochen wurden, die in den vergangenen Monaten in der Diözese Eisenstadt ein Dach über dem Kopf gefunden haben. "Sie haben uns in Eisenstadt aufgenommen – dafür sind wir Ihnen sehr dankbar!" Khajik, ein armenischer Christ aus Aleppo, und Abdulhadi aus Homs feierten anschließend mit burgenländischen Christen das Martinsfest und teilten nach dem Gottesdienst mit dem Bischof vor der Kirche ein "Martinskipferl". Was als schöner Brauch des Teilens nett anzusehen ist, ist vor dem Hintergrund der Realität einer zunehmend als "Völkerwanderung" apostrophierten Migrationsbewegung aus Regionen des Nahen Ostens und Afrikas zum brisanten Symbol einer Situation geworden, in der die Beantwortung der Frage nach dem Teilen – von Rechten und Ressourcen, von Lebensraum und Freiraum, von Zeit und Zuwendung – die Gesellschaft und das politische System in Europa auf einen zivilisatorischen Prüfstand stellt. Ein Prüfstand, auf dem "die europäische Karosserie", wie Bischof Zsifkovics sagt, "ohne den Motor der Spiritualität, der Solidarität und der Barmherzigkeit nicht weiter vom Fleck kommt, sondern zur lahmen Ente zu werden droht". Wird Europa es schaffen, sich seines großen Heiligen aus der Zeit der Völkerwanderung, Martin von Tours, zu entsinnen und die Bereitschaft aufbringen, genügend "Martinskipferln" zu teilen? Und warum teilt man in Eisenstadt offensichtlich bereitwilliger? Ein verstorbener Papst und ein lebender Wissenschaftler geben darauf eine mögliche Antwort.

Eine Diözese als "Brücke" und als europäischer "Barometer"
Als Johannes Paul II. 1988 die Diözese Eisenstadt besuchte, war Ägidius Zsifkovics ein junger, spindeldürrer Priester, als Zeremoniär des damaligen Eisenstädter Bischofs Stefan László von seinem Chef damit beauftragt, den Besuch des Pontifex liturgisch vorzubereiten. Der damalige Aufruf des Papstes an die Katholiken des Burgenlandes, geistig-geistliche "Brücke zum Osten" zu sein, hat sich in Ägidius Zsifkovics tief eingeprägt. Ein Jahr später kam es zum Fall der Berliner Mauer und des Eisernen Vorhangs. Die Worte des später heiliggesprochenen Karol Wojtila hatten etwas Prophetisches an sich gehabt. "Ich kann mit Fug und Recht sagen", so Ägidius Zsifkovics in Erinnerung an seine Leseübungen mit Johannes Paul II., "dass ich einem Heiligen beigebracht habe, die Worte der Messe auf Kroatisch und auf Ungarisch korrekt auszusprechen – ich hätte mir aber nie gedacht, dass sich der Aufruf diese Mannes, Grenzen zu überwinden, einmal so sehr über meine eigene Person und Lebensenergie artikulieren würde", so der heutige Eisenstädter Bischof mit einem verschmitzten Lächeln. Denn die Rede von der Brückenfunktion hat Ägidius Zsifkovics in seiner 5-jährigen Amtszeit als Bischof von Eisenstadt schweißtreibend-wörtlich genommen: sei es die Pflege intensiver Beziehungen zu den Bischöfen osteuropäischer Diözesen; sei es der regelmäßige Austausch mit politischen Entscheidungsträgern und Diplomaten östlicher Nachbarländer; sei es die Freundschaft mit dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel und der Orthodoxen Kirche und ihrer ostkirchlichen Tradition; sei es der hemdsärmelig-pragmatische Umgang mit den Migrationsströmen aus Regionen des Nahen Ostens – die Diözese Eisenstadt ist auf dem besten Weg, sich aus einer Position des Beschaulichen weiter zu entwickeln zum Katalysator weit ausstrahlender Prozesse zwischen Ost und West im Geiste des Evangeliums: Als vergleichsweise sehr junge, mehrsprachige und multikulturelle Diözese liege sie "an der Nahtstelle zwischen dem Westen und Osten in Europa. Sie ist zwar nicht groß, aber was auch in Europa passiert: Sie spürt es schnell und deutlich", so der Paderborner Pastoraltheologe und Experte für kirchliche Change-Prozesse Christoph Jacobs, der Bischof Zsifkovics und die Diözese dabei unterstützt hat, einen synodalen Prozess im Burgenland einzuleiten, um auch innerhalb der diözesanen Grenzen einen nachhaltigen Brückenschlag zu vollziehen: hin zu einer neuen, den Lebenswelten heutiger Menschen Rechnung tragenden Pastoral, die sich von sklerotischen Strukturen, veralteten Mustern unreflektierten Gewohnheitschristentums und von unerfüllbaren Versorgungserwartungen eines säkular unterwanderten Wohlstandkatholizismus verabschiedet und andockt an das Engagement begeisterungs- und teamfähiger Christen. "Zeitgenossenschaft" als Charisma einer Diözese und ihre Fähigkeit, gesellschaftliche Umbrüche in spirituelle Aufbrüche zu transformieren.

Zsifkovics privat: "Manchmal ganz schön anstrengend, Brückenpfeiler zu sein"
Im Interview mit dem Büro für Kommunikation und Information der Diözese Eisenstadt kurz nach der Betrauung mit der neuen Österreich-Aufgabe lässt der Bischof ungewöhnlich tief blicken: "In dieser intensiven Kumulation drücken die vielen heiklen Verantwortungen schon sehr auf meine Schultern. Über eine solide gebaute Brücke gehen, ist eine bequeme Sache; an der Brücke aber selbst mitzubauen und auch noch Brückenpfeiler zu sein, kann manchmal doch ganz schön anstrengend sein. Ich bin schließlich nicht Superman!" Aber dann denke er wieder daran, "welche Lasten der heilige Papst Johannes Paul II. in seinem Leben bewegt hat. Und dann wird mir mit meinen vergleichsweise kleinen Aufgaben wieder leichter ums Herz und ich sage mir: Ich bin nur ein Werkzeug höherer Zusammenhänge und es wird schon alles seine Bedeutung gehabt haben: dass ich am Eisernen Vorhang aufgewachsen bin, als Kind einer Minderheiten-Volksgruppe und frommer Eltern, die in mir das Sensorium dafür geweckt haben, dass es für Gottes Liebe keine Grenzen gibt; und dass ich heute mit dieser seelischen Grundausstattung in diese schwierigen kirchlichen Funktionen mehr oder weniger hineinfalle – und es mit meinem Glauben und meiner dicken Haut irgendwie schaffe, manche Dinge auszugleichen, Antagonismen zu entschärfen, gesellschaftliche Bruchstellen zu überbrücken. Aber: Ohne das klare Wort zur rechten Zeit geht gar nichts!", so Bischof Zsifkovics, der sich nach der Tragödie auf der burgenländischen A4 mit 71 toten Flüchtlingen in einem LKW im August dieses Jahres in aller Schärfe an die europäische Politik gewandt hatte.

Ich bin unschlagbar!

$
0
0
Kampagne der Katholischen Jungschar ruft Gewaltverbot in Erinnerung

Keine Toleranz bei Gewalt gegenüber Kindern fordert die Katholische Jungschar Österreichs anlässlich des Jahrestages der UN-Kinderrechtskonvention am 20. November. "In Österreich ist jegliche Form der Gewaltanwendung in der Erziehung von Kindern verboten. Seit 2011 steht dieses zentrale Kinderrecht sogar im Verfassungsrang und trotzdem rechtfertigen Personen tagtäglich Übergriffe auf Kinder als Erziehungsmittel. Keinem Kind darf körperliches oder seelisches Leid zugefügt werden", stellt Anneliese Schütz, Bundesvorsitzende der Katholischen Jungschar Österreichs klar.

Wie sehr Kinderrechte auch in Österreich tagtäglich verletzt werden, zeigt sich gerade beim Thema Gewalt gegen Kinder. Im vergangenen Jahr feierte auch das gesetzliche Verbot von Gewalt in der Erziehung in Österreich sein 25-jähriges Bestehen. Doch auch nach einem Vierteljahrhundert weiß mehr als ein Drittel der Erwachsenen nichts von diesem Verbot, wie die Studie "Das Recht auf eine gewaltfreie Kindheit – 25 Jahre gesetzliches Gewaltverbot – eine Zwischenbilanz" des BMFJ und der Kinder- und Jugendanwaltschaften Österreichs zeigt. Außerdem ist etwa jede/r Dritte der Ansicht, eine Ohrfeige habe noch keinem Kind geschadet. Ein "kleiner Klaps" ist sogar für fast die Hälfte der befragten Personen immer noch ein voll oder teilweise adäquates Erziehungsmittel. Die breiteste Zustimmung als gebilligte Erziehungsmittel erfahren Böse sein, tadeln, schimpfen und schreien.

Die Katholische Jungschar will mit ihrer alljährlichen rund um den 20. November in allen Bundesländern laufenden Bewusstseinskampagne Menschen erreichen, denen die Tragweite der Kinderrechte noch nicht klar ist: "Wir stehen auf der Seite der Kinder und wollen ihre Rechte dort einfordern, wo Kinder selbst nicht gehört werden. Die Kinderrechte sind Pflichten der Erwachsenen gegenüber den Kindern. Viel zu oft wird im alltäglichen Miteinander das Kind nicht als Subjekt, als Gegenüber auf Augenhöhe behandelt", sagt Anneliese Schütz.

Der diesjährige Schwerpunkt liegt auf dem Artikel 19 der Kinderrechtskonvention, dem absoluten Gewaltverbot, "da vielen Menschen nicht klar ist, dass auch ein ‚harmloser Klaps‘, verbale Demütigung oder Liebesentzug das Kind verletzen und das Vertrauensverhältnis zwischen Kind und Erwachsenen nachhaltig beschädigen. Erziehung bedeutet bewusste Auseinandersetzung, nicht Zwang und schon gar nicht Gewalt", führt Anneliese Schütz weiter aus.

Rund um den 20. November werden ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter/innen der Katholischen Jungschar in ganz Österreich Infomaterial und kleine Geschenke verteilen. Uhrzeiten und Orte können unserer Website entnommen werden: http://www.jungschar.at/lobby/kinderrechte/verteilaktion-zum-20-november/

Muslimische Integrationsexpertin: "Demokratie aus dem Islam begründbar"

$
0
0

Amani Abuzahra, Dozentin der Philosophie und Interkulturellen Pädagogik, im Gespräch mit Dominik Orieschnig, Bischöflicher Sekretär und Pressesprecher der Diözese Eisenstadt, bei der Jahrestagung des Forums Katholischer Erwachsenenbildung in Eisenstadt über "Emotionalisierung und Polarisierung im Spannungsfeld des religiösen Lebens der Gegenwart"– Abuzahra: Kulturelle und religiöse Vielfalt "nicht nur aushalten, sondern auch dahinterstehen"

Demokratie ist mit dem Islam nicht nur vereinbar, sondern lässt sich auch aus einer islamischen Position begründen: Davon zeigt sich die muslimische Philosophin und Expertin für Integration und Partizipation, Amani Abuzahra, im Gespräch mit dem Leiter des Bischöflichen Sekretariats und Pressesprecher der Diözese Eisenstadt, Dominik Orieschnig überzeugt. "Der Vorwurf, Islam und Demokratie seien miteinander nicht vereinbar, widerspricht der Praxis, weil viele Muslime vor autoritären Systemen in demokratische Gesellschaften in der Hoffnung auf ein friedliches Leben im freien Miteinander fliehen. Demokratie und Menschenrechte lassen sich aber auch theologisch aus dem Islam begründen", so Abuzahra.

"Religion kommt durch die Menschen zum Leben"
Die Dozentin für Philosophie und Interkulturelle Pädagogik an der Kirchlich-Pädagogischen Hochschule (KPH) Wien sprach als Referentin der Jahrestagung des Forums Katholischer Erwachsenenbildung über "Emotionalisierung und Polarisierung im Spannungsfeld des religiösen Lebens der Gegenwart". Es gebe nicht "den einen Islam, sondern die Religion kommt durch die Menschen zum Leben. Auch in Österreich ist der Islam kein homogenes Gebilde, sondern sehr pluralistisch und je nach kulturellem und sozialem Kontext, Bildungshintergrund, ethnischer Zugehörigkeit und anderer Aspekte unterscheiden sich Musliminnen und Muslime sehr deutlich voneinander, auch wenn sie ihr gemeinsames Bekenntnis zum Islam eint", betont Abuzahra.

Menschenrechtsverletzungen mit Islam unvereinbar
Es gehe weniger darum, sich Gedanken über einen möglichen "Austro-Islam" im Sinne einer spezifischen Ausprägung des Islam in der österreichischen Gesellschaft zu machen, als das Heimischwerden der Musliminnen und Muslime zu bestärken: "Der Islam in Europa und in Österreich ist ein gesellschaftliches Faktum. Wichtig ist, dass sich Musliminnen und Muslime die hiesige Gesellschaft als ihre Heimat begreifen, sich der Verfassung und den Menschenrechten verpflichtet fühlen. Dabei gilt es, das Bewusstsein zu stärken, dass Menschenrechte eine Verankerung im religiösen Kontext des Islam selbst haben" und somit die Verletzung von Menschenrechten mit dem Islam nicht vereinbar sei, wie die Integrationsexpertin ausdrücklich erklärt. "Musliminnen und Muslime wollen in erster Linie in Frieden und damit in einer Gesellschaftsordnung, die Selbstbestimmung, Mitbestimmung und Solidarität ermöglicht und befördert, leben. Der Vorwurf, Islam und Demokratie seien nicht vereinbar widerspricht der praktischen Wirklichkeit und Tatsache, dass viele Menschen aus repressiven, autoritären, unfreien Staaten wie Syrien oder Afghanistan fliehen, um in einer freien, auf Menschenrechten basierenden Gesellschaft leben zu können", so Abuzahra. Menschenrechte seien ein existenzielles Gut, "das auch aus dem Islam selbst begründbar ist".

Vielfalt: "Dahinterstehen, nicht bloß aushalten"
Sie selbst wünsche sich von der österreichischen Gesellschaft und ihrer zukünftigen Entwicklung, dass "Vielfalt nicht nur Gegenstand der Diskussion, sondern gelebte Praxis und Normalität wird. Die Gesellschaft sollte sich dahingehend entwickeln, dass Vielfalt, Pluralität, Verschiedenheit und die Anerkennung von Minderheiten nicht nur ausgehalten, sondern als Wert begriffen werden". Es gehe also nicht nur darum, Vielfalt "auszuhalten", sondern "dahinterzustehen" und "zu leben", sagt die Philosophin.

"Kultur der Stille" als Korrektiv zu Emotionalisierungen
Angesichts eines mitunter emotionalisierenden und polarisierenden Diskurses über religiöse Sinn- und Bedeutungszusammenhänge brauche es die Rückbesinnung auf eine ausgleichende "Kultur der Stille": "Emotionen sind ambivalent. Sie können Begegnungen zwischen Menschen fördern, aber auch verhindern. Eine Kultur der Stille ermöglicht die Rückbesinnung, die Reflexion und bewusste Wahrnehmung auf das Spannungsfeld vielfältiger Emotionen, ob positive wie etwa Vertrauen, oder negative wie etwa Ängste oder Wut. Im Umgang mit der Tendenz zu Emotionalisierungen und Polarisierungen müssen wir einerseits den Blick auf uns selbst schärfen und den eigenverantwortlichen, selbstbestimmten Umgang mit emotionalen Erfahrungen und Betroffenheiten stärken. Andererseits braucht es konkrete, gelebte Orte der zwischenmenschlichen Begegnung, um das Gefühl des Fremdseins abzubauen", so Abuzahra.

Zuspruch für öffentliches Engagement als Muslimin
Differenziert beurteilt sie das vielfach diskutierte und in diesem Jahr implementierte Islamgesetz, das die Rechte und Pflichten der Musliminnen und Muslime in Österreich auf eine neue rechtliche Basis stellt: Österreich spiele angesichts der gesetzlichen Anerkennung des Islam eine "Vorreiterrolle, die man auch europaweit hinaustragen kann". Andererseits empfinden viele Musliminnen und Muslime einzelne Bestimmungen als Benachteiligung und Ungleichbehandlung gegenüber den Rechtsrahmen für andere religiöse Gemeinschaften.

Für ihre engagierte Positionierung in der Öffentlichkeit, für ihre elaborierte Teilhabe am öffentlichen Diskurs, und zwar sowohl zu Anliegen des Islam im Allgemeinen als auch zu Interessen, Perspektiven, Fragen, Rechten, Anliegen muslimischer Frauen sowie Minderheiten- und Integrationsthemen im Speziellen, erfahre sie in der muslimischen Gemeinschaft weitestgehend "Zustimmung und Zuspruch": "Viele ermutigen mich und sagen, wir bräuchten mehr muslimische Frauen, die im öffentlichen Raum ihre Stimme erheben und Stellung beziehen", sagt Amani Abuzahra im Gespräch mit Dominik Orieschnig. 

Sprachdiät, Oma Gerti und Pfeffriges: Bischof Zsifkovics präsentiert sein Buch „Von A bis Z“

$
0
0
Diözesanbischof Zsifkovics, Moderatorin Barbara Karlich
und Herausgeber Dominik Orieschnig
Der Eisenstädter Diözesanbischof stellte im Gespräch mit Moderatorin Barbara Karlich und Herausgeber Dominik Orieschnig seine neue Publikation "Von A bis Z. Gott begegnen in der Welt von heute" vor – Bischof Zsifkovics: "Der wahre Ort Gottes ist nicht allein die Amtskirche, sondern das Leben der Menschen. Und dafür braucht es eine neue Sprache am Puls der Lebenswirklichkeit von heute"

Was haben der Scherenschnitt von antiquierten Sprachgirlanden und die Aufforderung zu einer lebensnahen, lebenswirklichen, von musealen Zöpfen diätisch befreiten Ausdrucksweise mit Oma Gertis Volksfrömmigkeit und so manch prophetisch Pfeffrigem gemeinsam? Sie waren allesamt Atemzüge einer ebenso erfrischenden wie geistreichen spirituellen Sauerstoffkur, die Bischof Ägidius J. Zsifkovics dem Verhältnis von Kirche und Welt mit seinem neuen, soeben erschienenen Buch "Von A bis Z. Gott begegnen in der Welt von heute" verpasst. Die Buchpräsentation am Montagabend im Bischofshof war selbst Ausdruck jenes Brückenbaus zwischen dem hemdsärmeligen "Mitten-im-Leben" und der Einwurzelung im Transzendenten. Und das "Pfeffrige" kam nicht zu kurz.

Zwischen "Café 1930" und "Night Club"
Bischof Zsifkovics las ausgewählte Passagen aus seinem neuen Buch, die bekannte TV-Moderatorin und – ebenso wie der Diözesanbischof selbst – Burgenlandkroatin Barbara Karlich führte durch die Präsentation, Buchherausgeber Dominik Orieschnig, Bischöflicher Sekretär und Pressesprecher der Diözese Eisenstadt, leuchtete einige Hintergründe zur Entstehung des Werks aus und rekonstruierte dessen Ideengerüst. Spitzen-Klarinettist Alexander Neubauer, Mitglied der Wiener Symphoniker, streute gemeinsam mit Schwester Kerstin Neubauer, mehrfach preisgekrönte Solistin und Professorin für Gitarre, musikalische Rosen, gepflückt im Zeit-Klang-Raum zwischen Astor Piazzollas "Café 1930" und seinem "Night Club".

Diätischer Verzicht als Bereicherung
Wie lässt sich nun die Bedeutung eines modernen christlichen „A bis Z“ verorten? "Ich will damit aufzeigen, dass der wahre Ort Gottes nicht allein die Amtskirche ist, sondern das Leben der Menschen. Und dafür braucht es eine neue Sprache, die das Museale abschüttelt und die Menschen direkt am Puls ihrer Lebenswirklichkeit von heute erreicht", so Bischof Zsifkovics bei der Buchpräsentation. Die Kirche müsse sich zu einer solchen "Sprachdiät" durchringen, dann "werden vielleicht auch wieder mehr Menschen zu einer neuen Lebensgestaltung bereit sein – zur persönlichen Diät, zum Verzicht auf Unnötiges, auch auf die Sünde".

Immanenz und Transzendenz: Zwei Flügel einer Lunge
Transzendenz und Immanenz dürften nie gegeneinander ausgespielt werden, beide seien vielmehr wesenhaft derart verzahnt, dass ein Sich-Einlassen und Sich-Öffnen für das eine zugleich und in einem Zug die Gelassenheit bzw. das Eingelassen-Sein im anderen bedeute. "Das eine ist ohne das andere nichts wert. Und Lebensnähe führt unweigerlich dazu, dass gläubige Menschen Grenzen überschreiten – hin zu anderen Menschen, hin zu anderen Ländern, aber auch hin zu anderen Religionen, vor allem aber hin zu unseren Mitchristen in anderen Konfessionen", betonte der Bischof. Die beiden Lungenflügel der Immanenz und Transzendenz, der lebensweltlichen Erdung und der lebensspendenden Grundbezogenheit, hauchen somit der Ökumene, ja allem Dialogischen und aufgeschlossenen Begegnen den initiierenden Atem ein.

Oma Gerti gibt den Weg vor
Und die "Oma Gerti"? Sie ist die namentliche Würdigung einer herzbetonten Volksfrömmigkeit, die "vielleicht doch mehr weiß als die Theologen und Philosophen, zumindest dann, wenn sie der Gefahr einer Verkopfung des christlichen Glaubens oder eines intellektuellen Machismo" erliegen, so der Bischof. Eine solche "Volksfrömmigkeit", der Bischof Zsifkovics im Namen der "Oma Gerti" huldigt, ist nicht das Schrebergärtchen, das sich vor der Geistestiefe einzäunt und verschließt. Es ist jene "Vernunft des Herzens", die zwischen lebensfremdem Wortschwall und professoralem Hochmut wie zwischen Skylla und Charybdis mit atemberaubender Gelassenheit hindurchschifft.

"Pfeffriges" und "Tacheless"
Dass diese Gelassenheit, die schon der von Diözesanbischof Zsifkovics oft und gerne zitierte Meister Eckhart als den Doppelschwung von Loslassen vom Unwesentlichen im Einlassen auf das Wesentliche benennt, nichts mit Gleichgültigkeit und Indifferenz zu hat, wurde mit den "pfeffrigen" Schlussakkorden der Präsentation deutlich. Nicht nur, weil Kerstin Neubauer eine eigenkomponierte Gewürztonmischung namens "S’Pfeffrige" zum Besten gaben. Da war von prophetischer Pfeffrigkeit, von einem kathartischen Tacheless die Rede, wenn im Rückgriff auf Papst Franziskus vor der Gefahr eines "spirituellen Alzheimers" oder einer "Schizophrenie des Doppellebens", ob nun im "Innerkirchlichen" oder im "Innerweltlichen", gewarnt wurde.

Im Wahr-Nehmen des Kleinsten Größtes vermögen
Mit einem Dankgebet für Papst Franziskus, das mit einem schlichten "Schlafgut" für den Bischof von Rom abschließt und gerade in dieser Schlichtheit die Tugend offenbart, in der Wahrnehmung auch des Kleinsten das Größte zu vermögen, bedankte sich Bischof Zsifkovics zugleich für das Kommen der vielen Gäste – darunter auch Abt Paisios vom österreichweit ersten, in St. Andrä am Zicksee geplanten orthodoxen Kloster, Superintendent Manfred Koch von der evangelischen Diözese Burgenland, Altbischof Paul Iby, Pater Karl Schauer aus Mariazell, viele Entscheidungsträger des Landes und natürlich Gertrude Zsifkovics, die stolze Mutter des Eisenstädter Diözesanbischofs.

"Von A bis Z. Gott begegnen in der Welt von heute"
Der Titel ist Programm: "Von A bis Z. Gott begegnen in der Welt von heute" heißt das neue Buch des Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics, das Anfang November erscheint. Von A bis Z buchstabiert der Bischof der Martinsdiözese, der zugleich Europabischof und Bischof für die Roma und Sinti in Österreich ist, den Kern des Christseins aus. Erfrischend modern, lebendig und unkompliziert ist seine Sprache, die das Verstaubte und Museale eines antiquierten Glaubensvokabulars mit viel Schwung, Kreativität und Humor, aber vor allem mit einem feinen Sensorium für die Lebenswirklichkeiten der Menschen abschüttelt.

Von "Anti-Aging" bis "Zukunft"
"Die Kirche muss die Menschen in ihren heutigen unmittelbaren Lebenswirklichkeiten persönlich und emotional erreichen. Wir werden nicht gefragt, ob wir bereit sind, den Sprung in das Hier und Heute zu machen. Wir müssen ihn machen, weil es die Höhe der Zeit verlangt", bringt Bischof Zsifkovics die Notwendigkeit und das Notwendende eines Brückenschlags von Kirche und Welt auf den Punkt. Genau um diesen Brückenschlag geht es in dem Buch, wenn von A wie "Anti-Aging", "Angst" und "Auferstehung" bis Z wie "Zoo" und "Zukunft" auf durchwegs unkonventionelle Weise die Präsenz des Göttlichen in der Welt in einem zeitgemäßen Alphabet erschlossen und erspürt wird.

Buchinfo:
Ägidius J. Zsifkovics: Von A bis Z. Gott begegnen in der Welt von heute
Hrsg. Dominik M. Orieschnig
Künstler: Heinz Ebner
2015 Tyrolia
240 Seiten
11 doppelseitige farb. Abb.
Preis: 24,95 EUR

Diözesanjugendmesse "FeelTheDome"

$
0
0
Am Samstag, dem 21. November 2015 fand zum 13. Mal die Diözesanjugendmesse "FeelTheDome" der Katholischen Jugend und Jungschar Burgenland statt. Heuer versammelten sich 1000 junge Leute im Eisenstädter Dom, um gemeinsam einen außergewöhnlichen Gottesdienst zu feiern.

Weil wir Jugendliche in ihrer Lebenswelt erreichen, ihnen eine ansprechende Erfahrung in und mit der Kirche ermöglichen, sowie eine aussagekräftige Botschaft mitgeben wollen, sind ein gut durchdachtes Thema, vielfältige Methoden, farbenfrohe und effektvolle Lichteinstellungen, aktuelle musikalische Klänge und eine jugendgerechte Sprache wesentliche Bestandteile von "FeelTheDome". Ein eigenes Team - bestehend aus hauptamtlichen Mitarbeiter/innen der Jugend und Jungschar und ehrenamtlichen Jugendlichen - widmete sich der intensiven Vorbereitung dieses Gottesdienstes.

Heuer stand die Diözesanjugendmesse unter dem Motto "Hier bin ich Mensch" und hatte Heimat bzw. Heimatlosigkeit zum Thema. Es ging einerseits um die aktuelle Flüchtlingssituation sowie unterschiedliche Formen von Heimatlosigkeit, andererseits sollten die Gottesdienstbesucher/innen zum Nachdenken angeregt werden, wie wichtig für sie selbst ihr Zuhause ist, wo, bei wem, wann sie sich Zuhause fühlen und wie sie dazu beitragen können, dass andere Menschen - die keinen Halt und keine Sicherheit haben - ein Stück Heimat finden. Als Beispiel für jemanden, der anderen Heimat vermittelt und geschenkt hat, war auch der hl. Martin Inhalt des Gottesdienstes.

Burgenländisches Jahrbuch 2016: Kompass für das Martinsjahr

$
0
0

Viersprachiges Jahrbuch stellt Jubiläumsjahr "1700 Jahre Heiliger Martin" in den Mittelpunkt und liegt ab sofort in den Pfarren und am Bischofshof auf – Eigens für die Diözese Eisenstadt verfasstes Martinsgebet des emeritierten Papstes Benedikt XVI. ebenso enthalten wie ein Porträt Martins als "außergewöhnlichen Heiligen"

"Die Welt braucht mehr Martinus", appelliert Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics zu Beginn des Jubiläumsjahres "1700 Jahre Heiliger Martin", das die Diözese Eisenstadt mit dem diesjährigen Martinsfest ausgerufen hat. "Die Welt braucht mehr Martinus" ist zugleich die einleitende Ermutigung, die der Bischof dem soeben erschienen und ab sofort in den Pfarren erhältlichen Burgenländischen Jahrbuch 2016 voranstellt. "Genauer als jedes GPS-System bietet sich der heilige Martin uns in unserer Epoche als der große Anker an – für das Achtgeben und Annehmen eines Lebensweges, der sich im Glauben, Hoffen und Lieben aus dem Unterwegssein auf Jesus Christus zu speist", so der Bischof. Auch das Jahrbuch selbst versteht sich als ein Kompass, ein Wegweiser für das Martinsjahr.

Martinsgebet von Benedikt XVI.
Der Leserin und dem Leser des neuen Burgenländischen Jahrbuchs wird bereits auf den ersten Seiten ein besonders herausragender Autor ins Auge springen: der emeritierte Papst Benedikt XVI., der eigens für die Diözese Eisenstadt zum Martinsjahr 2016 ein Martinsgebet verfasst hat. In seiner bekannten theologischen Geistestiefe und glasklaren Sprache bringt Benedikt XVI. darin die Wesensmomente der Martinstat vom geteilten Mantel auf den Punkt: "Die Liebe hatte dich zum Glauben geführt, und der Glaube hat sich immer wieder in Liebe ausgedrückt. Hilf auch uns, liebende Menschen zu werden und so Christus zu finden", heißt es in dem Gebet, das im Burgenländischen Jahrbuch 2016 in vier Sprachen abgedruckt ist.

Viersprachiges Jahrbuch als Kaleidoskop kultureller Vielfalt
Die Viersprachigkeit des Jahrbuchs ist überhaupt ein Wesensmerkmal des Buches in seiner Spiegelung der kulturellen Vielfalt als eine der großen Bereicherungen und Schätze des Burgenlandes: "Vielfalt ist für unsere Diözese Eisenstadt kein Marketingetikett, sondern das Ja zum Leben als das Begegnen füreinander, das Wachsen aneinander, das Gespräch miteinander, das wir sind. So ist das Jahrbuch wie die Diözese selbst ein Hoffnung buchstabierendes Mosaik in Romanes, in kroatischer, deutscher und ungarischer Sprache", schreibt Bischof Zsifkovics in seinem Vorwort. Alle werden hier angesprochen, neben den deutschsprachigen Burgenländern auch und zugleich die Volksgruppen der Kroaten, der Roma und der Ungarn, sodass sich das Jahrbuch als ein buntes Kaleidoskop des pluralistischen Miteinanders im Burgenland präsentiert.

Auf der Spur von Martin und weiterer Heiliger
Der emeritierte Universitätsprofessor und Domkustos des Domkapitels zu St. Stephan in Wien, Josef Weismayer, verfasste für das Jahrbuch ein prägnantes Porträt zu "Martin – ein außergewöhnlicher Heiliger!", in dem nicht nur Geschichtliches erschlossen, sondern auch Sinnbezüge zur Gegenwart gebahnt werden. Das Kalendarium 2016 vermittelt spannende Lebensentwürfe von ausgewählten Heiligen, deren Leben und Wirken sich in Bezug zum hl. Martin setzen lassen. Darunter findet sich etwa das Porträt des 1850 verstorbenen Vinzenz Pallotti, der von einem damals als revolutionär eingestuften Berufung aller zum Apostolat sprach und sich für die tatkräftig engagierte, spirituell verwurzelte Liebe zu den Armen stark machte.

Zu lesen ist auch vom frühchristlichen Wehrdienstverweigerer Maximilian von Numidien, der im 3. Jahrhundert nach Christus aus einem christlichen Selbstverständnis heraus die Ausübung von Gewalt gegenüber Mitmenschen verweigerte. Gabriele Neuwirth, Präsidentin des Verbandes katholischer Publizistinnen und Publizisten, aus deren Feder die einzelnen Porträts stammen, nähert sich außerdem der 1933 verstorbenen Gründerin der "Caritas Socialis", Hildegard Burjan, der im Geburtsjahr des hl. Martin verstorbenen Valentina als eine der letzten Märtyrerinnen des Römischen Reiches, der Gründerin der "Schwestern vom Barmherzigen Jesus", der hl. Faustyna, und dem – wie Martinus – widerwillig zum Bischof erhobenen Korbinian im ausgehenden 7., beginnenden 8. Jahrhundert an.

Bilderreise durch das diözesane Bauprogramm
Was die Leserinnen und Leser des Burgenländischen Jahrbuchs 2016 sonst noch erwartet? Etwa Gedanken des evangelischen Journalisten Stefan Janits über Martin Luther und dem evangelischen Zugang zu den Heiligen, eine Bilderreise mit ästhetisch eindrucksvollen Fotos zu restaurierten, baulich erneuerten Kirchen, Sakralbauten und Anwesen, die dank des Bauprogramms der Diözese Eisenstadt in neuem Glanz erstrahlen. Schließlich findet sich ein chronikaler, in Wort und Bild gestalteter Rückblick auf das vergangene Jahr, ein umfassendes Verzeichnis aller Priester, Pfarren und diözesanen Dienststellen mit den jeweiligen Kontaktdaten sowie ein Jahrbuchrätsel mit Teilnahme- und Gewinnmöglichkeit im Rahmen einer Verlosung im Burgenländischen Jahrbuch 2016.

Das Burgenländische Jahrbuch 2016 umfasst 176 Seiten und ist reich bebildert. Franz Josef Rupprecht, Chefredakteur des "martinus", leitete die Redaktion, an der auch Agnes Bubich und Gerald Gossmann mitwirkten. Der Preis wurde erstmals seit 15 Jahren angehoben und beträgt 9,90 Euro. Das Burgenländische Jahrbuch 2016 kann in den Pfarren und am Bischofshof der Diözese Eisenstadt (Tel. 02682/777 247) erworben werden. 

Landeskrippenausstellung im Diözesanmuseum Eisenstadt

$
0
0
Am Freitag, dem 11. Dezember 2015 findet um 18.00 Uhr die Eröffnung der Landeskrippenausstellung in der Franziskanerkirche in Eisenstadt statt. Der Krippenverband Burgenland freut sich auf Ihr Kommen!

Die Ausstellung im Diözesanmuseum ist am 12. und 13. Dezember sowie am 19. und 20. Dezember 2015 von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet.
www.krippenbgld.at 


Weitere Ausstellungstermine der burgenländischen Krippenvereine: 

Krippenverein Kaisersdorf
Die Ausstellung im Krippenstadl (Graben 5) ist am 5. und 6. Dezember 2015, jeweils von 13.00 Uhr bis 18.00 Uhr, geöffnet.

Krippenverein Sieggraben
Die Ausstellung im Pfarrheim ist am 6. und 8. Dezember 2015, jeweils 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr, geöffnet. 

Krippenverein Marz 
Die Ausstellung im Pfarrheim ist am 6. und 8. Dezember 2015, jeweils von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr, geöffnet. 

Krippenverein Wulkaprodersdorf
Die Ausstellung in der Mehrzweckhalle ist am 20. Dezember 2015, von 09.00 Uhr bis 16.00 Uhr, geöffnet. 

Weltweites Kerzenleuchten: Gedenken an verstorbene Kinder in Eisenstadt

$
0
0

Die Dom- und Stadtpfarre Eisenstadt nimmt am "Worldwide Candle Lighting", der Initiative Weltweites Kerzenleuchten, im Gedenken an verstorbene Kinder mit einer Samstag-Vorabendmesse am 12. Dezember um 18 Uhr teil – im Anschluss daran findet die Gedenkfeier mit Candle-Lighting statt, sodass Eisenstadt bereits zum sechsten Mal Teil einer globalen "Lichterwelle" wird

Die Dom- und Stadtpfarre Eisenstadt nimmt an der Initiative "Worldwide Candle Lighting", Weltweites Kerzenleuchten, im Gedenken an verstorbene Kinder teil. Der Weltgedenktag für alle verstorbenen Kinder findet immer am zweiten Sonntag im Dezember statt und lädt Angehörige auf der ganzen Welt ein, besonders der verstorbenen Kinder, Enkel und Geschwister zu gedenken. Als Teil dieser weltweiten Initiative wird nach der Samstag-Vorabendmesse am 12. Dezember um 18 Uhr in der Eisenstädter Dom- und Stadtpfarre eine Gedenkfeier mit Candle-Lighting begangen.

Die Dom- und Stadtpfarre Eisenstadt nimmt bereits zum sechsten Mal an der Lichtentzündung und damit an der globalen, durch die einzelnen Zeitzonen der Erde wandernden Lichterwelle teil. Die Feier im Dom wird heuer durch besondere, im Sologesang vorgetragene und mit Keyboard begleitete Lieder mitgestaltet.

"Lasst ihr Licht auf immer scheinen"
Im Jahr 1996 hat eine amerikanische Initiative den "Worldwide Candle Lighting Day", der seitdem alljährlich stattfindet, ins Leben gerufen. Grundlegend war die Erfahrung der Selbsthilfevereinigung "Compassionate Friends", dass sich trauernde Eltern einander wechselseitig besser helfen konnten, als dies Experten vermochten. Der "Worldwide Candle Lighting Day" soll allen Familien, die ein Kind verloren haben, die Möglichkeit des gemeinsamen Gedenkens geben. Weltweit werden am zweiten Sonntag im Dezember um 19:00 Uhr Kerzen für verstorbene Kinder entzündet und sichtbar an einem Fenster platziert. Durch die Zeitverschiebung ergibt sich eine globale Lichterwelle, die in 24 Stunden einmal um die ganze Erde wandert. Damit kommt der Grundgedanke der Initiative – "that their light may always shine" ("lasst ihr Licht auf immer scheinen") – zum Ausdruck.

Raum und Zeit für das Gedenken
Gerade in der Vorweihnachtszeit kann der Kindergedenktag für viele betroffene Familienmitglieder einen wichtigen Beitrag für die Trauerarbeit leisten. Der weltweite Charakter der Idee vermittelt zudem ein Gefühl, in der Trauer nicht alleine zu sein. Zudem haben oft Eltern und Angehörige von Kindern, die in einem frühen Stadium der Schwangerschaft verstorben sind, keinen Ort für ihre Trauer. Die Initiative soll ihnen Zeit und Raum für das Gedenken geben. Der "Worldwide Candle Lighting Day" erinnert aber auch Menschen, die kein eigenes Kind verloren haben, daran, dass täglich auf der ganzen Welt viele, viel zu viele Kinder sterben, die bei angemessener Unterstützung, mitunter bei humaneren Lebensbedingungen, hätten leben können. Der Gedenktag steht somit auch im Zeichen der Bewusstseinssensibilisierung für die Bedeutung einer aktiven Unterstützung für notleidende Kinder auf dieser Welt.

Stellenausschreibung

$
0
0
Das Bischöfliche Ordinariat bringt folgende Stelle zur Ausschreibung: 
  • Küchenhilfe für die Essensausgabe für die Tagesheimschule des Gymnasiums der Diözese  

Jahr der Barmherzigkeit: Diözese Eisenstadt eröffnet Heilige Pforten

$
0
0

Das von Papst Franziskus ausgerufene heilige "Jahr der Barmherzigkeit" und das Jubiläumsjahr "1700 Jahre Heiliger Martin" sind der perfekte "Türöffner" für die Einrichtung Heiliger Pforten, die in der Diözese an der Eisenstädter Domkirche sowie an den Basiliken in Maria Loretto, Frauenkirchen und Güssing eröffnet wurden und als "Pforten der Barmherzigkeit" an die Mantelteilung des hl. Martin erinnern – Bischof Zsifkovics: "Gelebte Barmherzigkeit ist ein Schlüssel des Christsein, das uns immer wieder aufs Neue vor das Wagnis der Einkehr und der Umkehr stellt"

"Durch eine Pforte zu schreiten, bedeutet immer das Wagnis einer Schwellenerfahrung, sich im Ausgang von einem Bekannten auf ein noch Unbekanntes einzulassen. Auch die Barmherzigkeit ist ein Wagnis und vor allem ist sie jenes Tor, das ein christlich-humanitäres Miteinander eröffnet und grundlegend trägt", so Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics anlässlich der Eröffnung der Heiligen Pforten in der Diözese Eisenstadt. Ermutigt von Papst Franziskus und dem von ihm ausgerufenen heiligen "Jahr der Barmherzigkeit", das mit dem Jubiläumsjahr "1700 Jahre Heiliger Martin" zusammenfällt, hat die Diözese Eisenstadt Heilige Pforten an der Dom- und Stadtpfarrkirche Eisenstadt sowie an den Basiliken Maria Loretto, Frauenkirchen und Güssing eingerichtet.

Pforte der Barmherzigkeit: Symbol der Mantelteilung
Der Bischof lud alle Dekanate der Diözese herzlich ein, im "Jahr der Barmherzigkeit" bzw. im Martinsjahr eine Monatswallfahrt zu den Heiligen Pforten zu begehen. Die Pforten mit dem je im Zentrum leicht schräg stehenden Kreuz mit der Inschrift "Barmherzig wie…" wurden von Künstler Heinz Ebner gestaltet: "Eine solche Pforte kann man nicht unbekümmert ‚durch-laufen‘. Will man die Pforte der Barmherzigkeit passieren, muss man sich um seine eigene Achse drehen, seinen Blickwinkel ändern und seinen Horizont erweitern", so der Künstler. Erst mit dieser Drehung, zu der der Durchschreitende eingeladen wird, wird die zweite Seite des "geteilten Mantels" erschlossen: "Diese hat die Form einer Spiegelfläche, in der sich der Durchschreitende selbst erkennt, und zwar im Anblick ausgewählter Zeitungsartikel und Stellen aus dem Evangelium, die das Thema Barmherzigkeit aufgreifen und zur Sprache bringen", erläutert Heinz Ebner.

Tor zu neuen Sinndimensionen
Die Gestaltung der Pforten soll in ihren Proportionen an das Schwert des römischen Offiziers Martinus erinnern, der damit seinen roten Offiziersmantel durchschnitt und mit einem Bettler teilte. Darauf deuten auch die roten Flächen links und rechts vom Kreuz hin. "Wer sich auf das Geschenk der Barmherzigkeit einlässt, mit dem geschieht selbst etwas im Sinne eines Aufschließens und Erschließens neuer Sinndimensionen, im Sinne einer Offenheit, sich selbst zu verwandeln und nicht nur dieses und jenes als Geschenkhaftes zu verspüren, sondern das Dasein als solches in seinem Gabecharakter anzunehmen. Damit wird auch das Dasein des Nächsten, des Mitmenschen als des konkreten Du zu einem Unverwechselbaren und Geschenkhaften", so Diözesanbischof Zsifkovics.

Durchschreiten als Akt der Verwandlung
Barmherzigkeit, so Bischof Zsifkovics, sei nicht ein beliebiges Thema im Ausbuchstabieren eines christlichen Glaubensbezugs, sondern "wesentlicher Schlüssel für das Erschließen eines Selbst- und Weltverständnisses aus der unversiegbaren Quellen des liebenden Angenommenseins durch Gott". Wer seine Sinne für den Herzschlag der Barmherzigkeit öffne und sein Handeln von der Grunderfahrung der Barmherzigkeit leiten lasse, der vermag nicht bloß ein raumzeitliches, materialisiertes Tor, sondern eine Pforte als Eingang in einen gewandelten Daseinssinn zu durchschreiten".

Künstler Heinz Ebner zur Konstruktion der Grundidee: "Das Kreuz ist aus drei bis vier Dreischicht-verleimten, witterungsbeständigen Holzplatten zusammengesetzt und wird von drei roten Mantelflächen gestützt. Diese bestehen aus jeweils einem massiven Holzrahmen. Auf der Vorderseite der Rahmen sind bedruckte Textilien gespannt, auf der Rückseite mit Text bedruckte Spiegelflächen verschraubt." Die Heiligen Pforten sind als "Portale der Barmherzigkeit" vor dem Eingang der Kirchen im Abstand von fünf bis 20 Metern freistehend aufgestellt.

Franziskus "globalisiert" uralte Tradition
Papst Franziskus hat mit dem von ihm ausgerufenen Heiligen Jahr eine weit zurückreichende spirituelle Tradition revitalisiert und in eine auf der Höhe der Zeit angekommene Form gegossen. Als Heilige Pforte wird ein bestimmter Eingang einer Kathedralkirche bezeichnet, der nur zu Heiligen Jahren geöffnet ist. Beginn und Abschluss des Jubeljahres werden durch die Öffnung und Schließung der Pforte durch den Bischof markiert. Im Jahr 1122 erteilte der damalige Papst Calixt II. der Kathedrale von Santiago de Compostela das Privileg, "Heilige Jahre" durchführen zu dürfen. Papst Bonifaz VIII. rief im Jahr 1300 ein besonderes Pilgerjahr, ein "Jubeljahr" bzw. "Heiliges Jahr" aus, wobei diese Begriffe in seiner Einberufungsbulle noch nicht enthalten sind. Papst Alexander VI. führte zu Weihnachten 1499 die Tradition ein, dass das Heilige Jahr mit drei Hammerschlägen gegen die Heilige Pforte eröffnet wird. In Rom sind die Lateranbasilika, die Basilika St. Peter im Vatikan, die Basilika St. Paul vor den Mauern und die Basilika Santa Maria Maggiore im Besitz einer Heiligen Pforte. Das Durchschreiten einer Heiligen Pforten symbolisiert immer eine Gnadenerfahrung im Zugehen auf Christus. Mit dem von Papst Franziskus ausgerufenen Heiligen Jahr der Barmherzigkeit erhält diese Tradition eine globale Dimension.

Prälat Josef Rittsteuer im 102. Lebensjahr verstorben

$
0
0

Der ehemalige Dom- und Stadtpfarrer von Eisenstadt feierte erst im Vorjahr sein 75. Priesterjubiläum und war einer der maßgeblichen Säulenträger im Aufbau der Diözese Eisenstadt

Prälat Josef Rittsteuer, einer der "Urgesteine" der Diözese Eisenstadt, ist am Samstag im 102. Lebensjahr verstorben. Anlässlich seines 75. Priesterjubiläums im Vorjahr würdigte Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics den ältesten Geistlichen des Burgenlandes als eine herausragende Persönlichkeit, die in all den vielfältigen Aufgaben in einer Zeitspannen von einem dreiviertel Jahrhundert die Menschen zu versammeln vermochte, "wie eine Henne ihre Küken versammelt". Der Bischof habe schon als "kleiner Seminarist den Herrn Prälat kennenlernen dürfen. Wir haben als Priesteranwärter und später als Mitbrüder immer zu ihm aufgeschaut", so Bischof Zsifkovics.

Vor 76 Jahren zum Priester geweiht
Prälat Josef Rittsteuer war ein maßgeblicher Säulenträger im Aufbau des kirchlichen Lebens der Diözese Eisenstadt. Geboren am 25. September 1914 in Neusiedl am See und damit unmittelbar nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs empfing Rittsteuer, der ursprünglich Offizier werden wollte, am 9. Juli 1939, und damit kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, in Wien die Priesterweihe. Er wirkte anfänglich als Kaplan und Pfarrvikar in Mattersburg (1939-1940), als Pfarrprovisor in Wolfau und als Kaplan in Lockenhaus (1940-1941). Zwischen 1941 und Ende 1945 war Rittsteuer Pfarrvikar in Eisenstadt-Schlossgrund und Oberberg und anschließend bis Anfang der 1960er Jahre Pfarrer in Kleinfrauenhaid.

Dom- und Stadtpfarrer, "Tausendsassa" des kirchlichen Lebens
Josef Rittsteuer, der von 1962 bis 1965 das Amt des Dom- und Stadtpfarrers in Eisenstadt innehatte, kann angesichts seiner beeindruckenden Vielzahl und Vielfalt von übernommenen und wahrgenommenen Verantwortungsbereichen und Funktionen als wahrer "Tausendsassa" im kirchlichen Leben des Burgenlandes bezeichnet werden: So war er unter anderem Leiter der Abteilung für Kirchenmusik, Kanoniker des Kathedralkapitels zum Hl. Martin in Eisenstadt, Regens des Bischöflichen Priesterseminars (von 1965 bis 1975) und Referent des Referats für kirchliche Berufe. Auch publizistisch war er höchst aktiv: Zwischen 1969 und 1997 leitete er den St. Martins-Verlag und 20 Jahre lang, von 1969 bis 1989, fungierte Josef Rittsteuer als leitender Redakteur der Kirchenzeitung.

Vielfach geehrt und hoch geschätzt
Im Diözesankirchenrat war er ebenso engagiert wie in einer Vielzahl diözesaner Kommissionen, darunter jener für kirchliche Kunst, Musik, Liturgie und Personal. Josef Rittsteuer war Leiter des Burgenländischen Kirchenbauwerks, Kirchenanwalt des Bischöflichen Diözesangerichts und Diözesanrichter. 1978 wurde er zum päpstlichen Ehrenprälaten ernannt, ab 1983 trug er den Berufstitel Professor. Die Stadtgemeinde Neusiedl verlieh ihm den Ehrenring, die Landeshauptstadt und Freistadt Eisenstadt das Verdienstkreuz in Gold und die Joseph Haydn-Gedenkmedaille, das Land Burgenland den Kulturpreis.

Am 1. Jänner 1998 trat Josef Rittsteuer in den Ruhestand, ohne freilich seine seelsorglichen Aktivitäten ruhen zu lassen: "Ein Priester geht nicht in Pension", pflegte er zu sagen. Auch nach seinem 100. Geburtstag feierte der gebürtige Neusiedler regelmäßig Messen in der Franziskanerkirche in Eisenstadt.

Verfasser kirchenhistorischer Standardwerke
Seine zahlreichen kirchenhistorischen Arbeiten haben mittlerweile den Rang von Standardwerken, darunter die 1968 erschienene Publikation "Kirche im Grenzraum. Ein Beitrag zur Kirchengeschichte der Diözese Eisenstadt" oder das Werk "Neusiedl am See. Ein Beitrag zur Orts- und Kirchengeschichte des Burgenlandes".

Für den verstorbenen Apostolischen Protonotar Josef Rittsteuer wird am Mittwoch, dem 16. Dezember, um 18 Uhr ein Requiem in der Eisenstädter Dom- und Stadtpfarrkirche abgehalten. Am Freitag, 18. Dezember, findet um 19 Uhr eine Gebetsstunde in der Stadtpfarrkirche Neusiedl statt. Die Begräbnisfeier mit anschließender Beisetzung des verstorbenen Prälaten Josef Rittsteuer wird am Samstag, 19. Dezember, um 11 Uhr in der Stadtpfarrkirche Neusiedl begangen.

Diözesane Betriebskultur: "Gute Arbeit braucht Anker der Entschleunigung und Sammlung"

$
0
0

Bereits zum vierten Mal ermöglicht die Diözese Eisenstadt mit einem Betriebsurlaub vom 24. Dezember 2015 bis 6. Jänner 2016 allen kirchlichen MitarbeiterInnen einen ausgedehnten zeitlichen Freiraum für die Familie, Freunde, Muße und die eigene innere Ruhe.

"Gute Arbeit braucht Ankerplätze der Entschleunigung und der eigenen Sammlung. Ohne das bewusste Setzen von Zeit-Ruhe-Räumen, ohne die Atemluft der Gelassenheit, die loslassen kann und darf von der Alltagsdynamik, von Leistungsansprüchen und Arbeitsanforderungen, wird nicht nur die Muskulatur des Produktiv-Kreativen erlahmen, es wird die leibseelische Ganzheit des Menschen und seine mitmenschlichen Bezüge austrocknen", so Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics, der mit einem Betriebsurlaub für alle kirchlichen MitarbeiterInnen der Diözese Eisenstadt bereits zum vierten Mal ein konkretes Zeichen zur Entschleunigung und Sammlung in der Weihnachtszeit setzt.

Freiräume für das Fest der inneren Freiheit
"Zu Weihnachten ist Gott Mensch geworden. Es ist ein Fest der Freude, ein Fest für Seele, Geist und Leib. Die Menschen müssen die Möglichkeit haben, dieses Fest in innerer Freiheit, ohne seelischen Stress und Druck anzunehmen. Das bedeutet viel mehr, als am Heiligen Abend ein paar Geschenkpackerln aufzureißen", so der Bischof, der von der Bedeutung eines weihnachtlichen Betriebsurlaubs überzeugt ist.

Sinnressource Arbeit braucht Work-Life-Balance
Gerade kirchliche Einrichtungen müssten beispielgebend vorangehen, wenn es darum gehe, eine sinnerfüllte "Work-Life-Balance", eine Balance zwischen Arbeit und freier Zeit, zwischen Stunden der Produktivität und jenen der Ruhe zu bewahren. "Menschliche Freiräume dürfen nicht den Idolen jener ‚turbokapitalistischer Verirrungen’ geopfert werden, die gute Arbeit als gestalterischen, kreativen, sich selbst und in der Gemeinschaft verwirklichenden Sinnvollzug zu Formen der Ausbeutung, der Entfremdung und Verdinglichung pervertieren", betont Bischof Zsifkovics. Die seit Jahren gepflegte Betriebskultur der Diözese, die genau diese Ankerplätze der Erholung und Zuwendung an Familie und Freunde ermöglicht, sei somit auch allgemeine gesellschaftliche Einladung zum Entdecken und Wiederentdecken von Arbeit als tatsächlicher Sinnressource, aber auch Stachel im Fleisch fehlgeleiteter Tendenzen.

"Atemlos lassen sich Potenziale nicht entfalten"
Untersuchungen zeigen eindeutig, dass Gestaltungsfähigkeiten, Arbeitspotenziale, die Selbstverwirklichung durch eigene Leistungen und die mit eigenen Handlungsleistungen verbundene Freude durch mangelnde Ausgleichs-, Ruhe- und Freiräume deutlich abnehmen. "Ein gesunder Betrieb braucht gesunde Menschen und Gesund-Sein betrifft den leibseelischen Selbst- und Weltbezug im Ganzen", so der Bischof. "Atemlosigkeit und die Illusion eines ruhelosen ‚Immer-Mehr’ sind keine gute Grundlage für das Entfalten und Verwirklichen von Potenzialen. Und das betrifft das Arbeits- und Wirtschaftsleben genauso wie die Gestaltung von Freizeit, die sich etwa durch einen überbordenden und übersteuerten Konsum selbst um die Chance einer eigentlichen Sammlung, einer Freilegung eigener Daseinsmöglichkeiten bringt."

In der Zeit vom 24. Dezember 201 bis 6. Jänner 2016 werden daher alle Dienststellen der Diözese geschlossen sein. Ausgenommen sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im seelsorglichen Dienst.
Viewing all 534 articles
Browse latest View live